Journalistische Gratwanderung

„Wir müssen die Schrecken des Krieges zeigen“: ZDF-Politikchef über heikle Bilder im TV

Kriegsbilder zu zeigen, sei eine Gratwanderung, sagt Matthias Fornoff.

Kriegsbilder zu zeigen, sei eine Gratwanderung, sagt Matthias Fornoff.

Der Krieg in der Ukraine bringt bisweilen fürchterliche Bilder mit sich. Darf man diese oft verstörenden Szenen im Fernsehen ausstrahlen - zumal bei den Öffentlich-Rechtlichen? „Es ist unser Auftrag, den Krieg zu zeigen“, versuchte sich Matthias Fornoff, Leiter der ZDF-Politikredaktion, nun in einem Interview an der Beantwortung dieser heiklen Frage. „Es ist eine Gratwanderung, aber wir müssen auch zeigen, dass Krieg furchtbar ist“, sagte der Journalist im Gespräch mit der Nachrichtenagentur teleschau. „Wir können natürlich nicht alle Bilder zu allen Tageszeiten zeigen“, so der 58-Jährige. Viele Bilder seien gerade für Kinder verstörend - „da haben wir auch eine Gatekeeperfunktion“. Fornoff brachte das Dilemma auf den Punkt: „Wir müssen die Schrecken des Krieges zeigen, ohne dazu beizutragen, dass alle verrohen.“

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Allgemein habe der öffentlich-rechtliche Politikjournalismus in Zeiten des Krieges „keine andere Aufgabe als in anderen Krisen“, betonte der ZDF-Mann: „Versuchen, herauszufiletieren, was wahr ist“. Dies sei für Journalisten nicht immer einfach: „Die Wahrheit stirbt im Krieg zuerst, sagt man zu Recht. Alle Seiten lügen. Um die eigenen Leute motiviert zu halten, werden Zahlen verdreht und Fakten gefälscht.“ Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Fernsehen sei es, „die Verhältnisse klar zu benennen“.

+++ Alle Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine im Liveblog +++

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„Eine gewisse Nervosität ist vielleicht zu spüren“

Angesichts der Tatsache, dass auch journalistisch die zweite Ausnahmesituation nach der Pandemie herrsche, kämen die Redaktionen aus angespannten Zeiten: „Eine gewisse Nervosität ist vielleicht zu spüren, aber es herrscht auch große Professionalität“, so Fornoff gegenüber der teleschau. Es habe über lange Zeit „ein riesiges Informationsbedürfnis“ gegeben; die „Schlagzahl der Sondersendungen hat sich in den letzten zwei Jahren deutlich erhöht, vor allem durch Corona“. Da müsse man „aber auch den Absprung zum richtigen Zeitpunkt schaffen“, so Fornoff selbstkritisch: „Bei Corona haben wir die wochentäglichen Sondersendungen vielleicht etwas länger gemacht, als man sie dringend gebraucht hätte“.

Auch nach dem Beginn des Krieges habe es „einen Riesenbedarf nach diesen Sondersendungen“ gegeben. Ein „ZDF Spezial“ müsse aber auch einen besonderen Anlass haben: „Zieht sich so ein Krieg nun über Jahre, können wir nicht immer eine Sondersendung machen. Das ist nicht zu stemmen - und die Leute wollen das auch nicht mehr sehen. Wir sind für die Vertiefung und Einordnung da, das geht nicht jeden Tag“.

RND/Teleschau

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