RTL-Nachrichtenoffensive: ARD sieht die neue Konkurrenz gelassen
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Bekanntes Gesicht in neuem Umfeld: Der ehemalige „Tagesschau“-Moderator Jan Hofer präsentiert ab sofort das neue Nachrichtenmagazin „RTL direkt“.
© Quelle: Jörg Carstensen/dpa
Bei der ARD macht man sich offenbar keine Sorgen darum, dass das neue Nachrichtenmagazin „RTL direkt” den parallel laufenden „Tagesthemen” schaden könnte. „Wettbewerb befeuert und schadet nicht”, sagte Helge Fuhst, zweiter Chefredakteur von ARD aktuell, in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ). Die beiden Formate seien sehr unterschiedlich. „Wir senden fast doppelt so lang und oft”, sagte Fuhst. Außerdem verfüge man über eines der größten Korrespondentennetzwerke weltweit. „Die Menschen vertrauen den ‚Tagesthemen‘ seit mehr als 40 Jahren.”
Das neue RTL-Nachrichtenformat läuft ab sofort montags bis donnerstags um 22.15 Uhr und dauert 20 Minuten. Die „Tagesthemen” starten an diesen Tagen zur gleichen Zeit, dauern aber 35 Minuten. Fuhse fürchtet aus einem weiteren Grund nicht, dass die Überschneidung der Sendeplätze die „Tagesthemen“ viele Zuschauerinnen und Zuschauer kosten könnte. Die Mediennutzung verändere sich, immer mehr Menschen schauten nicht linear fern, sondern zeitversetzt online. „Der Sendeplatz verliert seine Allmacht”, sagte Fuhst.
Wechsel von Hofer und Atalay: „ziemlich überdramatisiert”
RTL machte mit seiner Nachrichtenoffensive auch deshalb Schlagzeilen, weil der Sender aus der ARD bekannte Gesichter verpflichtete. Der langjährige „Tagesschau”-Chefmoderator Jan Hofer präsentiert die Nachrichten zukünftig bei „RTL direkt”, auch die „Tagesthemen“-Moderatorin Pinar Atalay wechselt zum Privatsender. Solche Wechsel seien genau wie in anderen Branchen üblich, sagte Fuhst der „SZ“. Das Thema sei zuletzt „ziemlich überdramatisiert” worden.
Für die „themen” ergebe sich die Chance zur Weiterentwicklung. „Mit Aline Abboud als erster Moderatorin der ‚Tagesthemen’ aus Ostdeutschland erfahren wir eine große Bereicherung”, sagte Fuhst. Auch inhaltlich wolle man die „Tagesthemen“ weiterentwickeln. „Dazu gehört, dass wir nahbarer werden, weniger staatstragend”, sagte Fuhst.
Der ARD-Mann wünscht der neuen Konkurrenz zum Start „das nötige Durchhaltevermögen”. Er finde es gut, dass die Privatsender mehr auf Nachrichten setzen. „Zu viel Information kann es nicht geben”, sagte Fuhst. Ein Scheitern von „RTL direkt” wäre deshalb „ein Rückschlag für alle, die für Nachrichtenjournalismus brennen“.
RND/yer