Fehlalarm im Insel-Paradies Hawaii
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Hawaiis Gouverneur David Ige (r) schätzt, dass bei einem tatsächlichen Angriff 90 Prozent der Bevölkerung überlebt hätten.
© Quelle: imago stock&people
Honolulu. Studenten rennen panisch über den Campus der Universität von Hawaii. Touristen räumen den berühmten Sandstrand von Waikiki. Familien verbarrikadieren sich im Badezimmer, suchen Zuflucht in der Kanalisation. Für mehr als eine halbe Stunde herrschte am Samstag im US-Bundesstaat Hawaii der Ausnahmezustand.
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Die Behörde für Katastrophenschutz warnte am Samstagmorgen die Insel-Bevölkerung vor einem Angriff.
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Der Grund: Raketenalarm. Die Katastrophenschutzbehörde EMA des Bundesstaats hatte am Samstagmorgen die Bevölkerung per SMS-Nachricht vor einer Rakete gewarnt, die im Anflug auf Hawaii sei. "Dies ist keine Übung", hieß es in der Nachricht am Samstagmorgen (Ortszeit), die auch über Radio und Fernsehen verbreitet wurde. Die Bevölkerung solle unverzüglich Schutz suchen.
15 Minuten blieben, um die Häuser zu verlassen
„Ich habe meinem Sohn sofort gesagt, „Schuhe anziehen und raus zur nächsten Tiefgarage“. Der hat sich noch eine lange Hose angezogen und gemütlich Socken ausgesucht. Ich fing an die Minuten zu zählen, da wir nur zehn bis 15 Minuten haben, um unter Tage zu kommen“, berichtet Denis Salle, der Honorarkonsul für die Bundesrepublik Deutschland in Hawaii, der Deutschen Presse-Agentur.
Der Hawaii-Landtagsabgeordnete Matt LoPresti berichtete dem Nachrichtensender CNN: „Ich saß mit meinen Kindern in der Badewanne und wir haben gebetet.“ In einem Video auf den sozialen Netzwerken war sogar zu sehen, wie eine Familie in einem Kanalisationsschacht Unterschlupf suchte.
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In der Zeit zwischen dem Auslösen des Fehlalarms und der späteren Korrektur verzeichneten die Behörden in der Landeshauptstadt Honolulu mehr als 5 000 Notrufe.
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Die deutsche Reporterin Katharina Kerzdörfer, die im Urlaub auf Hawaii den Fehlalarm miterlebte, berichtete im Bayerischen Rundfunk:
„Im Hotel brach sofort Panik aus, Leute rannten über die Gänge und schrien im Innenhof. Aus der Ferne hörte man Sirenen. Nur mit dem Allernötigsten (Handy...) liefen die meisten in den Keller, wo ein Hotelangestellter einen Technikraum spontan zum Bunker für etwa zwei Dutzend Menschen erklärte. Niemand hatte Handynetz, es herrschte also für einige Minuten völlige Ungewissheit.“
Honorarkonsul und Inselregierung widersprechen sich
Die Katastrophenschützer korrigierten ihre eigene Nachricht 38 Minuten später auf gleichem Weg, kurz zuvor bereits via Twitter und Facebook. Beim Schichtwechsel habe jemand fälschlicherweise die Informationskette ausgelöst, die zu der Handy-Warnung geführt habe, hieß es zur Erklärung später.
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Knapp 40 Minuten später räumte der Katastrophenschutz den Fehlalarm ein.
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In der Zeit zwischen dem Auslösen des Fehlalarms und der späteren Korrektur verzeichneten die Behörden in der Landeshauptstadt Honolulu mehr als 5 000 Notrufe, erklärte Bürgermeister Kirk Caldwell auf einer Pressekonferenz. „Mehr als diese bewältigen konnten“, so Caldwell weiter. Insgesamt leben auf der Inselkette im Pazifik etwa 1,5 Millionen Menschen. Nach Schätzungen des Honorarkonsuls Salle sind darunter auch 3000 bis 4000 deutsche Staatsbürger. Genaue Zahlen gibt es dazu aber nicht.
„Im Ernstfall wäre der größte Teil der Bevölkerung völlig ungeschützt gewesen. Die Geschwindigkeit der Ereignisse ist so verheerend, dass eigentlich auch ein funktionierendes Warnsystem nur wenig ausrichten kann“, sagte Salle.
Die Regierung von Hawaii schätzt das anders ein: Im Falle eines echten Angriffs aus Nordkorea blieben den Bürgern zwischen Alarmierung und Einschlag 12 bis 15 Minuten Zeit, sich in Sicherheit zu bringen, wurde im Oktober 2017 in einem Informationsschreiben vorgerechnet. Es werde damit gerechnet, dass 90 Prozent der Inselbewohner so einen Angriff überleben könnten.
Von Hansjürgen Mai, dpa/AP/RND