Nach Mord an australischen Polizisten: Videos offenbaren Gedankengänge der Täter
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Eine Woche nach dem Mord an zwei jungen Polizeikräften und einem unbeteiligten Zivilisten in Australien mehren sich die Hinweise, dass zumindest einer der Täter den Behörden hätte bekannt sein müssen. Er postete regelmäßig Verschwörungstheorien und brachte dabei seinen Hass gegenüber den Behörden zum Ausdruck.
© Quelle: IMAGO/AAP
In den Wochen vor der Schießerei, die vor einer Woche ganz Australien erschüttert hat, hatte einer der Täter mindestens ein Dutzend Videos online geteilt. Auch nachdem er, seine Frau und sein Bruder zwei junge Polizisten und einen Nachbarn erschossen hatten, stellte er erneut ein Video online, das das Ausmaß der extremistischen Ansichten der Täter offenbarte.
Bei dem Angriff, der sich am vergangenen Montagnachmittag auf einem Anwesen in Wieambilla, rund 270 Kilometer westlich von Brisbane, im Osten Australiens ereignet hat, waren eine 29-jährige Polizistin und ein 26-jähriger Polizist von den dortigen drei Bewohnern erschossen worden. Ein dritter Beamter erlitt einen Streifschuss. Einer weiteren jungen Kollegin, die erst seit acht Wochen bei der Polizei ist, gelang es, in den nahen Busch zu flüchten und sich zu verstecken. Die Verbrecher legten daraufhin ein Grasfeuer, in der Hoffnung, dass die Flammen sie ins Freie locken würden.
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Polizisten als „Teufel und Dämonen“ bezeichnet
Ein Nachbar, der kam, um nach dem Rechten zu schauen, wurde von den Angreifern ebenfalls getötet. Die Attentäter wurden nach einer mehrstündigen Belagerung schließlich von einem herbeigerufenen Spezialkommando erschossen. Der Präsident der Queensland Police Union, Ian Leavers, sagte im Interview mit dem australischen Sender ABC nach der Tat, die Beamten seien „kaltblütig“ getötet worden. „Sie wurden hingerichtet.“
Eine Woche nach dem grausamen Mord sind mehrere Onlinevideos aufgetaucht, die Einblick in die Gedankengänge der Angreifer geben und zeigen, dass sie gewalttätige Extremisten waren. In einem nach der Tat auf Youtube hochgeladenen Video sprachen sie von „Teufeln und Dämonen“, die auf ihr Grundstück gekommen seien. „Sie kamen, um uns zu töten, und wir haben sie getötet“, sagte einer der Täter, der inzwischen als Gareth Train identifiziert wurde.
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Bei dem Angriff, der sich am vergangenen Montagnachmittag auf einem Anwesen in Wieambilla, rund 270 Kilometer westlich von Brisbane, im Osten Australiens ereignet hat, waren eine 29-jährige Polizistin und ein 26-jähriger Polizist von den dortigen drei Bewohnern erschossen worden.
© Quelle: IMAGO/AAP
Internet „heizt“ Verschwörungstheorien an
Der inzwischen gelöschte Youtube-Kanal enthielt etliche Beiträge, die sich mit Covid-Verschwörungstheorien, Antiimpfbotschaften oder der „Souvereign Citizen“-Bewegung befassten, eine Gruppe von Bürgern, die glauben, dass Gesetze für sie nicht gelten. Schockierenderweise arbeiteten die beiden anderen Täter, Gareths Frau Stacey und sein Bruder Nathaniel Train, an einer Reihe regionaler staatlicher Schulen. Da sie sich beide aber nicht gegen Covid-19 impfen ließen, beendete dies aufgrund der Impfpflicht für Lehrende in Australien ihre Karriere.
Im australischen Sender ABC wurden Bekannte der Familie zitiert, die sagten, dass die Covid-Mandate und -Beschränkungen die arbeitslose 45-jährige Mutter von zwei Kindern anfälliger für die Verschwörungstheorien ihres Mannes Gareth machten. Bereits vergangene Woche hatte die australische Innenministerin Clare O‘Neil gesagt, dass Radikalisierung vermutlich zu dem Verbrechen beigetragen habe. Das Internet habe Verschwörungstheorien und Desinformation „angeheizt“.
Waffenreform in Diskussion
In einem Artikel im „Guardian“ wurde aber auch hinterfragt, warum sich die Trains nicht auf dem Radar der Behörden befanden, obwohl sie ihre radikalen Ansichten offen mit der Welt teilten. Experten berichteten der Zeitung, dass sie fürchten, dass die Bedrohung durch Bewegungen wie die „Sovereign Citizens“ oftmals nicht ernst genug genommen werde. Letzteres hat der brutale Angriff auf die jungen Polizisten nun aber mit Sicherheit revidiert: So sagte Lydia Khalil, eine Expertin für Extremismus, der australischen Ausgabe der Zeitung, dass der Angriff der Trains verändern würde, „wie Forscher und Regierungsbehörden das Gewaltrisiko einschätzen“ würden, das von diesen Gruppen ausgehe. Jetzt gebe es ein klares Beispiel – einen Präzedenzfall – für diese Art von konspirativem Verhalten, das zu Gewalt führe.
Gleichzeitig hat die Tragödie eine Debatte um die Waffengesetze im Land ausgelöst. Letztere waren nach einem Amoklauf, bei dem 1996 in Port Arthur auf der australischen Insel Tasmanien 35 Menschen ums Leben kamen, bereits verschärft worden. Der damalige australische Premierminister John Howard initiierte eine neue Schusswaffenkontrolle, die Waffenbesitz erschwerte und automatische und semiautomatische Waffen verbot. Letztendlich kaufte die australische Regierung damals 650.000 Waffen von der Bevölkerung zurück. Aktuell mehren sich die Stimmen, die Kontrolle über den Waffenbesitz nochmals zu verschärfen. Beispielsweise könnte ein nationales Waffenregister eingeführt werden, das erlaubt, den Besitz von Schusswaffen australienweit nachzuvollziehen.