TV-Kritik zum Sonntagskrimi

„Polizeiruf 110: Paranoia“: Abschied von Ermittlerin Bessie Eyckhoff

Elisabeth Eyckhoff (Verena Altenberger, M.) und Dennis Eden (Stephan Zinner, r.) stehen mit dem Manager der Garden Wox, Sven Dörner (Max Rothbart, l.) zusammen – eine Szene aus „Polizeiruf 110: Paranoia“.

Elisabeth Eyckhoff (Verena Altenberger, M.) und Dennis Eden (Stephan Zinner, r.) stehen mit dem Manager der Garden Wox, Sven Dörner (Max Rothbart, l.) zusammen – eine Szene aus „Polizeiruf 110: Paranoia“.

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Der Abschied kommt unerwartet. Nach nur sechs Folgen verabschiedet sich die Österreicherin Verena Altenberger wieder von ihrer Rolle als Münchner „Polizeiruf“-Ermittlerin Bessie Eyckhoff. „Ich bin ein Mensch, der gerne geht, wenn es am schönsten ist“, schreibt Verena Altenberger dazu auf Twitter, „es zieht mich weiter und ich suche mir neue Herausforderungen.“

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Ein Schritt, der überrascht und irritiert. Denn ihre Rolle ist noch lange nicht auserzählt. Gerne hätte man mehr über die einfühlsame Kommissarin erfahren. Über ihr Privatleben ist jedenfalls nichts bekannt. Und der Charakter ihrer Figur nimmt gerade erst Konturen an.

BR offenbar auch von Abschied überrascht

Auch der zuständige Bayerische Rundfunk scheint von der Entscheidung überrascht. Man bedauere ihren Weggang, heißt es vonseiten des Senders, der allerdings schnell reagierte. Altenbergers Nachfolgerin wird die Freiburgerin Johanna Wokalek, die als Kommissarin Cris Blohm in der zweiten Jahreshälfte ihren ersten Fall lösen wird. An der Seite von Stephan Zinner als Kommissar Dennis Eden, der damit dem Sonntagskrimi des Bayerischen Rundfunks erhalten bleibt.

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Nun also der letzte Fall mit der guten Bessie, die so angenehm ironisch sein kann und das Geschehen gerne lakonisch kommentiert. Auch in der zugegebenermaßen recht verwirrenden Folge „Paranoia“ (Regie: Tobias Ineichen, Drehbuch: Martin Maurer), in der leider vieles bis zum Schluss im Dunkeln bleibt.

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Opfer ist der Angestellte eines Fast-Food-Restaurants

Eines ist jedoch sicher: München ist eine schicke, feine Stadt, in der es keine Schlaglöcher gibt. Es muss also, sagt Bessie zu ihrem Kollegen Eden, eine Unebenheit gewesen sein, in die sie gerade auf dem Weg zum Fundort einer Leiche hineingefahren sind. Das Opfer ist der Angestellte eines Fast-Food-Restaurants, der erstochen aufgefunden wurde. Der arabischstämmige Mann lebte schon länger in Deutschland, galt als freundlich und fleißig, war aber offenbar ziemlich einsam. Denn Freunde oder Verwandte sind nicht auffindbar.

Merkwürdigerweise spielt dieser „ganz normale“ Mordfall im weiteren Verlauf des Films keine große Rolle mehr. Denn kurz darauf gibt es einen zweiten Toten, einen Rettungssanitäter (Carlo Melchior), der erstochen in seiner Wohnung aufgefunden wird. München hat zwar keine Schlaglöcher, aber offenbar viele Mörder.

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Hier scheinen seltsame Dinge vor sich zu gehen

Auf der Straße vor dem Tatort treffen Bessie und Eden auf Sarah Kant (Marta Kizyma), eine Kollegin des Toten. Sie hatte ihn kurz zuvor besucht, war aber noch einmal zurückgekommen, weil sie ihr Handy vergessen hatte, und da war er schon tot. Die junge Frau wirkt verängstigt, verwirrt, extrem nervös und erzählt Bessie eine unglaubliche Geschichte.

Sie habe am Abend zuvor einen Einsatz gehabt, berichtet sie. Zusammen mit ihrem Kollegen musste sie eine Frau, die in ihrer Wohnung niedergestochen worden war, retten und ins Krankenhaus bringen. Als sie sich am Morgen nach der Frau erkundigt, erfährt sie, dass die Patientin nie eingeliefert wurde. Auch im Einsatzprotokoll ist der Fall nicht vermerkt, was eigentlich nicht sein kann. Da der Zuschauer all dies jedoch mit eigenen Augen gesehen hat, scheinen hier also seltsame Dinge vor sich zu gehen, ja, es riecht nach einer mysteriösen Verschwörung, in deren Zentrum die ohnehin psychisch labile Sarah Kant steht. Und die nicht ohne Grund paranoid reagiert und Bessie zwischenzeitlich sogar mit einem Messer verletzt. Eine Szene, bei der man sich herrlich gruseln kann.

Dritter Mord bleibt wie vieles im Dunkeln

Die Hintergründe dieser scheinbaren Verschwörung werden zwar angedeutet – ja, es sind die üblichen Verdächtigen –, aber leider nicht weiter ausgeführt. Auch ein dritter Mord bleibt wie so vieles im Dunkeln. Und man versteht, dass eine engagierte Polizistin wie Bessie die Lust am Räuber-und-Gendarm-Spiel verliert. Auch die Erwartungen des Zuschauers werden enttäuscht. Was bleibt, sind gute Dialoge, vor allem zwischen den beiden Ermittlern. Und eine wie immer exzellente Verena Altenberger, deren Ausstieg aus der Krimireihe man nur bedauern kann.

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Der „Polizeiruf 110: Paranoia“ läuft am Sonntag, 11. Juni, ab 20.15 Uhr in der ARD.

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