Täter nach Messerattacke in Frankreich in Untersuchungshaft - Motiv weiter unklar
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Nach dem Messerangriff eines Mannes auf vier Kinder und zwei Erwachsene auf einem Spielplatz gedenken Menschen der Opfer.
© Quelle: Peter Byrne/PA Wire/dpa
Annecy. Nach der erschütternden Messerattacke in Frankreich mit vier verletzten Kindern und zwei erwachsenen Opfern ist der Täter in Untersuchungshaft gekommen. Die Anklagte lautet auf versuchten Mordes und bewaffneten Widerstands. Zu seinem Motiv habe der 31 Jahre alte Mann im Polizeigewahrsam und vor dem Untersuchungsrichter geschwiegen, sagte Staatsanwältin Line Bonnet-Mathis am Samstag in der Alpenstadt Annecy, wo es am Donnerstagmorgen zu der Bluttat kam. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe es weiterhin nicht. Der Mann sei psychiatrisch untersucht worden, es habe keine Hinweise auf Wahnvorstellungen gegeben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft befand sich keines der Opfer mehr in lebensbedrohlichem Zustand. Die minderjährigen Opfer waren zwischen 22 Monate und drei Jahre alt. Sie waren am Samstag noch im Krankenhaus.
Weiterhin deutet einiges auf psychische Probleme bei dem Täter hin, der sich im Gewahrsam unruhig verhielt und auf dem Boden wälzte. Offenbar weigerte der Mann sich am Samstagmorgen, den Weg zum Ermittlungsrichter anzutreten. Wie auf Fernsehbildern zu sehen war, mussten Beamte den Mann mit einem Krankenstuhl zum Polizeiauto tragen. Die Psychiater sahen ihn aber in der Lage, sich einer Befragung zu unterziehen und die Untersuchungshaft anzutreten. Hinweise auf Alkohol oder Drogen wurden bei einer medizinischen Untersuchung nicht gefunden.
Mann hatte in Frankreich erfolglos Asyl beantragt
Wie die Staatsanwältin sagte, habe der Mann nach Zeugenaussagen während der Tat von seiner Frau und seiner Tochter gesprochen sowie von Jesus Christus. Der Syrer habe ein Kreuz getragen, bei ihm seien zudem zwei christliche Bilder, Bargeld sowie ein Führerschein gefunden worden. Zuvor hatte es bereits geheißen, der Täter sei ein christlicher Syrer. Ebenfalls gefunden wurde bei ihm ein Klappmesser, die einzige Tatwaffe. Der Mann war nach der Tat auf einem Spielplatz im Park von Annecy von Umstehenden verfolgt und dann von der Polizei überwältigt worden. In Frankreich wird ein katholischer Pilger, der wiederholt mit seinem Rucksack nach dem mutmaßlichen Angreifer schlug, als Held gefeiert.
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Während der Täter schweigt, konzentrieren sich die Fahnder in ihren Ermittlungen jetzt auf seinen Lebensweg und seine Lebensumstände. Wie die Staatsanwältin sagte, floh der Mann 2013 von Syrien nach Schweden, wo er Asyl erhielt und später heiratete. Er hat eine dreijährige Tochter, im vergangenen Jahr trennte er sich von seiner Frau. Im Mai 2022 sei er nach Italien und in die Schweiz gereist und im Herbst nach Frankreich gekommen, wo er Asyl beantragte. Dieses wurde abgelehnt, weil Schweden ihn schon anerkannt hatte. Den abweisenden Bescheid erhielt er vier Tage vor der Tat. Ob das etwas mit der Tat zu tun hat, ist unklar. In Annecy habe er als Obdachloser in Hauseingängen gelebt, der Polizei lag den Ermittlungen zufolge nichts gegen ihn vor. Die Polizei hatte den Mann am Sonntag kontrolliert, weil er sich im See von Annecy gewaschen hatte, teilte Innenminister Gérald Darmanin mit, wie die Zeitung “Le Parisien” berichtete. Es gab aber keinen Anlass, ihn festzuhalten.
Eltern der attackierten Kinder stehen unter Schock
Während in Annecy die Menschen angesichts der schockierenden Tat weiter innehalten und Blumen ablegen, geht für sie das quälende Fragen nach dem Warum weiter. Die knappen, sachlichen Worte der Staatsanwältin zu den Verletzungen der kleinen Kinder im Alter zwischen 22 Monaten und drei Jahren ließen den Horror des Angriffs nur erahnen. Der Täter rammte sein Messer demnach den Kleinen in Hals und Bauch. Die unmittelbaren Zeugen, die Eltern, ständen unter einem schweren Schock und seien ebenfalls Opfer, betonte Bonnet-Mathis.
RND/dpa/AP