Welches ist das dreisteste Werbeversprechen?
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Welches Produkt aus dem Supermarkt ist die dreisteste Werbelüge des Jahres? Foodwatch hat fünf Kandidaten nominiert: die Pom-Bär Ofen Minis, den Philadelphia-Frischkäse mit Ziegenkäse, die Trinkmahlzeit von Yfood, das Porridge von 3 Bears und die Bake Rolls von Tuc.
© Quelle: Foodwatch
Die Wahl des Goldenen Windbeutels 2023 ist eröffnet. Der Verein Foodwatch verleiht jedes Jahr den Negativpreis für die dreisteste Werbelüge. Auf einer extra eingerichteten Internetseite können Verbraucher und Verbraucherinnen nun abstimmen, mit welchem Produkt äußerst dreiste Versprechen abgegeben werden.
Die Verbraucherorganisation hat dafür fünf Kandidaten nominiert, die im Supermarktregal besonders abgebrüht für sich täuschen. „Zutatentricksereien, versteckte Preiserhöhungen und Gesundheitsschwindel: Die Lebensmittelindustrie zockt Verbraucherinnen und Verbraucher mit dreisten Werbemaschen ab“, sagt Rauna Bindewald von Foodwatch. „Gerade in Zeiten, in denen die Menschen beim Einkauf ohnehin schon kräftig zur Kasse gebeten werden, sind überteuerte Werbelügen besonders unverschämt.“ Das sind die fünf Kandidaten für den Goldenen Windbeutel 2023:
Philadelphia mit Ziegenkäse und Rosmarin von Mondelez
Der Name sagt: Hier steckt ein Ziegenkäseprodukt drin. Laut Foodwatch erfährt man jedoch erst im Kleingedruckten: Es sind nur 3 Prozent Ziegenfrischkäseanteil enthalten. Das erfähren Verbraucher nach Angaben des Vereins allerdings nur über das Kleingedruckte am Rand der Verpackung. Stattdessen, vermutet Foodwatch, sorge Aroma für den Geschmack.
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Auf der Verpackung eine Ziege: Die „Sorte des Jahres“ von Philadelphia suggeriert, sie beinhalte hauptsächlich Ziegenkäse.
© Quelle: Foodwatch
Pom-Bär Ofen Minis von Intersnack Deutschland
Dieses Produkt in den Geschmacksrichtungen „Paprika“ und „Sour Cream Style“ richtet sich vor allem an Kinder und wirbt mit „50 Prozent weniger Fett“. Klingt erst mal gut. Stattdessen enthalten die Chips in Bärenform aber etwa sechsmal so viel Zucker wie die originalen Pom-Bären des Herstellers. In den Pom-Bär Ofen Minis „Paprika“ und „Sour Cream Style“ stecken jeweils 13 beziehungsweise zwölf Gramm Zucker pro 100 Gramm. Die Original-Pom-Bären enthalten dagegen nur 2,2 Gramm Zucker. Den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge dürfte das Produkt so erst gar nicht an Kinder gerichtet beworben werden.
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Hersteller Intersnack Deutschland wirbt mit dem Versprechen „50 Prozent weniger Fett“.
© Quelle: Foodwatch
Trinkmahlzeit von Yfood
„This is food“ – so steht es auf der Verpackung des Ernährungsdrinks. Eine Flasche mit 0,5 Litern Inhalt soll eine vollwertige, gesunde und ausgewogene Mahlzeit ersetzen. Laut Foodwatch ein dreistes Schauspiel. Der Drink sei ein schlichtes Milch-Wasser-Gemisch mit ein paar zugesetzten Vitaminen, Mineralien und Süßstoffen. Besonders keck: Der Drink steht für 3,99 Euro zum Verkauf. Auch die Werbung mit dem Nutriscore A wird der Hersteller künftig wohl sein lassen müssen. Nachdem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Bewertungsgrundlage für das Label verbessert haben, wird der Yfood-Drink künftig mit dem Nutriscore E bewertet.
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Die Drinks von Yfood werden als gesunde und vollwertige Mahlzeit beworben, die einfach zwischendurch getrunken werden kann.
© Quelle: Foodwatch
Tuc Bake Rolls von Mondelez
Haben Sie die Bake Rolls der Marke 7Days im Supermarktregal vermisst? Sie sind nicht weg, sie heißen nur anders. Mondelez verkauft das Produkt nun unter der Marke Tuc – jetzt allerdings deutlich teurer. Eine 250-Gramm-Packung kostete zuvor 1,39 Euro im Einzelhandel. Nun im Regal: 150 Gramm für 1,99 Euro. Eine satte Preiserhöhung um 139 Prozent.
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Aus 7Days wurde Tuc – und aus ursprünglich 1,39 Euro/250 g wurden 1,99 Euro für 150 g – eine versteckte Preiserhöhung von etwa 139 Prozent.
© Quelle: Foodwatch
Porridge von 3 Bears
Die Marke 3 Bears macht einiges Aufsehen um ihr Porridge: Ein „Solo-Star“ sei der „Kernige Klassiker“ – mit einer „geheimen Mischung aus Vollkornhaferflocken“ und „garantiert ohne zugesetzten Zucker oder künstliche Zusätze“. Laut Foodwatch eine Irreführung. Der Blick auf die Zutatenliste zeigt: Beim Produkt handelt es sich schlicht um 100 Prozent Haferflocken, zu einem hohen Preis. Verbraucher müssen für die Flocken tief in die Tasche greifen: 400 Gramm kosten 3,99 Euro. Eigenmarken der gängigen Supermärkte verlangen für ein halbes Kilo oft weniger als einen Euro. Selbst die 500-Gramm-Haferflockenpackung des Biolebensmittelherstellers Alnatura kostet lediglich 1,19 Euro.
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Das Start-up 3 Bears bewirbt mit viel Brimborium seine angeblich „geheime Mischung“ für das Porridge „Kerniger Klassiker“.
© Quelle: Foodwatch
Negativpreis wird seit 2009 verliehen
Noch bis Ende des Monats können Verbraucherinnen und Verbraucher auf www.goldener-windbeutel.de auswählen, welcher der fünf Kandidaten des Schmähpreises würdig ist. Der Verein Foodwatch verleiht den Preis seit 2009.
Bisherige Preisträger waren unter anderem der Trinkjoghurt Actimel von Danone (2009), die Milch-Schnitte von Ferrero (2011) und das „Smart Water“ von Coca-Cola (2018). 2021 gewann Rewe den Goldenen Windbeutel für die Klimaneutral-Werbung auf seinem Hähnchenfleisch.