Nachbar in Göttinger Hochhaus über Großfamilie: “ruhig, sauber, korrekt, solide”
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In der Tiefgarage des Wohnhauses wurden Corona-Testzelte aufgebaut.
© Quelle: Swen Pförtner/dpa
Göttingen. Großfamilien, die zusammen feiern und sich dabei wohl gegenseitig mit dem Coronavirus infizieren - doch einer der 700 Bewohner des Hauses, in dem besagte Familien leben, findet es nicht fair, dass die Schuld nun seinen Nachbarn gegeben wird. “Man hat sich an ihnen festgefressen. Jetzt werden sie durch den Kakao gezogen, aber was sollen sie machen? Es sind halt große Familien", sagte er dem “Göttinger Tageblatt” während er mit seinem Hund Gassi geht, “ich kann nichts Schlechtes über sie sagen.”
Die fast 700 Bewohner des Göttinger Iduna-Zentrums werden nun allesamt auf das Virus getestet, am Freitagmorgen wurde damit vor den Augen der Presse gestartet. Auf dem Flur des Mannes, sagt er, wohnten ebenfalls zwei Parteien, die den Sinti und Roma angehörten. “Die sind sauber und ruhig, korrekt und solide. Da könnten sich die Deutschen eine Scheibe von abschneiden”, wird der Mann, der anonym bleiben wollte, weiter zitiert.
Kein Mindestabstand: Bewohner gibt der Hausverwaltung die Schuld
Die Gründe für den Corona-Ausbruch nach dem Zuckerfest sucht er woanders. So habe es in dem Haus, in dem inzwischen 120 Menschen infiziert sind, bis zur Infektionswelle keine Abstandsregeln gegeben. Bis zu zehn Menschen seien bis vor kurzem noch gemeinsam im Fahrstuhl gefahren. Auch um den Zustand des Gebäudes insgesamt - der Mann berichtet von verdreckten Fluren und Drogensüchtigen, die Türen eintreten - würde sich die Hausverwaltung nicht kümmern, weshalb er nun wegziehen wolle.
In Göttingen sind Hunderte Menschen nach dem Corona-Ausbruch in Quarantäne. 120 Bewohner des Hauses wurden bereits positiv auf das Virus getestet, darunter befinden sich auch 39 Schüler und Schülerinnen. Nachdem zunächst alle Schulen geschlossen haben, sind ab Montag nur noch die Klassenkameraden der infizierten Schüler in häuslicher Quarantäne. Das Virus war aufgetreten, nachdem Großfamilien auf mehreren privaten Feiern das muslimische Zuckerfest gefeiert hatten.
RND/msk