Tyrannei und Widerstand: Die zweite Staffel von „Star Wars: The Bad Batch“ startet
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Hat den Bogen schnell raus: Jungklonin Omega wird im Handumdrehen zur vollwertigen Kämpferin in den Reihen von Kloneinheit 99. Szene aus der zweiten Staffel der Animationsserie „Star Wars: The Bad Batch“, die am 4. Januar beim Streamingdienst Disney+ startet.
© Quelle: Lucasfilm Ltd.
Das Imperium schlägt vor: Dass man Frieden und Ordnung in der „weit, weit entfernten Galaxis“ bieten und sichern wolle, heißt es. Und beides sind ja nun an und für sich beruhigende und löbliche Vorhaben – wüsste man nicht, dass auch Diktatoren unserer eigenen Galaxis wie Hitler, Stalin und heute Putin in ihren Orwell‘schen Sinnverdrehungen Ähnliches vorzuhaben vorgaben und -geben. Propaganda ist Lug und Trug, Gewalt erhebt dahinter stets ihr hässliches Haupt. Des Angepassten Frieden und Ordnung in Diktaturen sind immer des Skeptikers und Andersdenkenden Leid und Verfolgung.
So auch im „Star Wars“-Imperium, wo sich die Kloneinheit 99 in der zweiten Staffel der Animationsserie „The Bad Batch“ zunächst aus den politischen Umwälzungen herauszuhalten sucht, die mit der Machtergreifung des Imperators (aka Darth Sidious alias Ex-Kanzler Palpatine) einhergehen.
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Zeitenwende durch Massenmord
Wir erinnern uns an die von langer Hand vorbereitete Zeitenwende von „Star Wars“. Ein Chip mit der „Order 66″ brachte die geklonte Armee der Demokratie auf des Imperators dunkle Seite der Macht. Ihre Generäle, die unbestechlich guten Jedi-Ritter, so lautete die den Klonkriegern von Palpatine schon embryonal implantierte Lüge, hätten die Republik verraten und müssten sterben.
Nur wenige der Jedi überlebten das anschließende Massaker, und das 99er-Team Hunter, Wrecker, Tech und Echo sowie Klon-Teenie Omega – immun gegen die fatale Programmierung – verstanden die Welt nicht mehr, tauchten ab und erledigten (Spoiler-Alarm!) zu Beginn der zweiten Staffel als Söldner Jobs für die machtbewusste Trandoshanerin Cid, eine zwielichtige Lady mit – nicht von ungefähr – Reptilphysiognomie.
Zunächst schließt sich von den 99ern nur Echo dem Widerstand an, als dann aber Omega zur Schlüsselfigur erklärt und vom Imperium gejagt wird, kommt auf die auf dem Paradiesplaneten Pabu gestrandeten Helden eine Entscheidung zu.
Die Klone „erwachen“ und erkennen ihr Verbrechen
Die zweite Staffel erzählt von der Phase der Konsolidierung, der Machtabsicherung. Noch ist die Tyrannei nicht gefestigt und nach den Jedi-Morden gärt es bald in den Reihen der Klone. Viele „erwachen“, zweifeln, begreifen ihren Gehorsam als Verbrechen. Es gibt erste Aufstände, und die Schergen des Imperators, die bereits einen Genozid auf dem Planeten Kamino zur Naturkatastrophe umlogen, setzen heimlich auf Vernichtung der Klone statt auf Dialog.
Dave Filoni, der „Star Wars“-Macher aus Pennsylvania („The Clone Wars“, „The Mandalorian“), versteht sich ein weiteres Mal visuell wie erzählerisch auf allerbeste Unterhaltung. Er lässt das Publikum ein weiteres Mal wünschen, er wäre schon bei J. J. Abrams‘ lahmer dritter „Star Wars“-Kinotrilogie der Zampano von George Lucas‘ märchenhafter Sci-fi-Saga gewesen. Mit leichter Hand und einem guten Sinn für Dramaturgie spitzt er die Dinge zu, erzählt parallel zum actionerfüllten Politgewese die Geschichte, wie aus den Abtrünnigen von 99 eine funktionierende Familie, wie aus soldatischer Pflicht ernsthafte Zuneigung wird.
Und lässt sich auch einmal Zeit für eine 25-minütige, im Gesamtgefüge verzichtbare Episode, in der er Omega bei einem Pod-Race über Stock und Stein flitzen lässt. Dass das Kind übertrieben schnell zur vollwertigen Kampfgenossin der Outlaws reift, muss man hinnehmen. Turboheldentum ist den Anforderungen einer Serie geschuldet, in der es Abenteuer nur so hagelt und ein ewig schutzloses Mädchen als nervtötend empfunden würde.
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14 der 16 Episoden wurden zur Ansicht gereicht, binnen deren sich Zuschauers Zuneigung zu den durchaus differenzierten Helden festigt. Interessant ist die Storyline, die Filoni für den abtrünnigen 99er-Scharfschützen Crosshair bereithält. Der kaltblütige Killer der ersten Staffel („Ein Soldat folgt Befehlen“) muss auf die harte Tour erfahren, dass seine Professionalität und Loyalität vom Imperium nur ausgebeutet werden.
Und dass der Einzelne nichts zählt. Aus „Star Wars: The Bad Batch“ zieht man so mehr Wissen über die Mechanismen des Totalitären und den Schatz, den Demokratie darstellt, als aus so mancher trockener Geschichtsstunde.
„Star Wars: The Bad Batch“, Animationsserie, zweite Staffel, 16 Episoden, von Dave Filoni (ab 4. Januar bei Disney+)