TV-Kritik zum Krimi

Wiener „Tatort: Azra“: Wer hat den Clanboss getötet?

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) ermitteln im „Tatort: Azra“.

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) ermitteln im „Tatort: Azra“.

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Recht und Gerechtigkeit sind nicht immer das Gleiche. Und in dem schwierigen Dilemma, sich zwischen beiden entscheiden zu müssen, stecken am Ende des neuen Wiener „Tatorts – Azra“ (Regie: Dominik Hartl; Drehbuch: Sarah Wassermair) die Ermittler Oberstleutnant Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Majorin Bibi Fellner (Adele Neuhauser). Allein das sorgt für so viel Spannung bis zur letzten Minute, dass man sich diesen „Tatort“ auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Auch wegen der vielen guten Schauspieler, echten Charakterköpfen, allen voran die von Mariam Hage gespielte, titelgebende Azra. Eine toughe, burschikose und in jeder Hinsicht schlagkräftige junge Frau, die als V-Frau für die Wiener Polizei arbeitet und dabei in höchste Lebensgefahr gerät.

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Doch zuvor wird eine fast klassische Mafiageschichte erzählt. Vor einem Club wird eines Abends der aus Georgien stammende Luka Datviani erschossen, ja regelrecht hingerichtet. Er ist der Bruder von Beka (Lasha Bakradze), dem Boss des sehr reichen und sehr einflussreichen Datviani-Clans, einer Mafiabande aus Georgien. Wenn jemand aus diesen Kreisen ermordet wird, kann das blutige Folgen haben. Das wissen auch Moritz und Bibi, als sie am Tatort eintreffen. Denn ein Bandenkrieg zwischen verfeindeten Clans ist das Letzte, was sie wollen. Doch Beka zeigt sich erstaunlich gelassen und überraschend kooperativ, ja, er spielt recht überzeugend den Geschäftsmann, der in hohen Wiener Kreisen verkehrt, verzichtet dabei aber nicht auf eine versteckte Drohung.

V-Frau Azra spielt Schlüsselrolle

Als Bibi und Moritz in ihr Kommissariat zurückkehren, werden sie von ihrer Kollegin Eva Brunner (Zeynep Buyrac) empfangen. Sie arbeitet in der Abteilung für Wirtschafts­kriminalität und beschäftigt sich schon länger mit dem Datviani-Clan. Sie hat auch eine V-Frau in die Bande eingeschleust, die bereits erwähnte Azra. Und die behauptet, Beka sei für den Mord an seinem Bruder verantwortlich. Beweisen kann sie das aber noch nicht, weil sie noch nicht nah genug an Beka herangekommen ist.

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Auch Moritz kennt Azra von früher. Er verdankt ihr wichtige Hinweise aus dem Drogenmilieu und hat schon mehrfach vergeblich versucht, sie für eine Karriere bei der Polizei zu gewinnen. Nun arbeitet sie doch als wichtige V-Frau bei den Datvianis. Um sie an den Clanboss heranzuführen, wird ein Polizei­einsatz inszeniert, bei dem dessen Leibwächter verhaftet werden. Nun ist der Weg frei für Azra, die nach einer schlagkräftigen Bewährungs­probe Bekas neue Leibwächterin wird.

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Ein Tatort mit vielen Wendungen

Doch das ist nur der Auftakt zu der eigentlichen Geschichte, die nun folgt und in der sich alles um Azra dreht. Und die beginnt mit einem nächtlichen Zwischenfall. Als Moritz sich spätabends mit Azra trifft, um das weitere Vorgehen zu besprechen, werden sie von einem Geräusch aufgeschreckt. Hat sie vielleicht jemand beobachtet? Und ist Azra aufgeflogen? Moritz’ Chef Rauter (Hubert Kramar) und auch Brunner wird die Sache zu heikel und sie ziehen Azra von dem Fall ab. Doch Azra, die behauptet, kurz vor dem Ziel zu sein, kann Moritz überreden, weiterzumachen. Dann bricht plötzlich der Kontakt zu ihr ab. Moritz ist verzweifelt und macht sich Vorwürfe, gemeinsam mit Bibi setzt er alles daran, Azra zu finden. Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Doch das ist erst die halbe Wahrheit, denn dann nimmt die Geschichte eine völlig überraschende Wendung.

Dieser Film hat wirklich alles, was ein guter Krimi braucht. Eine wendungs­reiche Geschichte. Pointierte Dialoge. Starke Emotionen, das Verhältnis von Moritz zu der jungen V-Frau ist fast väterlich und seine Beziehung zu Bibi längst mehr als freundschaftlich. Überzeugende Schauspieler bis in die Nebenrollen, selbst ein Clanmitglied im Knast hat viel Charakter. Der Film ist zudem atmosphärisch gut und temporeich inszeniert. Und er besitzt ein Ende, bei dem sich auch der Zuschauer zwischen Recht und Gerechtigkeit entscheiden muss. Kurz gesagt: ein absolut sehenswerter Tatort.

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Der „Tatort: Azra“ läuft am Pfingstmontag, 29. Mai, ab 20.15 Uhr in der ARD.

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