Chia Rabiei, ein Held von Würzburg: Forderung nach sofortiger Einbürgerung
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Mutiger Augenzeuge: Chia Rabiei, Kurde mit iranischer Staatsbürgerschaft, steht vor dem Kaufhaus in der Innenstadt, in dem ein Mann Menschen mit einem Messer attackiert hatte.
© Quelle: Carolin Gißibl/dpa
Würzburg. Chia Rabiei ist 42 und ein Held – zweifelsohne. Er ist in eine albtraumhafte Situation geraten. Und er hat sich ihr gestellt, um Schlimmeres von anderen abzuwenden. Als am Donnerstag in Würzburg ein 24-jähriger abgelehnter Asylbewerber aus Somalia mit einem Messer Menschen tötet und verletzt, gehört er zu denen, die den Angreifer angreifen, um ihn von weiteren Bluttaten abzuhalten. Videos zeugen davon, wie Rabiei den Bewaffneten, der zuvor drei Menschen erstochen und sieben andere verletzt hat, wieder und wieder mit seiner Tasche, dann, nach deren Verlust, mit Kampfsportgesten abwehrt. „Ich habe versucht, ihn beschäftigt zu halten, bis die Polizei kommt“, wird Rabiei in der Tageszeitung „Die Welt“ zitiert.
„Tapferkeitsmedaille reicht nicht, Markus Söder!“
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder will ihm dafür die bayerische Rettungsmedaille verleihen. Denen, die Chia Rabiei in den Sozialen Netzwerken feiern, ist das zu wenig. Der Iraner mit noch laufendem Asylverfahren gilt als Musterbeispiel für Zivilcourage und es wird gefordert, ihm als Dank für sein selbstloses Handeln ohne Zögern und Bürokratie die deutsche Staatsbürgerschaft zu verleihen. Er habe es für das Land getan, das ihm Zuflucht gewährt habe, sagt er selbst. Und: „Ich möchte nicht als Held bezeichnet werden.“
„Tapferkeitsmedaille reicht nicht, Markus Söder! Mindestens Asylverfahren positiv bescheiden. Besser gleich einbürgern“, fordert ein Twitter-User. „Solche Menschen haben eine Zukunft in Deutschland verdient“, meint ein Mann bei Facebook. Und eine Frau schreibt: „Der deutsche Pass sollte ihm schon jetzt ohne zig Anträge zugesprochen werden! Genau dieser Mensch hat bewiesen, egal welcher Herkunft oder welche Sprache – Leben retten kennt nichts davon.“
Im Netz wird auch nach den anderen Rettern gefragt
In den Videos sind auch andere Personen zu sehen, die sich dem Täter am Würzburger Barbarossaplatz entgegenstellen. Darunter ist etwa der Kellner Helmuth Andrew – er versuchte, den Täter mit einem Stuhl zurückzudrängen. Auch das wird in den Sozialen Netzwerken kommentiert.
Augenzeugen und Mithelfer beschreiben indes das Gegeneinander von Rabiei und dem Attentäter wie ein erstes Duell, bevor eine Gruppe Mutiger zusammenrückt und den Mann gemeinsam verfolgt, der sein langes Messer bedrohlich in der Hand wirbeln lässt. Es war ein Duell, bei dem Rabiei auch zu unterliegen drohte, als er ausrutschte und der Somalier auf ihn zukam.
Ist eine spontane Einbürgerung möglich?
Vergleiche zu einem Fall in Frankreich werden gezogen. Im Mai 2018 rettete ein junger Mann aus Mali in Paris ein Kleinkind von einem Balkon. Staatspräsident Emmanuel Macron belohnte den beherzten Fassadenkletterer mit sofortiger Einbürgerung.
Eine solche Möglichkeit biete das deutsche Staatsangehörigkeitsgesetz jedoch nicht, wird ein juristischer Experte für Asylrecht in der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) zitiert. Und dass Mut und Medaille ein Plus im Asylverfahren sein könnten, stellt ein Sprecher des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in der SZ auch in Abrede. Es werde dabei ausschließlich geprüft, welche Gefahr dem jeweiligen Asylsuchenden drohe, wenn er in sein Herkunftsland zurückkehrt.
Eine Anfrage des RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) bei der Bayerischen Staatskanzlei blieb zunächst unbeantwortet.
RND/big