Die Tränen des Tennisstars: Boris Becker weint in Trailer zu neuer Dokumentation
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Boris Becker, ehemaliger Tennis-Profi aus Deutschland, kommt zur Strafmaßverkündung in seinem Insolvenzverfahren am Southwark Crown Court an. (Archivbild)
© Quelle: Kirsty O'connor/PA Wire/dpa
Der Mann ist sichtlich erschüttert. Die Augen sind rot und voller Tränen, und wenn Boris Becker „I face it“ sagt und „ich stelle mich dem“ meint, klingt „face“ wie „faith“ – das englische Wort für Glaube und Vertrauen. Es sind nur ein paar Sekunden, die der Streamingdienst Apple TV+ am späten Mittwochnachmittag von seiner zweiteiligen, noch titellosen Boris-Becker-Doku verbreitete. Aber zu sehen sind die Bilder eines Mannes, dem deutlich anzusehen ist, dass er niemals in seinem Leben damit gerechnet hätte, in eine Situation zu kommen, in der ihm eine Gefängnisstrafe droht.
Man sieht Becker an, dass er den Moment als völlig unwirklich empfindet, aber auch weiß, dass er wohl nicht straflos aus dem Saal marschieren wird. Es ist das Gesicht eines Mannes, der gerade im Begriff ist, alles Vertrauen in sein Glück fahren zu lassen. „Ich habe meinen Tiefpunkt erreicht, und ich weiß nicht was ich daraus machen soll“, gesteht Becker. Die Handbewegungen dazu wirken hilflos. Er werde nicht weglaufen, sagt er, sich nicht verstecken, jede Strafe akzeptieren, die ihm auferlegt werde.
Drei Jahre lang hatte Alex Gibney Zugang zu Boris Becker
Wann die Doku von Regisseur Alex Gibney bei Apple TV+ zu sehen sein wird, ist noch nicht ausgemacht. Der Streamingstart wurde auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) nicht genannt. „In 2023″ hieß es vage. Drei Jahre – bis zu seiner Verurteilung – hatten die Macher des Films exklusiven Zugang zu dem Sportler gehabt, der mit 17 Jahren das Tennisturnier von Wimbledon gewonnen hatte und in seiner Karriere 49 Titel errang. Der Filmschnipsel von gerade mal einer Drittelminute Länge, der nun veröffentlicht wurde, entstand zwei Tage, bevor Becker zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Dass am Freitag über seine Zukunft entschieden werde, sagt Becker am Ende.
Boris Becker ist frei
Seit dem heutigen Donnerstag (15. Dezember) ist er wieder auf freiem Fuß. Das berichtet die britische Nachrichtenagentur PA. Am Tag davor hatte es schon Verwirrung um eine mögliche Rückkehr Beckers nach Deutschland gegeben. Verschiedene Medien hatten berichtet, er sei bereits am Mittwochnachmittag in Deutschland gelandet. Die Abschiebung soll nun heute erfolgen.
Die Freilassung lag in der Luft. Bereits Mitte November hatten britische Medien unter Berufung auf eine Justizquelle angedeutet, dass der frühere Tennisstar wohl noch vor Weihnachten nach Hause zurückkehren würde. Becker saß wegen Verschleierung von Teilen seines Vermögens, während seiner Privatinsolvenz, seit Ende April hinter Gittern. Ein Bericht des „Mirror“ vom 7. Dezember verdichtete das Gerücht.
Pressestelle in Oberpfaffenhofen weicht aus
Von einer Landung am Münchner Flughafenwar gestern (14. Dezember) die Rede gewesen. Wegen Eisregen und Glatteis war der Airport lahmgelegt, ein Privatjet mit Becker an Bord sei nach Oberpfaffenhofen umgeleitet worden, hieß es. Fotografen und Journalisten, die von dem Flug erfahren hatten und in München auf Becker warteten, gingen leer aus. Mehreren Berichten unter anderem in der Boulevardzeitung „tz“ zufolge sei das Flugzeug am Mittwochnachmittag auf dem Sonderflughafen gelandet. Die Pressestelle in Oberpfaffenhofen hatte dem RND jedoch am Donnerstagmorgen mitgeteilt, „keine Informationen dazu“ zu haben. Boris Becker am Mittwoch in Deutschland – Fehlanzeige.
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In Deutschland muss Becker nicht mehr mit einer Fortführung seiner Haft rechnen. Somit ist die Entscheidung von Apple TV+, gerade jetzt einen völlig desolaten Becker zu zeigen, auch ein Versuch, mit einer Geschichte zu punkten, die interessanter wäre, wenn ihr „Gegenstand“ noch hinter Gittern säße. Man hat als Zuschauer Mitleid mit Becker, wenn er so zutiefst über sich selbst verunsichert vor der Kamera sitzt. Aber wird man eine zweiteilige Doku streamen, wenn alles wieder in Ordnung ist?
Versprochen werden von Apple TV+ eine Reihe persönlicher Interviews mit Becker – das letzte (aus dem der Schnipsel gezogen wurde) kurz vor der Verurteilung. Wer Alex Gibneys Filme kennt, etwa seine Politdoku „Taxi zur Hölle“ von 2007 über die Anwendung von Folter durch US-Militärs nach den Anschlägen des 11. Dezember 2001 – für die er 2008 den Oscar bekam –, der weiß, dass Sensationslust nicht sein Ding ist, das es in die Tiefe gehen wird. Der weinende Boris Becker ist der Appetizer für eine Geschichte über einen unglaublichen Absturz.
Ob die Wirklichkeit nun ein Happy End von Dauer für Boris Becker bereithält, wird sich weisen.