Heftige Waldbrände auf Euböa: „Eine Katastrophe ohnegleichen”

Ein Feuer in Galatsona im Norden der griechischen Insel Euböa.

Ein Feuer in Galatsona im Norden der griechischen Insel Euböa.

Athen. Die verheerenden Waldbrände haben Griechenland weiter fest im Griff. Besonders auf Euböa, der zweitgrößten griechischen Insel, toben extreme Feuer. Ortschaften werden evakuiert und brennen teilweise ab. „Der Norden der Insel ist völlig abgebrannt”, sagt der Deutsche Jan Hübel dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Er ist Chefredakteur und Herausgeber der „Griechenland-Zeitung”, einer deutschen Zeitung mit Sitz in Athen. „Es ist eine Katastrophe ohnegleichen.”

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Während die Waldbrände in vielen Teilen Griechenlands eingedämmt werden können, brenne es auf Euböa weiter heftig. Und eine Besserung ist laut Hübel in den kommenden Tagen dort nicht in Sicht. Die Lage ist dramatisch: „Mindestens 2000 Menschen wurden mit Fischerbooten oder anderen Fähren von Stränden evakuiert. Zwei freiwillige Helfer der Feuerwehr sind durch die Flammen ums Leben gekommen. Dass es unter der Zivilbevölkerung noch keine Opfer gegeben hat, ist dem guten Warnsystem zu verdanken”, erklärt der Journalist.

Hübel: „Warnsystem ein Vorbild für Europa”

Das griechische Katastrophenwarnsystem wird in Extremlagen wie Waldbränden eingeschaltet. Menschen in den betroffenen Regionen bekommen dann Informationen per SMS. „Darin werden auch Fluchtwege und Verhaltensregeln aufgezeigt”, erklärt Hübel. „Das System funktioniert vorbildlich, vielleicht ist es sogar ein Vorbild für Europa”, meint der Chefredakteur, der auch von der Kritik nach der Hochwasserkatastrophe in Deutschland gehört hat.

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Schäden in der Natur kann ein Warnsystem aber nicht verhindern. Durch die Waldbrände sind laut dem geologischen Institut der Universität Athen bis Dienstag bereits 90.000 Hektar verbrannt – allein rund 51.000 Hektar davon auf der Insel Euböa. Die Folgen für die Menschen auf der Insel, besonders im Norden, sind enorm. „Hunderte, vielleicht Tausende Menschen sind obdachlos und ohne Einkommen. Auf Euböa gibt es einen berühmten Honig. Imker, aber auch Viehzüchter haben ihre Arbeit und Existenz verloren”, berichtet Hübel. Auch die Tourismusbranche trage große Schäden davon. „Wer reist jetzt in ein Gebiet, das von Waldbränden heimgesucht wird?”, fragt der Journalist.

Mitsotakis kündigt unbürokratische Hilfen an

Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat am Montagabend in einer TV-Ansprache umfassende Hilfen angekündigt. „Wir haben es mit einer Naturkatastrophe nie da gewesenen Ausmaßes zu tun”, sagte der Regierungschef. „Die Hilfe für die betroffenen Menschen soll unbürokratisch über eine Onlineplattform erfolgen”, erklärt Chefredakteur Hübel. Allein in Athen soll zunächst ein Sonderhaushalt von 500 Millionen Euro für den Wiederaufbau zur Verfügung stehen.

„Außerdem räumte Mitsotakis mögliche Fehler bei der Brandbekämpfung ein”, erzählt Hübel. Der Ministerpräsident kündigte aber auch ein schnelles Aufforstungsprogramm an. „Das ist wichtig, um Überschwemmungen zu verhindern”, erklärt der Journalist. Oft würden Überschwemmungen, Schlammlawinen und Erdrutsche nach starken Regenfällen folgen.

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen möglicher Brandstiftung

Insgesamt sind in Griechenland in den vergangenen Tagen mindestens 586 Feuer ausgebrochen, sagte Mitsotakis am Montagabend. Die Staatsanwaltschaft habe nun Ermittlungen aufgenommen. Laut Hübel könnte eine Vielzahl der Brände durch Fahrlässigkeit oder Brandstiftung entstanden sein.

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600 Feuerwehrleute auf Euböa im Einsatz

Auf der Nordhälfte Euböas kämpfen aktuell etwa 600 Feuerwehrleute gegen die Brände, um Dörfer vor den Flammen zu bewahren. Sie wurden von Teams aus der Ukraine, Rumänien und Serbien, fünf Hubschraubern und fünf Löschflugzeugen unterstützt. Satellitenbilder des Erdbeobachtungsprogramms der EU zeigten versengte Großgebiete in der Region.

Andere große Feuer wüteten in der südgriechischen Region Peloponnes. Ein anderer Brand nördlich von Athen schwächte sich ab, nachdem er Dutzende Häuser und Geschäfte in Vororten zerstört und Tausende Menschen in die Flucht getrieben hatte.

Die brenzlige Lage überfordert die Feuerwehren in Griechenland und hat die Regierung zu Hilfsappellen ans Ausland veranlasst. Mehr als 20 Länder in Europa und im Nahen Osten reagierten darauf und sandten Löschflugzeuge, Hubschrauber, Fahrzeuge und Personal.

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RND mit dpa und AP

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