“The Voice”-Team Rea Garvey und Samu Haber: “Es ist wichtig, in schwierigen Zeiten das Leben zu feiern”
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Das Team Rea Garvey und Samu Haber blickt der Jubiläumsstaffel von “The Voice of Germany” optimistisch entgegen.
© Quelle: imago/Sven Simon/Future Image/dpa/Montage RND
Die erfolgreiche Musikcastingshow “The Voice of Germany” feiert großes Jubiläum, am Donnerstag läuft die zehnte Staffel an. Dabei bilden die einstigen Konkurrenten Rea Garvey und Samu Haber erstmals ein Coachingteam. Im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) sprechen sie über ihre Zusammenarbeit, Corona und ihre Siegchancen.
Wie kommt es, dass bei der Jubiläumsstaffel von “The Voice of Germany” ausgerechnet Sie beide in ein Team gesteckt wurden?
Samu Haber: Es ist schon ein Risiko, diese beiden smarten Typen in ein Team zu packen. Doch überraschenderweise funktioniert es.
Rea Garvey: Als ich gefragt wurde, ob ich mir einen Doppelstuhl mit Samu teilen möchte, habe ich sofort zugesagt. Das klang nach viel Spaß. Außerdem hat Sido mal gesagt: “Man muss zu zweit sein, um sich mit Mark Forster anzulegen.” Wenn man allein ist, ist er zu gut. Aber so können wir ihn nun in die Zwickmühle nehmen. (lacht)
Sie haben beide schon mal eine “The Voice”-Staffel gewonnen. Ist Ihr Ziel nun, mit vereinten Kräften die zehnte Staffel zu gewinnen?
Rea Garvey: Unser Ziel ist es, den Pokal nach Hause zu bringen.
Samu Haber: Wir haben beide ein Regal zu Hause mit all den Auszeichnungen und Preisen, die wir schon gewonnen haben. Aber wir waren jetzt beide bei Ikea, um ein neues Regal zu kaufen.
Rea Garvey: Über den Sieg bei “The Voice” reden wir am liebsten, weil die anderen Coaches diese Erfahrung noch nie gemacht haben. (lacht)
Rea, mit Michael Schulte ist nun ein Kandidat der ersten Staffel aus Ihrem Team ebenfalls Coach und tritt gegen Sie an…
Rea Garvey: Ich denke, Michael ist ein ernst zu nehmender Gegner. Er hat den ganzen Talentprozess durchlaufen, deshalb hat er einen besseren Einblick, als das ein Coach jemals haben könnte. Max Giesinger hat dieselben Erfahrungen gemacht, und die beiden sind beste Freunde. Ich habe Michael zum ersten Mal vor zehn Jahren getroffen, als er fast noch ein Kind war. Er hat eine Zuversicht, die mich sehr inspiriert. Er ist heute ein Familienvater und hat sich zu einer coolen Persönlichkeit entwickelt.
Wer ist für Sie beide denn der gefährlichste Gegner?
Rea Garvey: Mark ist offensichtlich ein sehr harter Gegner für uns. Er ist einfach sehr gut in dem, was er macht. Bisher hat er noch nicht gewonnen, und ich glaube, dass jeder sehen will, wie er dieses Mal wieder verliert. (lacht) Wenn wir in den Wäldern gegen Mark kämpfen, ist Nico jemand, der aus den Wäldern flüchtet und einfach außen rum läuft. Sein Team ist wirklich stark. Und die Frauen sind mit so viel Leidenschaft dabei und verlangen sehr viel von ihren Talenten…
Samu Haber: Vielleicht zu viel?
Rea Garvey: Aber Stefanie und Yvonne sind mit so viel Gefühl dabei. Manchmal habe ich Angst, dass ihre Talente schon losheulen, bevor sie auf die Bühne gehen.
Samu Haber: Sie heulen aber auch auf der Bühne…
Rea Garvey: … und während der Entscheidung.
