Kältewelle in den USA

Warnung vor „Bombenzyklon“: Tausende Flüge gestrichen, mindestens 17 Tote, zahlreiche Stromausfälle

21.12.2022, Kanada, Richmond: Ein mit Schnee und Eis bedecktes Flugzeug von Air Canada wird von einem Schlepper bewegt, während ein Flugzeug von Westjet auf dem internationalen Flughafen von Vancouver in Richmond, B.C., dahinter zu sehen ist. Ein arktisches Sturmtief bringt über die Weihnachtstage drastische Temperaturstürze und extreme Kälte in die USA.

21.12.2022, Kanada, Richmond: Ein mit Schnee und Eis bedecktes Flugzeug von Air Canada wird von einem Schlepper bewegt, während ein Flugzeug von Westjet auf dem internationalen Flughafen von Vancouver in Richmond, B.C., dahinter zu sehen ist. Ein arktisches Sturmtief bringt über die Weihnachtstage drastische Temperaturstürze und extreme Kälte in die USA.

Washington. Mehr als 200 Millionen US-Bürger stehen vor dem eisigsten Weihnachtsfest seit Jahrzehnten. Meteorologen sagten Schneestürme mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 112 Kilometern pro Stunde voraus, insbesondere für die Gegend um die Großen Seen. Teils wurden aus einzelnen Regionen am Freitagmorgen (Ortszeit) sogar noch höhere Windgeschwindigkeiten gemeldet. Auf Mount Washington etwa, dem höchsten Gipfel im Nordosten der USA, peitschte der Wind mit einer Geschwindigkeit von über 150 Stundenkilometern. Im Staat Montana sanken die Temperaturen bereits auf minus 46 Grad Celsius. In South Dakota gab es mehr als drei Meter hohe Schneeverwehungen.

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Fluggesellschaften sagten nach Angaben der Webseite FlightAware für Freitag mehr als 4600 Flüge ab. Mehr als 1,4 Millionen Anschlüsse waren ohne Strom, wie die Webseite PowerOutage dokumentierte.

New York: Passagiere von Southwest Airlines stehen wegen Verspätungen und Flugausfällen am Laguardia Airport Schlange.

New York: Passagiere von Southwest Airlines stehen wegen Verspätungen und Flugausfällen am Laguardia Airport Schlange.

Im US-Staat Kansas kamen nach Polizeiangaben bei Unfällen auf eisglatten Straßen am Mittwoch drei Menschen ums Leben. In Kansas City, Missouri, starb ein Fahrer, nachdem sein Auto am Donnerstag in einen Fluss schlitterte. Die Polizei in Michigan meldete mehrere Unfälle am Freitag, darunter eine Massenkarambolage.

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Die Zahl der Toten stieg in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) landesweit insgesamt auf 17, wie der Sender NBC unter Berufung auf örtliche Behörden berichtete. Die Ursache seien in fast allen Fällen wetterbedingte Verkehrsunfälle. Auch andere Sender berichteten von einer zweistelligen Zahl an Todesopfern im Zusammenhang mit wetterbedingten Verkehrsunfällen. Auf vielen Straßen kam der Verkehr komplett zum Erliegen.

60 Prozent der Amerikaner von „Bomben-Zyklon“ betroffen

Meteorologen warnten vor einem „Bomben-Zyklon“ an den Großen Seen nahe der Grenze zu Kanada, der entsteht, wenn der Luftdruck in einem Tiefdruckgebiet ungewöhnlich schnell abfällt. Die Folge seien wüste Schneestürme - Blizzards - und Temperaturstürze um mehrere Dutzend Grad innerhalb weniger Stunden. Die Eiseskälte werde aus der Mitte der USA nach Osten ziehen. Kältewarnungen beträfen in den kommenden Tagen mehr als 200 Millionen Menschen, das sind etwa 60 Prozent der Bevölkerung. Auch Präsident Joe Biden warnte, das werde kein Schneetag wie zu Kinderzeiten: „Das ist ernst.“

In vielen Landesteilen sorgten sich Behörden wegen möglicher Stromausfälle. Sie empfahlen dringend, Vorkehrungen zu treffen, sich um ältere Menschen, Obdachlose und Vieh zu kümmern und - wenn möglich - auf Reisen zu verzichten.

Das Bahnunternehmen Amtrak stellte seine Fahrten im Mittleren Westen auf mehr als 20 Verbindungen bis über Weihnachten ein. In Detroit erklärten die Behörden, fast 170 Menschen hielten sich am Freitagmorgen in einer Notunterkunft und Räumlichkeiten zum Aufwärmen auf, die auf 100 Menschen ausgelegt seien.

