ZDF-Thriller „Countdown in Madrid“: kleine Gangster, großer Coup
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Thom (Freddie Highmore, links), James (Sam Riley, Mitte) und Lorraine (Àstrid Bergès-Frisbey, rechts) brechen in den Tresorraum der Bank von Spanien ein.
© Quelle: ZDF und Diego Lopez Calvin/Tele5
Kein Geringerer als Sir Francis Drake soll den Schatz erbeutet haben, den Walter Moreland (Liam Cunningham) und sein Team aus den Tiefen des Atlantiks bergen. Aber kurz nachdem die Taucher die letzte Kiste an Bord ihres Schiffes gebracht haben, konfisziert eine schwer bewaffnete Patrouille des spanischen Zolls das Gold.
Den Prozess beim Europäischen Gerichtshof verlieren die Schatzsucher, und so wird die wertvolle Beute nach Madrid in den Hochsicherheitstresor der Bank von Spanien verfrachtet. Derweil absolviert der blutjunge und hochbegabte Uniabsolvent Thom Laybrick (Freddie Highmore) in Cambridge ein Jobinterview nach dem anderen. Aber selbst mit horrenden Einstiegsgehältern können die Headhunter der Großindustrie den jungen Ingenieur nicht ködern, dessen Erfindung eine Ölpest verhindert hat. Thom ist nicht auf der Suche nach dem großen Geld, sondern nach einer echten Herausforderung.
Versierte Trickbetrügerin lädt zum Vorstellungsgespräch
Die kommt in Form von anonymen Textnachrichten auf ihn zu, mit denen die versierte Trickbetrügerin Lorraine (Astrid Berges-Frisbey) ihn zu einem konspirativen Vorstellungsgespräch mit Walter lotst. Nach der Niederlage vor Gericht will der sich seine Beute aus der Bank von Spanien zurückholen. Hierfür will er den jungen Genius anheuern, der genau wie er eine große Leidenschaft für scheinbar unlösbare Aufgaben hat.
„Sehe ich aus wie Danny Ocean?“, fragt Thom, als Walter ihn dafür gewinnen will, in den am besten gesicherten Tresorraum der Welt einzubrechen. Mit diesem kleinen Querverweis verortet sich Jaume Balaguerós „Countdown in Madrid“ augenzwinkernd im Genre der Panzerknackerfilme à la „Ocean’s Eleven“.
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Ein Panzerknackerfilm à la „Ocean’s Eleven“
Die französisch-spanische Produktion hält sich mit handwerklicher Qualität, aber ohne eigene Innovationen an die Formatvorlage. Das internationale Einbrechersextett wird noch durch den ehemaligen MI6-Agenten James (Sam Riley), den spanischen Materialbesorger Simon (Luis Tosar) und den deutschen Computerhacker Klaus (Axel Stein) angereichert. Der eigentliche Star des Films ist allerdings der Tresor, der aus dem 19. Jahrhundert stammt und als Wunderwerk der Ingenieurskunst gilt. Wer hier hinein will, muss nicht nur Kameras und Sensoren umgehen, sondern auch ein altes Sicherungssystem, das, einmal ausgelöst, die Einbrecher mit hereinflutenden Wassermassen zu ertränken droht.
Beim Produktdesign dieses okkulten Banktresors, der an ein Pharaonengrab aus alten Mumienfilmen erinnert, wurde nicht gespart. Ein wenig mehr Ingenieurskunst hätte man sich allerdings bei der Entwicklung des Drehbuches gewünscht, das sich zu sehr auf die mechanische Dynamik des Coups konzentriert und kaum Konflikte zwischen den Figuren entwickelt.
Beim Drehort kommt ein Vergleich mit „Haus des Geldes“ in den Sinn
Natürlich kommt einem bei dem Drehort Madrid auch noch ein ganz anderer Vergleich in den Sinn. Die Netflix-Serie „Haus des Geldes“ hat an Spannung, epischen Konflikten und Kultpotenzial alles, was „Countdown in Madrid“ schmerzlich vermissen lässt. Natürlich ist der Vergleich zwischen einer fünfstaffeligen Serie und einem zweistündigen Spielfilm ungerecht. Aber auch in einem kürzeren Erzählformat ließen sich mehr Charakterentwicklung und psychologische Tiefe unterbringen.
„Game of Thrones“-Star Liam Cunningham kann sich hier auf seiner naturgegebenen Autorität ausruhen, während Freddie Highmore mit seinem jungenhaften Charme den nahbaren Helden spielt. Die anderen Figuren kommen jedoch kaum über eine grobe Skizzierung hinaus. Und so bleibt es in diesem handwerklich solide inszenierten Thriller hauptsächlich bei oberflächlicher Spannung ohne nachhaltige Tiefenwirkung. „Countdown in Madrid“ ist der Auftakt zur ZDF-Reihe Montagskino „Made in Europe“, in der während der nächsten sechs Wochen Action- und Krimiware aus dem EU-Binnenmarkt serviert wird.
„Countdown in Madrid“ läuft am Montag, 5. Juni, ab 22.15 Uhr im ZDF.