Samu Haber: Es wird also eine lustige Show für die ganze Familie. (lacht) Wenn man im Fußball gegen Barcelona spielt, muss man auf Messi aufpassen. Für uns ist Mark der Messi, aber es gibt noch sehr viele andere sehr gute Spieler. Wir können unseren Fokus nicht nur auf die andere Seite des Studios setzen, sondern müssen auch Nico und die Ladys immer im Auge behalten. Wenn wir uns nur auf Mark konzentrieren würden, können wir nur verlieren.
Samu, war von vornherein klar, dass Sie für die Dreharbeiten überhaupt von Finnland nach Deutschland kommen dürfen?
Samu Haber: Im März wusste ja niemand, was überhaupt möglich sein wird. Also sagte ich, dass ich dabei wäre, wenn es klappt. Es war alles ein bisschen aufwendiger. Nur ein Beispiel: Ich komme gerade vom Corona-Test und muss in sechs Stunden den nächsten Test in Helsinki machen. Anschließend muss ich mich in Finnland in Quarantäne begeben. Wir planen Tag für Tag und sehen, wie die Dinge sich entwickeln. Wenn –aus irgendwelchen Gründen – es keine Flüge mehr zwischen Berlin und Helsinki gibt, müsste mich Rea via Facetime in die Show dazu holen. Aber vielleicht würde er auch dafür sorgen, dass die Technik versagt. (lacht) Ich bin aber wirklich glücklich, dass wir bei all diesem verrückten Dingen, die gerade so in der Welt passieren, den Zuschauern mit unserer Show etwas Abwechslung bieten können. Es ist wichtig, dass wir auch in solch schwierigen Zeiten das Leben feiern. Es war so schön, als wir bei den Blind Auditions zum ersten Mal jemanden gesehen haben, der Gitarre gespielt hat. Das hatten wir im letzten halben Jahr nicht mehr live erlebt.
Rea, wie enttäuscht waren Sie, dass das geplante “Give Life a Chance”-Konzert in Düsseldorf mit Bryan Adams, Sarah Connor und Co. abgesagt werden musste?
Rea Garvey: Nicht so wirklich. Es sollte das erste große Konzert mit 13.000 Zuschauern in einer Arena sein, in die normalerweise 50.000 Leute passen. Wir hatten recht früh das Gefühl, dass es nicht stattfinden wird. Im Moment sind eher kleine Schritte gefragt. Nun geht man zurück an den Tisch und versucht, einen neuen Plan auszuarbeiten. Niemand möchte töricht oder unverantwortlich handeln. Auf der anderen Seite arbeiten wir in einer Industrie mit zwei Millionen Menschen, die gerade alle keinen Job haben. Und es sieht so aus, als ob ihnen niemand eine Perspektive für die Zukunft gibt. Aber wir haben diesen Menschen gegenüber auch eine Verantwortung, um für sie da zu sein und die Livekonzerte wieder in Gang zu bringen. Ich möchte wieder Konzerte spielen, dass vor der Bühne wieder Leute stehen. Wir müssen zurückkommen zu dieser Kultur von Livekonzerten.
Samu Haber: Meine letzte Tour mit Sunrise Avenue soll am 2. April 2021 starten. An diesem Tag ist mein 45. Geburtstag. Es wäre ein schönes Geburtstagsgeschenk für mich, wenn wir unsere letzte Tour starten könnten. Als wir dieses Jahr nach zwei Konzerten abbrechen mussten, habe ich zum Himmel geblickt und gesagt: “Lieber Gott, wenn du da draußen irgendwo bist. Du hättest jede unserer Touren stoppen können. Aber musste es ausgerechnet die letzte sein?” (lacht) Es waren im Vorfeld so viele Emotionen mit dieser letzten Tour verbunden. Aber nach zwei Konzerten war klar, dass wir die Tour nicht zu Ende spielen können und sie nachholen müssen. Wenn die Tour nachgeholt werden kann, ist es okay. Aber es gibt ganz andere Dinge, über die man sich gerade in der Welt ärgern kann. Rea und ich haben ja noch Glück gehabt. Neben der Musik haben wir auch noch einen Job im Fernsehen. Außerdem können wir auch noch neue Songs schreiben.
