Nach Vulkanausbruch: Tonga steht vor einer Trinkwasserkrise – erstes Schiff eingetroffen
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Pflanzen und Häuser sind nach dem Vulkanausbruch nahe Tonga mit Asche bedeckt – das Trinkwasser auf den Inseln wird knapp.
© Quelle: dpa
Wellington/Nuku'alofa. In dem von einem Vulkanausbruch und einem Tsunami heimgesuchten Pazifikstaat Tonga werden schwere Schäden sichtbar. Die Inseln Nomuka, Mango und Fonoifua seien schwer verwüstet, teilte das Rote Kreuz am Mittwoch mit. Eine 15 Meter hohe Tsunamiwelle habe kaum Häuser stehen lassen.
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Der Vulkanausbruch bei Tonga.
© Quelle: dpa
Schiff erreicht stark betroffene Inseln
Die Schäden in Tonga waren immer noch schwer einzuschätzen, weil die Naturkatastrophe ein Unterseekabel schwer beschädigte. Dadurch war nur eine eingeschränkte Kommunikation möglich. Inzwischen habe ein Schiff Nomuka, Mango und Fonoifua erreicht, sagte die Delegationsleiterin der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, Katie Greenwood, in Fidschi der Nachrichtenagentur AP am Mittwoch. Es habe sehr bedauerliche Informationen übermittelt. „Die meisten Bauten und Wohnungen auf diesen Inseln sind völlig zerstört“, sagte Greenwood.
Der Vulkan hat die Hauptinsel von Tonga mit einer zwei Zentimeter dicken Ascheschicht bedeckt. Die Hauptinsel Tongatapu glich einer Mondlandschaft. Der Internationale Flughafen von Fua’amotu konnte nicht benutzt werden. Freiwillige räumten Asche von der Start-und-Lande-Bahn und hofften, bis Donnerstag fertig zu sein. Die neuseeländische Außenministerin Nanaia Mahuta nahm an, dass es dort außer Asche keine Schäden gebe.
Regierung bestätigt drei Tote
Allgemein scheint der Inselstaat im Pazifik von Zerstörungen in riesigem Ausmaß verschont worden zu sein. Bis Dienstag hatte die Regierung drei Tote bestätigt – zwei Einheimische und eine Britin. Allerdings wurde befürchtet, dass weitere Tote gemeldet werden, wenn abgelegene Gebiete wieder zugänglich sind. Bei der Britin soll es sich laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters um eine Frau handeln, die in Tonga eine Wohltätigkeitsorganisation für Hunde leitete.
Trinkwasserversorgung zusammengebrochen
Die Asche hat auch Regenwasser verschmutzt, das die Menschen zum Trinken sammeln. Trinkwasser sei neben Unterkünften derzeit das drängendste Problem, sagte Greenwood. „Die Wasserversorgung in ganz Tonga wurde durch den Ascheregen und das Salzwasser des Tsunamis stark beeinträchtigt. Es ist wichtig, den Zugang zu sauberem Trinkwasser wiederherzustellen, da das Risiko von Krankheiten wie Cholera und Durchfall steigt. Wir mit unseren Partnern und den Regierungen Australiens und Neuseelands arbeiten zusammen, um Hilfsgüter wie mobile Wasseraufbereitungsanlagen nach Tonga zu bringen“, führte Greenwood weiter aus.
Neuseeland hat zwei Schiffe geschickt, von denen eines 250.000 Liter Wasser und eine Anlage an Bord hatte, die täglich 70.000 Liter Wasser entsalzen kann. Das Schiff könne frühestens Freitag eintreffen, sagte Verteidigungsminister Peeni Henare. Unsicher sei aber, in welchem Zustand die Hafenanlagen sind. Auch Australien bereitete Hilfslieferungen mit Schiffen und Flugzeugen vor.
Angst vor einer Corona-Welle
Unklar war noch, welche internationalen Hilfen Tonga in Anspruch nehmen will. In dem Land hat es bislang erst einen Corona-Fall gegeben und die Regierung will verhindern, dass das Virus bei Hilfsaktionen eingeschleppt wird. Greenwood sagte, Tonga hoffe auf „fast kontaktlose Katastrophenhilfe“. Das sei kompliziert, aber verständlich. „Sie wollen wirklich nicht eine Katastrophe gegen die andere tauschen“, sagte Greenwood.
Tongas stellvertretender Missionsleiter in Australien, Curtis Tu’ihalangingie, sagte gegenüber Reuters: „Wir wollen keine weitere Welle herbeiführen – einen Tsunami von Covid-19.“ Alle eingeführten Hilfsgüter müssten unter Quarantäne gestellt werden, und es sei wahrscheinlich, dass ausländisches Personal kein Flugzeug verlassen dürfte, führte er aus.
Von den 106.000 Einwohnerinnen und Einwohnern Tongas sind nach Angaben von Our World Data etwa 60 Prozent vollständig geimpft. Tonga ist eines der wenigen Länder, die bislang von einem Corona-Ausbruch verschont geblieben sind.
Vulkanausbruch löste Tsunami aus
Der unter der Meeresoberfläche liegende Vulkan Hunga Tonga Hunga Ha’apai war am Freitag und Samstag ausgebrochen. Satellitenbilder zeigten, wie sich Asche, Dampf und Gas zu einer Riesenwolke zusammenballten, die fünf Kilometer breit und 20 Kilometer hoch war. Der Lärm der Eruption war noch in Alaska zu hören. Auch in Deutschland war die Druckwelle des Ausbruchs messbar. Der Vulkan liegt etwa 64 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nuku’alofa und löste eine Tsunamiwelle aus, die auf der Hauptinsel 80 Zentimeter hoch war und Tausende Kilometer über das Meer raste. In Peru ertranken dadurch zwei Menschen.
RND/nis mit AP