Mehr als nur Blau und Rosa: Gebt den Kindern das Kommando
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Neonfarben, schlicht und einfach: Genderneutrale Kinderkleidung von Celinununu.
© Quelle: Nununu
Hannover. Céline Dion zählt nicht zu der Art von Künstlerinnen, die sich auf der Bühne und in Musikvideos gern als Gangster geben. Und trotzdem wird die kanadische Sängerin in ihrem jüngsten Clip von der Polizei festgenommen und abgeführt.
„Hey! Ich bin Céline Dion! Ich verbringe die Nacht nicht im Knast. Holy Shit!“, ruft die Sängerin den Polizisten noch zu. Aber es nützt nichts. Dion kann ihrer Verhaftung nicht entgehen. Die Polizistin sagt ganz lässig: „Ja klar! Und ich bin Beyoncé.“
Dion wird in dem humorvollen Clip dabei erwischt, wie sie Babys auf der Säuglingsstation die zuckersüßen Kleidchen auszieht. Jungen tragen Hellblau, Mädchen Rosa. Dions Botschaft ist klar: Die genderspezifische Zuteilung der Farben geht ihrer Ansicht nach gar nicht.
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Warum sollen Kinder sich nicht einfach so anziehen, wie sie sich fühlen? Celine Dion, dreifache Mutter, setzt sich für die Abschaffung von Klischees ein.
© Quelle: Jan Woitas/dpa
Mit dieser Meinung ist die 50-jährige Mutter dreier Kinder nicht allein. Seit Jahren bemängeln Feministinnen, Genderforscher und Pädagogen die stereotype Zuordnung von Farben auf Mädchen und Jungen.
Dass sie damit bisher den Mainstream nicht erreichen konnten, zeigt ein Blick in jede beliebige Kindermodeabteilung. Wer zu den Jungs will, muss Blau-, Braun- und Neontönen folgen. Bei den Mädchen spielt sich das meiste in Rosa, Rot, Lila und Türkis ab.
Gerade erst hat die deutsche Schauspielerin und Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes in der ZDF-Fernsehdokumentation „No More Boys and Girls“ feststellen müssen, dass schon Zweitklässler in ganz ähnlichen Kategorien denken.
Anerzogene Rollenbilder
In einer Umfrage waren sich Jungen und Mädchen darüber einig, dass Männer eher stark und Frauen eher hübsch sind. Väter kümmern sich in der Vorstellungswelt der Kinder um das Geldverdienen, die Mütter um die Familie. So einfach kann das sein.
Dass diese längst überkommenen Rollenbilder nicht genetisch bedingt, sondern soziokulturell anerzogen sind, darüber sind sich Wissenschaftler einig. Dagegen steht allerdings die Macht des Konsums: Spielzeughersteller, die ihre Produkte getrennt für Mädchen und Jungen anbieten, machen eben ein besseres Geschäft.
Und dann gibt es natürlich immer auch Eltern, Großeltern und andere Mitmenschen, die Jungs in rosa T-Shirts verlässlich mitteilen, dass diese Farbe für sie doch nun wirklich nicht die richtige sei.
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Céline Dion nun ist nach eigenen Worten angetreten, die Geschlechterstereotype zumindest in der Mode zu ändern – möglichst ohne zu missionieren: „Ich bin nicht die Sängerin Céline Dion, die jetzt der Welt sagt: So dürft ihr das nicht machen. Ich sage nur, lasst doch die Kinder sagen, wie sie sich fühlen.“
Gemeinsam mit dem Label Nununu hat die Künstlerin eine Kindermodekollektion entworfen, die sich von gängigen Klischees abheben soll. Auf den ersten Blick kommt die Kleidung fast schon avantgardistisch daher: Es gibt weiße Strampelanzüge mit schwarzen Totenköpfen oder grauen Sternen.
Eine Reihe von Oberteilen trägt den Schriftzug „New Order“. Ob sie das stärker machen wird, ist selbstverständlich fraglich. Ein begrüßenswerter Ansatz ist es allemal.
Von Dany Schrader