Dürfen auch Frauen Bruchmeister auf dem Schützenfest werden? Hannovers OB will mit jahrhundertealter Tradition brechen
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Bruchmeister beim Schützenfest in Hannover 2018.
© Quelle: Rainer Dröse
Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) möchte das Amt der Bruchmeister auch für Frauen öffnen und bricht damit eine 720 Jahre alte Tradition. Das berichtet die „Hannoversche Allgemeine“ (HAZ). Die 170 hannoverschen Bruchmeister sind über diesen Entschluss alles andere als glücklich, es wurde nun sogar eine Petition gegen Onays Vorhaben gestartet.
Der Oberbürgermeister verteidigte den Plan am Dienstag: „Wir möchten den Schritt gehen, ein traditionsreiches Amt wie das des Bruchmeisters für alle Menschen zu öffnen. Im Jahr 2022 ist das ein absolut logischer und richtiger und guter Schritt. Man erreicht damit sicher mehr Menschen, als es jetzt der Fall ist“, sagte Onay der Zeitung „Neue Presse“ aus Hannover.
Doch was sind überhaupt Bruchmeister? Im Mittelalter sorgten sie dafür, dass Bürger und Bürgerinnen alle Gesetze einhielten, und sie gingen gegen Verstöße vor. Seit 1935 ist die Mitgliedschaft in einem Schützenverein für Bruchmeister Pflicht, und ihre Aufgabe besteht vor allem darin, auf Schützenfesten Streitereien zu schlichten.
Frauen als Bruchmeisterinnen – zu gefährlich?
Da sieht Michael Muszinsky, ehemaliger Vorsitzender des Collegiums ehemaliger Bruchmeister, auch das Problem: „Onay instrumentalisiert Frauen für sein modernes Weltbild und riskiert damit ihre Sicherheit“, sagte er der „HAZ“. Betrunkene auseinanderzuhalten könnte für Frauen gefährlich enden. Er beklagt zudem, der Oberbürgermeister habe nicht das Gespräch mit den Bruchmeistern gesucht und hat „uns Bruchmeister eiskalt übergangen“, sagt er gegenüber der „HAZ“.
Dass die Tradition gegen Artikel drei des Grundgesetzes, das Gleichbehandlungsgesetz, verstoße, ist Muszinsky bewusst, er ist allerdings der Meinung, manche Traditionen müsse man so belassen, wie sie sind. „Es käme ja auch niemand auf die Idee, den ‚Drei Musketieren‘ Röcke anzuziehen“, erklärt er der „HAZ“.
RND/ceh