Maskenpflicht für Hörgeschädigte großes Problem: Verein fordert “Mundschutz barrierefrei”
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Eine Mitarbeiterin verpackt in einer chinesischen Fabrik Mundschutzmasken. (Archivfoto)
© Quelle: Wang Quanchao/XinHua/dpa
Das Bundesland Baden-Württemberg veranlasste als erstes eine Maskenpflicht, gleich darauf folgte Sachsen-Anhalt. Mittlerweile haben alle 16 Bundesländer eine Pflicht erlassen: Sei es zum Einkaufen oder im öffentlichen Nahverkehr – ein Schutz vor dem Mund und der Nase ist bald Teil des Stadtbilds. Die Maskenpflicht soll die Gesellschaft schützen, doch für hörbehinderte Menschen kann eine Barriere vor dem Mund zu essenziellen Problemen führen.
Dunkelziffer der Hörgeschädigten hoch
Ulrich Hase, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft der Hörgeschädigten-Selbsthilfe und Fachverbände e. V., teilt dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) auf Anfrage mit, dass drei Millionen Menschen in Deutschland ein Hörgerät tragen. Hase ist ebenfalls Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderung in Schleswig-Holstein und selbst nahezu taub.
Der Vorsitzende schreibt dem RND: “Circa 300.000 Menschen haben aufgrund ihrer besonders hochgradigen Hörbehinderung einen Schwerbehindertenausweis.” Nicht zu vergessen sei die Dunkelziffer der Hörgeschädigten, die “sehr hoch” sei. Besonders ältere Menschen seien häufig von Hörbehinderungen betroffen.
Verstehen im öffentlichen Raum schwierig
Wer auf das sogenannte Absehen des Mundes angewiesen ist, hänge laut Hase von “vielen Faktoren ab, wie gut man hört oder versorgt ist”. Gemeint sind dabei beispielsweise Hörgeräte. Der Landesbeauftragte geht jedoch davon aus, dass gerade die Menschen mit einer hochgradigen Hörbehinderung “zusätzlich auf das Absehen angewiesen” sind.
Aber nicht nur diese Gruppe schaut die Lippen an, um die Verständigung zu erleichtern. So benötigen Menschen mit einem beeinträchtigen Gehör im Alltag ebenfalls “das Mundbild des Gegenübers, um komplett mit und ohne Hören zu verstehen, sei es als Absicherung, sei es zum Füllen von Verständnislücken”, wie der Landesbeauftragte dem RND mitteilt.
Im öffentlichen Raum ist dies laut Hase besonders herausfordernd, dort “gibt es ohnehin Nebengeräusche, die die Verständigung erschweren”. Darüber hinaus mache es eine Maske unklarer für Hörgeschädigte, ob sie von ihrem Gegenüber nun verstanden werden oder nicht, so Hase.
Transparenter Kunststoff?
“Mundschutz barrierefrei” schlägt der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft der Hörgeschädigten-Selbsthilfe deswegen als Lösung vor. Dabei handelt es sich um einen Mundschutz mit durchsichtigem Kunststoff im Mundbereich. So eine Idee wurde auch schon in Spanien umgesetzt: Freiwillige Helfer entwickelten dort Masken, die um den Mund herum transparent sind. Doch wichtig sei laut Hase auch, dass die Gesellschaft ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass eine Maske eine Kommunikationsbarriere bedeuten kann.
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RND