Messerstecher von Würzburg zeigt vor Gericht Reue und entschuldigt sich
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Blumen und Kerzen vor einem abgesperrten Kaufhaus, in dem ein Mann Menschen mit einem Messer attackiert hatte.
© Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Veitshöchheim. Der Messerstecher von Würzburg hat sich nach Worten seines Verteidigers für seine Tat entschuldigt und sein Mitgefühl ausgedrückt. „Er bedauert das Leid, dass er vor allem den Opfern und den Angehörigen zugefügt hat“, sagte Anwalt Hans-Jochen Schrepfer am Freitag zu Prozessauftakt vor dem Landgericht Würzburg
Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft handelte der Täter aus Hass. „Der Beschuldigte nutzte die Arg- und Wehrlosigkeit dieser Opfer bewusst aus“, sagte Oberstaatsanwältin Judith Henkel von der Generalstaatsanwaltschaft München am Freitag zu Prozessbeginn. „Er handelte in feindseliger Willensrichtung, und es kam ihm gerade darauf an, den Opfern keine Chance zu geben, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen.“
Täter habe Stimmen im Kopf gehört
Der Mann habe Stimmen in seinem Kopf gehört, die ihn angewiesen hätten, sich in einem Kaufhaus ein Messer zu beschaffen: „Die Anweisungen der Stimmen lauteten schlichtweg, alle zu töten - zuerst im Geschäft und anschließend draußen.“
Henkel schilderte vor dem Landgericht Würzburg die dramatischen Minuten am Tattag, dem 25. Juni 2021. Es gilt als erwiesen, dass der Flüchtling kurz nach 17 Uhr in dem Kaufhaus drei Frauen tötete. Vier weitere Frauen, ein damals elfjähriges Mädchen und ein 16-Jähriger überlebten die Attacke schwer verletzt. Zudem gab es drei Leichtverletzte. Einer der Angegriffenen bleibt unversehrt.
Mann äußert sich zu seinem Alter
Zum Prozessauftakt gegen ihn hat er sich zunächst nur zu seinem Geburtsdatum geäußert. Er sei 1989 geboren, sagt der Beschuldigte vor Gericht. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters, an welchem Tag dies gewesen sei, ergänzt er mit Hilfe einer Übersetzerin: „Ich meine, mich zu erinnern, dass meine Mutter gesagt hat, im Dezember.“ Demnach wäre er 32.
Der Mann stammt aus Somalia. Weil er Gutachtern zufolge paranoid schizophren sein soll, will die Generalstaatsanwaltschaft München ihn dauerhaft in einer Psychiatrie unterbringen lassen.
Der Beschuldigte wirkte zu Verhandlungsbeginn etwas verloren, wohl auch wegen des großes Medieninteresses an dem Fall. Nach Angaben seines Verteidigers nimmt er Medikamente.
Die Generalstaatsanwaltschaft München wirft dem 33-Jährigen unter anderem Mord in drei Fällen, versuchten Mord in elf Fällen und gefährliche Körperverletzung vor.
Der Prozessauftakt fand in Veitshöchheim bei Würzburg in einer Veranstaltungshalle statt, um einen coronakonformen Verlauf zu ermöglichen.
Für die Allgemeinheit dauerhaft gefährlich
Bis Ende September könnte das Schwurgericht in dem sogenannten Sicherungsverfahren verhandeln. Der Somalier, der 2015 erstmals in Deutschland registriert wurde und seither mehrmals wegen psychischer Probleme aufgefallen war, soll nach dem Willen der Generalstaatsanwaltschaft in einer Psychiatrie unterkommen - womöglich lebenslang. Er war zwei Gutachtern zufolge bei der Tat wohl schuldunfähig und könnte für die Allgemeinheit dauerhaft gefährlich sein.
Zuletzt wohnte der Mann in einer Obdachlosenunterkunft in Würzburg.
RND/dpa