Unabhängigkeit vom britischen Königshaus

Warum König Charles die Australier wohl mehr liebt als sie ihn

In Australien ist König Charles III. nicht so beliebt, wie er es wohl gerne hätte.

In Australien ist König Charles III. nicht so beliebt, wie er es wohl gerne hätte.

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Die Krönung von Charles III. am Samstag ist ein historisches Ereignis, das in die Geschichtsbücher eingehen wird. Gleichzeitig kocht derzeit die Frage immer wieder hoch, wie lange die britische Monarchie in den ehemaligen Kolonien wie Australien noch überleben kann. In Canberra hat man inzwischen sogar einen eigenen Beauftragten für die Republikfrage installiert, der australische Premierminister Anthony Albanese ist ein bekennender Republikaner. Und während eine erste Volksabstimmung über die Ablösung von der britischen Monarchie 1999 noch scheiterte, so zeigen aktuelle Umfragen, dass sich das Blatt seit dem Tod der Queen gewendet hat. Ein Zeichen der Zeit ist auch, dass der neue Fünf-Dollar-Schein, den bisher der Kopf von Elizabeth II. zierte, auf Charles III. verzichten wird.

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Im „Sydney Morning Herald“ sinnierte der frühere Hochkommissar für Großbritannien, George Brandis, erst vor Kurzem, dass der frischgebackene König Australien vielleicht mehr liebe, als die Australier ihn lieben würden.

Charles schätzte den Humor der Australier

Verantwortlich für diese Zuneigung sind die Jugendjahre des Monarchen. Im Oktober 1965 gab der Buckingham Palace bekannt, dass der junge Prinz Charles ein Semester an der Geelong Church of England Grammar School in Australien verbringen werde. Als Charles nach Australien kam, war er gerade mal 17 Jahre alt und der Aufenthalt hatte laut seiner eigenen Aussage den Grund, ihn „auszusortieren“. Letztendlich wurden sogar zwei Semester daraus, denn der junge englische Prinz fand allem Anschein nach Gefallen an dem Leben am anderen Ende der Welt. „Ich habe in Australien enorm viel gelernt und entdeckt, wie direkt, wie freundlich, wie geradlinig und oft auch unverblümt die Australier sind“, soll er laut lokaler australischer Medien später über seinen Aufenthalt in der einstigen britischen Kolonie gesagt haben.

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König Charles III. spricht im Bundestag
Der britische Koenig Charles III. spricht vor dem Deutschen Bundestag. Berlin Deutschland *** British King Charles III addresses the German Bundestag Berlin Germany Copyright: xThomasxImo/photothek.netx

Der britische König Charles III. bedankte sich für die Anteilnahme beim Tod der Queen und würdigte Deutschlands Hilfe für die Ukraine.

Er schätzte – wie er sagte – den „unglaublich guten Sinn für Humor“ der Australier und erinnerte sich an Nachtwanderungen mit „Blutegeln und Schlangen und diesen riesigen Bulldoggenameisen und Trichternetzspinnen“. „Ich habe es geliebt und viel davon gelernt“, sagte er. „Timbertop hat ihm eine wunderbare Liebe zu Australien vermittelt – eine, die er und seine Mutter teilen“, sagte Chas Armytage, ein ehemaliger Klassenkamerad des damaligen Prinzen, einst der australischen Ausgabe des „Guardian“. Timbertop ist der Busch-Campus der australischen Privatschule, wo Schülerinnen und Schüler bis heute hingeschickt werden, um den Schritt vom Teenager ins Erwachsenenalter zu unterstützen.

Akzeptanz in der Ferne gefunden

Der damals 17-jährige Charles nahm an Wanderungen im Busch teil und hackte mit Klassenkameraden Holz oder kam seinen Pflichten als Präfekt oder Vertrauensschüler nach. „Er war nicht sportlich“, berichtete Armytage, der 1966 als 14-Jähriger Zeit in Timbertop verbrachte. „Am Ende genoss er das Rennen, das Wandern, das Holzhacken und das Rausgehen in den Busch.“ Armytage erinnert sich an König Charles III. als einen „ziemlich schüchternen Kerl“.

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Graeme Burnham, ein weiterer Klassenkamerad aus der damaligen Zeit, sagte, dass der Monarch die Akzeptanz genossen habe, die er bei seinen Mitschülern auf dem abgelegenen Campus fand. Zu Hause war er ein zukünftiger König, aber in Timbertop war er „einfach nur Charles für uns“, erinnerte sich der Australier. „Es muss eine der unkompliziertesten und freiesten Zeiten seines Lebens gewesen sein“, meinte er.

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Monarchie auf dem Prüfstein

Für die heutigen Schülerinnen und Schüler wirkt es dagegen fast surreal zu wissen, dass sie mit dem Programm in die Fußstapfen des Monarchen treten. „Es ist ein wenig verrückt, wenn man bedenkt, dass er ähnliche Erlebnisse wie ich gemacht hat“, sagte eine junge Schülerin im Gespräch mit der BBC. Ein Klassenkamerad fügte hinzu. „Er war wahrscheinlich in den gleichen Bergen, hat die gleichen Aussichten gesehen. Es ist ziemlich unglaublich.“

Tatsächlich werden sich Berge und Aussichten seit 1966 nicht wirklich verändert haben, doch Australien ist nicht mehr das Land, das es vor über 50 Jahren einst war. Und wenn Charles das nächste Mal die einstige Kolonie besucht, wird er mit deutlich mehr Sensibilität vorgehen müssen, wie selbst die britische BBC vor Kurzem anmerkte. Denn dann muss er einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung erst davon überzeugen, dass er als Staatsoberhaupt für Australien überhaupt noch Sinn macht.

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