Initiative für historisches Gebäude

„Bin auf taube Ohren gestoßen“: Woidke enttäuscht über geplanten Abriss des Generalshotels in Brandenburg

Der Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes der Ostmoderne soll am 14. September beginnen.

Der Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes der Ostmoderne soll am 14. September beginnen.

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Schönefeld. Kurz vor dem Beginn des Abrisses des historischen Generalshotels auf dem Hauptstadtflughafen gibt es kaum Anzeichen für ein Einlenken der Bundesregierung. „Mir sind keine anderslautenden Pläne bekannt“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch in Berlin. Es gebe einen gültigen Planfeststellungsbeschluss, der seit einigen Jahren bestehe und der auch in Zusammenarbeit mit dem Land Brandenburg entstanden sei.

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Auch aus dem Bundesfinanzministerium gab es für die Abrissgegner am Mittwoch keine aufbauenden Worte. Auf die Frage, ob man den Abriss noch aufschieben könne, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums in der Regierungspressekonferenz: Für organisatorische und administrative Fragen müsse man sich an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) wenden. „Mir ist kein Ansatz bekannt, Bestrebungen zu stoppen“, sagte daraufhin ein Sprecher der Bima. Die Bima untersteht der Rechtsaufsicht des Bundesfinanzministeriums.

Abriss soll am 14. September beginnen

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat sich kurz vor dem möglichen Abrissbeginn enttäuscht über den Bund gezeigt. „Ich halte den Abriss für falsch und vermeidbar“, sagte Woidke der Deutschen Presse-Agentur. „Hier wird meines Erachtens ohne Not ein historisches Gebäude, ein Stück deutscher Geschichte platt gemacht.“

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Der Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes der Ostmoderne soll am 14. September beginnen. Das hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) der Bauaufsichtsbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur im Juli mitgeteilt. Die Bima wollte den Beginn der Abrissarbeiten am Mittwoch aber nicht bestätigen. Eine Initiative von Architekten, Denkmalschützern und Politikern versucht, den Abriss zu stoppen. Sie halten das Generalshotel für eine architektonische Besonderheit.

Woidke: „Bin beim zuständigen Bundesfinanzminister auf taube Ohren gestoßen“

Woidke und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sowie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, das Deutsche Nationalkomitee von Icomos, dem Internationalen Rat für Denkmalpflege, und die Bundesarchitektenkammer warben für den Erhalt. Auch alle sechs Fraktionen des Brandenburger Landtags setzten sich am Dienstag für den Erhalt des Bauwerks von 1949 ein.

Teilweise mit Marmor sind die Wände im ehemalige Generalshotel am früheren Flughafen Schönefeld, dem heutigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER), verkleidet.

Teilweise mit Marmor sind die Wände im ehemalige Generalshotel am früheren Flughafen Schönefeld, dem heutigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER), verkleidet.

In der zwischen 1947 und 1950 gebauten Villa wurden früher Repräsentanten der Sowjetunion und Staatsgäste der DDR empfangen. Im Jahr 2011 wurde entschieden, das Gebäude abzureißen, weil in dem Bereich ein neues Regierungsterminal entstehen sollte. Der Bund hat die Terminalpläne allerdings verworfen. Woidke sieht daher eine andere Ausgangslage. Der Abriss des Ex-Hotels ist jedoch weiter vorgesehen. Die Fläche, auf der es steht, wird nach Angaben der Bima für den Betrieb der Regierungsflugstaffel benötigt. Die Anstalt untersteht der Rechtsaufsicht des Bundesfinanzministeriums.

Der Brandenburger Regierungschef hatte sich mit einem Brief an Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) gewandt. „Ich habe mich auf verschiedenen Ebenen für den Erhalt eingesetzt - und bin beim zuständigen Bundesfinanzminister auf taube Ohren gestoßen“, sagte Woidke.

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„Einzigartiges Zeugnis aus der frühen Zeit des Kalten Krieges“

Das Deutsche Nationalkomitee der internationalen Denkmalpflege-Vereinigung Icomos verfolge die akuten Abrisspläne „mit größter Sorge“, erklärte das Komitee am Mittwoch in Berlin. Die Denkmalschützer appellierten „mit Nachdruck“, vom geplanten Abriss abzusehen und stattdessen die Erhaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten zu verfolgen.

Das Generalshotel sei ein „herausragendes und einzigartiges Zeugnis aus der frühen Zeit des Kalten Krieges“, das die politische Macht der sowjetischen Militäradministration repräsentiere, betonte der Vorstand des Nationalkomitees. Damit gehe die Bedeutung des Denkmals weit über die innerdeutschen Grenzen hinaus und liege auf europäischer und internationaler Ebene.

Das gut erhaltene Baudenkmal bezeuge die Flughafengeschichte Berlin-Brandenburgs und die frühe Phase der Ostmoderne, betonten die Denkmalschützer. Das Generalshotel weise als Kulturerbe aus der Zeit des Eisernen Vorhangs einen außerordentlichen geschichtlichen, baukulturellen und künstlerischen Wert auf und sollte daher vor dem Abriss bewahrt bleiben.

Nach Angaben der Bundesanstalt laufen derzeit Schadstoffuntersuchungen, und erhaltenswerte Ausstattungsgegenstände im Gebäude werden gesichert, um sie zum Beispiel in Museen auszustellen. Die Bima untersteht der Rechtsaufsicht des Bundesfinanzministeriums.

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RND/dpa

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