Spott und Kritik in sozialen Medien

Cottbus wirbt bei Instagram als „Stadt der starken Frauen“ – zeigt auf Foto aber nur Männer

Männliche Führungskräfte der Stadt Cottbus danken den Frauen – das kommt in sozialen Medien nicht gut an.

Männliche Führungskräfte der Stadt Cottbus danken den Frauen – das kommt in sozialen Medien nicht gut an.

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Cottbus. Die Stadt Cottbus hat sich zum Internationalen Frauentag am 8. März in den sozialen Netzwerken als „Stadt der starken Frauen“ bezeichnet – und dazu ein Bild mit vier Männern, die Tulpen in der Hand halten, gepostet. Der Beitrag sorgte für Hohn und Spott bei Facebook und Twitter.

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„Cottbus ist eine Stadt der starken Frauen, die beruflich, gesellschaftlich und privat täglich Großes leisten“, heißt es zu dem Foto. Der internationale Frauentag biete Frauen eine Bühne für ihre Leistungen. „Er richtet den Scheinwerfer einmal auf sie und bringt ihnen die Wertschätzung entgegen, die sie verdienen“, schreibt die Stadt weiter. Ganz vorne auf dem Foto steht Tobias Schick (SPD), seit November 2022 Oberbürgermeister der Stadt Cottbus im Süden Brandenburgs.

„Wir sind stolz darauf, dass unsere Stadt die Stadt der starken Frauen ist, die den Strukturwandel mitgestalten, die sich in gesellschaftspolitische Themen einbringen, die sich in sozialrelevanten Berufen unabkömmlich gemacht haben und die ihre Familien zusammenhalten. Der männliche Anteil der Rathausspitze wünscht Euch, liebe Frauen, einen ganz besonders schönen Frauentag, wohlwissend, dass wir auch an jedem anderen Tag auf Euer Engagement zählen können“, heißt es in dem Beitrag weiter.

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Instagram-Nutzerin: „Blumen können wir uns selbst kaufen!“

Viele Userinnen und User sind verunsichert, weil der Text offenbar nicht zu dem Bild passt. „Ich seh da nur Männer am Bild. Peinlich“, kommentiert eine Frau bei Instagram. „Was darf Satire? Wo ist die ‚Bühne‘ mit den Frauen im ‚Scheinwerferlicht‘?“, meint ein anderer User. Eine weitere Instagram-Nutzerin empfindet den Text der Stadt Cottbus als reines Gerede. „Ich sehe dort keine einzige Frau, und ein Mann ist dazu noch schlecht gelaunt. Blumen können wir uns selbst kaufen! Wie wäre es mit gleicher Bezahlung für gleiche Leistung und mal Frauen in Führungspositionen? Das wäre eine Stadt der starken Frauen“, schreibt sie.

Facebook-Userin: „Danke für nichts“

Auch auf Facebook spotten die Nutzerinnen und Nutzer über den Post. „Habt ihr in der Verwaltung keine starke Frau für das Foto gefunden? Oder wolltet ihr den doppelten Strike haben, mit nur Männern auf dem Bild, die das sexistische Bild reproduzieren, dass wir zu unserem Kampftag gerne Blumen haben wollen?“, kommentiert eine Frau.

Eine andere Facebook-Userin argumentiert: „Ich sehe nur Männer im Scheinwerferlicht, die für sich selbst werben, indem sie ihr Verständnis zur Schau stellen. Ich sehe nicht, dass hier irgendetwas für die Rechte der Frauen getan wird. Hier wird sich dafür bedankt, dass die Frauen auch da sind und ‚die Familie zusammenhalten‘, damit der männliche Teil des Stadtrates sich profilieren kann. Danke für nichts.“

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Die Stadt Cottbus reagierte bis zum frühen Abend nur einmal auf Facebook auf die vielen kritischen Kommentare. Auf die Frage einer Userin, warum es keine Antwort auf die Frage gebe, ob die Frauen in der Stadtverwaltung genauso viel verdienen wie die männlichen Mitarbeiter, antwortete die Stadt: „Die Frage wurde beantwortet, wenn auch nicht durch uns. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung werden nach Tarif bezahlt. Das heißt, es gibt geschlechtlich gesehen keine Abweichungen.“

In Cottbus liegen Frauen beim Gehalt im Schnitt vor den Männern

Zumindest in Teilen muss sich die Stadt Cottbus allerdings keine Kritik gefallen lassen. Laut einer aktuellen Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegen Frauen in Cottbus beim Gehalt im Schnitt vor den Männern.

Der sogenannte Gender-Pay-Gap, also die geschlechterspezifische Lücke bei der Bezahlung, war 2021 in Westdeutschland mit 20,6 Prozent mehr als dreimal so groß wie in Ostdeutschland mit 6,3 Prozent. Im bundesweiten Durchschnitt erhielten 2021 vollzeitbeschäftigte Männer 18,9 Prozent mehr Lohn oder Gehalt. Über die Zeit schließt sich die Lücke allerdings allmählich. Vor fünf Jahren war die Lücke noch um 2,5 Prozentpunkte größer.

mit Material der dpa

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