Man merkt, dass Ihnen diese letzte Tour sehr wichtig ist…
Samu Haber: Ich habe seit April nicht mehr über diese Tour nachgedacht. Ich habe das Thema verdrängt, weil es ja nichts bringt, darüber nachzudenken. Wenn mich Leute im Studio fragen, ob die Tour im nächsten April wirklich stattfinden wird, ist das ein bisschen so, als würden sie mich fragen, ob es in vier Wochen einen windigen Tag geben wird. Ich bin kein Virologe. Da muss man geeignetere Leute als mich fragen. (lacht) Aber ich hoffe natürlich, dass diese Tour stattfindet und ich ein letztes Mal mit den Jungs unterwegs sein kann.
Rea Garvey: Für Nico war es besonders schlimm, weil er gerade mit seinen Tourproben abgeschlossen hatte. Dann kamen die neuen Hygienevorgaben, und er durfte seine Konzerte nicht mehr spielen. Marks Tour ist ausverkauft. Wir sitzen alle im selben Boot und haben die gleichen Gefühle. Wir alle wollen zurück auf die Bühne – früher oder später.
Samu Haber: Ich denke, dass ganz viele Menschen Konzerte vermissen. So wie es uns ging, als wir den ersten Kandidaten mit Gitarre gesehen haben. Es hat sich großartig angefühlt. So, als hätte man ein Jahr lang keine Schokolade gehabt und plötzlich legt dir jemand Schokostücke in den Mund. (lacht)
Samu, am 14. Oktober erscheint Ihre Autobiografie “Forever Yours”. Kommt das Coronavirus bereits darin vor?
Ich habe es im Februar beendet, aber es hat etwas länger gedauert, es in die anderen Sprachen zu übersetzen. Wie viel Gewicht will man dem Virus zukommen lassen? Jetzt ist es ein großes Thema, aber wenn man das Buch erst in zehn Jahren liest? Corona hat die Welt entscheidend verändert. Wir werden nie wieder zu dem Punkt zurückkommen, an dem wir vor der Pandemie waren.
Rea, wie ist das mit den Songs Ihres neuen Albums “Hy Brasil”, das am 13. November veröffentlicht wird? Sind darauf Verweise auf die Pandemie.
Rea Garvey: Mir ging es genauso wie Samu. Ich wollte keine Songs, die man im nächsten Jahr hört und die einen an diese Zeit erinnern. Als ich mit den Arbeiten zum Album angefangen habe, musste ich erst mal zwei Monate warten, bis ich das Gefühlt hatte, am richtigen Ort für das Album zu sein. Ich habe viele der Songs 2019 geschrieben und wollte kein Opfer von 2020 werden. Ich denke, dass mich die amerikanische Politik mehr beeinflusst hat als Corona. Ich will nicht, dass diese Pandemie ewig so weitergeht, aber Musik ist für die Ewigkeit. Wenn ich über Corona singen würde, würde ich es unsterblich machen. Da denke ich mir, lasst uns alles tun, damit dieser Mist irgendwann mal endet.
Samu Haber: Wir haben unsere Lektion gelernt und hatten eine Chance, in einem neuen Licht auf unser Leben zu schauen. Bevor ich gefragt wurde, ob ich zu “The Voice” zurückkehren möchte, wurden die Tour und sämtliche anderen Termine gecancelt. Ich hatte einen leeren Kalender. Das ist mir in meinem ganzen Leben noch nie passiert. Für einen kurzen Augenblick habe ich gedacht, dass ich “The Voice” absage und mich mit meinen Liebsten in eine kleine Hütte im Wald zurückziehe. Aber dann dachte ich, dass ich schon nach ein paar Stunden so gelangweilt wäre, dass ich es niemals ein halbes Jahr aushalten würde. Die Menschen, die mich normalerweise lieben, würden mich hassen, weil ich ihnen ganz schrecklich auf den Geist gehen würde. (lacht)