Razzia in Indien: Polizei geht gegen illegale Kinderehen vor
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Eine junge Braut nimmt im indischen Bhopal an einer Massenhochzeitszeremonie teil. (Archiv, 24.02.2014)
© Quelle: Sajneev Gupta/EPA/dpa
Die indische Polizei hat im Rahmen einer Razzia gegen Kinderehen in einem Unionsstaat im Nordosten mehr als 2000 Männer verhaftet. Der Polizeichef in Assam, Gyanendra Pratap Singh, sagte am Samstag, unter den Verhafteten seien mehr als 50 Hindu-Priester und muslimische Geistliche, die Kinderehen geschlossen haben sollen.
„Wir haben bisher 2169 Männer auf der Grundlage von 4074 polizeilich registrierten Fällen verhaftet, die insgesamt etwa 8000 Männer betreffen“, sagte Singh. Auf Fernsehbildern vom Freitag waren junge Frauen mit Kleinkindern im Arm zu sehen, die weinend gegen die Verhaftung ihrer Ehemänner protestierten. „Wir kommen gerade so irgendwie über die Runden. Aber wir waren zusammen glücklich“, sagte eine junge Frau. „Wer sorgt jetzt für unseren Lebensunterhalt, nachdem mein Mann verhaftet wurde?“
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Singh sagte, Kinderehen seien ein Grund für die hohe Kinder- und Müttersterblichkeit in Assam. „Ich habe die Polizei von Assam gebeten, gegen das unverzeihliche und abscheuliche Verbrechen an Frauen vorzugehen“, twitterte Himanta Biswa Sarma, der höchste gewählte Beamte des Unionsstaates.
In Indien liegt das gesetzliche Heiratsalter bei 21 Jahren für Männer und 18 Jahren für Frauen. Armut, mangelnde Bildung sowie soziale Normen und Traditionen, insbesondere in ländlichen Gebieten, gelten landesweit als Gründe für Kinderehen. In Assam, einem Staat mit 35 Millionen Einwohnern, werden viele Kinderehen nicht gemeldet. Im Jahr 2021 wurden den Behörden zufolge nur 155 Fälle dort registriert, 2020 waren es 138.
Das indische Parlament erwägt derzeit, das Heiratsalter für Frauen auf 21 Jahre anzuheben, um eine Angleichung an die Männer zu erreichen und die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern. Die indische Ministerin für Frauen und Kinder, Smriti Irani, sagte am Freitag vor den Abgeordneten, ein solcher Schritt würde es Mädchen ermöglichen, ihre Ausbildung abzuschließen und neben der physischen und psychischen Reife auch wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen.
RND/AP