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In Montana meldete der Gebirgspass Elk Park minus 46 Grad Celsius. Der örtliche Wetterdienst in Minnesota warnte vor Reisen. „Dieses Ereignis könnte lebensbedrohlich sein, wenn Sie bei Windstärken zwischen 30 und 45 Grad unter Null stranden“, erklärte er. Die Polizei berichtete dort von Dutzenden Unfällen und von der Straße abgekommenen Fahrzeugen.

Im benachbarten South Dakota fror bei minus 40,5 Grad Celsius in Räumgeräten die Hydraulikflüssigkeit ein, so dass sie nichts mehr gegen die meterhohen Schneeverwehungen ausrichten konnten. Am Mittwoch seien die Rettungskräfte bei 15 Rettungseinsätzen noch zu in ihren Häusern eingeschlossenen Menschen durchgekommen, jetzt hätten sie die Arbeit einstellen müssen, sagte Einsatzleiter Robert Oliver. Gegen dieses Wetter reiche die Ausrüstung einfach nicht aus.

In Buffalo schlimmster Blizzard seit Menschengedenken

Das für seine Schneefälle berüchtigte Buffalo im Staat New York erwartete den schlimmsten Blizzard seit Menschengedenken. Meteorologen rechneten für Freitag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 112 Kilometern pro Stunde und heftigen Schneefällen. Bürgermeister Byron Brown kündigte für Freitag den Notstand an und rief die Einwohnerinnen und Einwohner auf, möglichst zu Hause zu bleiben.

Buffalo: Ein Mann überquert eine mit Schnee bedeckte Straße. Ein arktisches Sturmtief bringt über die Weihnachtstage drastische Temperaturstürze und extreme Kälte in die USA.

Buffalo: Ein Mann überquert eine mit Schnee bedeckte Straße. Ein arktisches Sturmtief bringt über die Weihnachtstage drastische Temperaturstürze und extreme Kälte in die USA.

In der Gegend wirkt der Lake-Effekt, bei dem kalte Luft über das noch vergleichsweise warme Wasser der Großen Seen zieht, die Feuchtigkeit aufnimmt und als Schnee an Land wieder ablädt.

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Der Schneesturm machte es schwierig, Menschen in abgelegenen Gegenden mit Propangas und Brennholz zu versorgen. „Es ist einfach etwas beängstigend für uns hier, wir fühlen uns irgendwie isoliert und alleingelassen“, sagte der regionale Abgeordnete Shawn Bordeaux aus Kansas, bei dem das Propangas zur Neige ging.

Wegen der winterlichen Bedingungen wurden auch in Kanada am Freitag zahlreiche Flüge gestrichen, in den Provinzen Ontario und Québec wurden Schulen geschlossen.

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Entwarnung gab es dafür mit Blick auf den Weihnachtsmann. Das North American Aerospace Defense Command (NORAD) rechnete nach eigenen Angaben nicht mit Auswirkungen von Schneestürmen und eisigem Winterwetter in Nordamerika auf die globale Reiseroute des Weihnachtsmanns. Die gemeinsame Einrichtung Kanadas und der USA ist dafür bekannt, die angeblichen Bewegungen des Weihnachtsmanns nachzuverfolgen.

Arktische Kaltfront bringt „lebensbedrohliche Kälte“ in die USA
 December 23, 2022, Columbus, Ohio, USA: LUKE HANNAN and BRYAN DERR shovel snow in front of the Ohio Statehouse in Columbus, Ohio as a major winter storm brings subzero temperatures across the United States. Columbus USA - ZUMAh163 20221223_znp_h163_008 Copyright: xJintakxHanx

Große Teile der USA werden zu den Feiertagen von einem schweren Wintersturm bedroht, die Temperaturen sind mancherorts bereits in den Keller gerutscht.

Den Rest des Jahres ist die Organisation dafür zuständig, Luft- und Weltraum zu überwachen und die beiden nordamerikanischen Länder etwa vor Angriffen mit Interkontinentalraketen zu warnen. Der Norad-Vertreter Generalleutnant David Nahom sagte, die Pandemie habe die aufwändigen Zustellpläne des Weihnachtsmanns nicht beeinflusst und er erwarte auch keinen Einfluss durch das Wetter an diesem Wochenende. Die eisigen Temperaturen und heftigen Schneefälle, die den Reiseverkehr in den USA beeinträchtigen, sollten kein Problem für einen Mann sein, der am Nordpol lebt, sagte er.

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RND/dpa/AP

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