Umstrittene TV-Show: In den Niederlanden stellen Kinder nackten Erwachsenen Fragen
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Werbung, Film und Fernsehen zeigen meist ideale nackte Körper: Die Sendung „Gewoon bloot“ (dt.: „Einfach nackt“) will Kindern ein Bild von normalen Körpern vermitteln. Und ihnen Fragen ermöglichen (Symbolfoto).
© Quelle: imago/PhotoAlto
Ehrlich jetzt? Da sind bald Erwachsene im niederländischen Fernsehen zu sehen, die sich ihrer Kleidung entledigen. In einer Sendung für Kinder. Splitternackt stehen die fünf Menschen unterschiedlichen Geschlechts und Alters auf einer Art Podest. Und dann können die kleinen Zuschauer im Studio (auf Corona-Distanz) alles fragen, was ihnen so zum menschlichen Körper einfällt. Die Sendung wurde gemeinsam mit einem Studienzentrum für Sexualität entwickelt und soll am 21. März zum ersten Mal ausgestrahlt werden.
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Das Format „Gewoon Bloot“ (zu Deutsch: „Einfach nackt“) ist – naturgemäß – nicht unumstritten. Zuschauer üben schon vor Ausstrahlung der ersten Sendung Kritik – auch auf der Facebook-Seite des Senders. Was NOS (Nederlandse Omroep Stichting, auf Deutsch: Niederländische Rundfunkstiftung) zeige, sei Aufgabe der Eltern, schreibt beispielsweise Annemiek Erkens. „Auf keinen Fall würde ich, wenn ich Kinder hätte, sie so etwas aussetzen“, versichert auch eine Chantal de Prouw. Man solle „lieber Vielfalt im Bademodenkatalog schaffen, statt nur Größe 36 zu zeigen“, meint Kelly Stricker. Ein User namens Jos Oostendorp wirft hingegen ein: „Kommt, Leute, sind wir echt so prüde geworden?“
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Petition gegen die Sendung
In Den Haag überreichten außerdem Kritiker am Freitag eine Petition an Abgeordnete gegen das Programm. Sie wurde von etwa 100.000 Niederländern unterzeichnet. Gegner gibt es vor allem unter konservativen Christen, orthodoxen Muslimen, rechtspopulistischen Parteien sowie deren Anhängern. Die „Unschuld der Kinder“ müsse geschützt werden, erklärten die Initiatoren der Petition im Radio. Sie befürchten, dass die Konfrontation mit nackten Erwachsenen sexuellem Missbrauch Vorschub leisten könne.
Moderator Edson da Graca hingegen verteidigt seine Show „Gewoon Bloot“, die durchaus pädagogischen Wert habe, denn ein derart „realistischer Blick“ auf den menschlichen Körper fördere „ein positives Selbstbild“. Man wolle Kinder wegbringen von dem Bild aus Werbung, Filmen und Magazinen, das oft perfekte und makellose Körper zeige und damit Minderwertigkeitskomplexe bei dem Betrachter erzeugen könne, der beim vermeintlichen Ideal nicht mithalten könne.
Ein Psychologe: „Das Kind interessiert sich von selbst“
Es solle den Kindern beigebracht werden, so berichtet die Website RTL.de, dass jeder Körper anders sei und beileibe nicht perfekt – so da Graca im ausstrahlenden Sender NOS.
Psychologen aber bezweifeln die Ernsthaftigkeit und den Nutzen der Sendung. „Das Kind interessiert sich von selbst und dann sollte man die Fragen beantworten. Und nicht andersrum“, äußerte der Psychologe Marc Stollreiter gegenüber RTL.
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Die Show ist kein niederländisches Original, sondern kommt ursprünglich aus Dänemark. Auch dort hatte sie schon für Diskussionen gesorgt, bekam dann aber einen Fernsehpreis und eine zweite Staffel. Zuletzt stritten sich die dänischen Fernsehzuschauer auch um eine andere Sendung mit Skandalpotenzial – um John Dillermand, eine Puppenfigur für Kinder, die mit ihrem Lasso-langen Penis allerhand Unsinn anstellt.
RND/big/mit dpa