Ein Land in Trauer

Pelés Abschied rührt ganz Brasilien

Die Christus-Erlöser-Statue ist in den Farben der brasilianischen Nationalflagge beleuchtet, um die verstorbene Fußballlegende Pelé zu ehren.

Die Christus-Erlöser-Statue in Rio de Janeiro ist in den Farben der brasilianischen Nationalflagge beleuchtet, um die verstorbene Fußballlegende Pelé zu ehren.

Eines der ersten aktiven Bilder von Pelé zeigt einen Teenager, der im WM-Finale 1958 den Ball über den Gegenspieler tanzen lässt. Der Jahrhundertspieler machte Brasilien erstmals zum Weltmeister. Gerade einmal 17 Jahre alt war Péle damals und schuf ein Kunstwerk für die Nachwelt.

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Die heute 17-jährigen, die wie so viele heute lebende Brasilianer Pelé nur aus den Archiven oder den Erzählungen der Großeltern kennen, haben in dieser Woche vielleicht zum ersten Mal den wahren Wert der Fußball-Ikone begriffen. Am Donnerstag war der vielleicht beste Spieler aller Zeiten im Alter von 82 Jahren einem Krebsleiden erlegen.

Brasiliens Jugend huldigt Pelé

Und dennoch setzte die Jugend ihrem Landsmann ein digitales Denkmal. In jenem Reich, in denen Lionel Messi, Cristiano Ronaldo oder Neymar Jr. die digitalen Könige sind, übernahm Pelé in Windeseile die Vorherrschaft. Vielleicht nur für ein paar Tage, dafür aber um so wuchtiger. Innerhalb von Minuten nachdem sich die der Todesnachricht via Eilmeldung über die Smartphones ihren Weg in die brasilianische Öffentlichkeit bahnte, begann in den sozialen Netzwerken die Trauerarbeit.

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Millionen von Usern posteten Fotos von Pelé, die meisten zeigen ihn als „O Rei“ (Der König), mit Krone und Zepter. Versehen mit Botschaften, die Respekt und Hochachtung zollen. Die erkennen lassen, dass nicht nur die, die ihn noch haben spielen sehen, ehrlichen Schmerz empfinden.

Fußball-König Pelé im Alter von 82 Jahren gestorben
dpatopbilder - ARCHIV - 14.04.2012, Brasilien, Santos: Die brasilianische Fußballlegende Pele grüßt das Publikum während einer Feierstunde zum 100. Geburtstag des brasilianischen Vereins Santos Club. Die brasilianische Fußball-Legende Pelé ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Foto: Sebastião Moreira/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die brasilianische Fußball-Legende verstirbt im Alter von 82 Jahren. Das bestätigt seine Tochter über Social Media.

Große Welle der Anteilnahme

Auch die Straße reagiert schnell: Neben den Trikots von Neymar und Vinicius Junior sind hängen die Straßenverkäufer auch wieder die gelben Hemden von Pelé in die erste Reihe. Ein Trikot mit den magischen vier Buchstaben wird über Nacht wieder zum Verkaufsschlager. Die klassischen Medien wissen um die historische Bedeutung des Tages. Die Majestät hat sein irdisches Königreich verlassen.

Nun würdigen Brasiliens große Tageszeitungen sein Leben mit Sonderbeilagen. Im Minutentakt flimmern Stellungnahmen von brasilianischen Fußballern, internationalen Sportgrößen und der Spitzen der Gesellschaft über die Bildschirme. Ob Samba, Fußball oder Politik, alle reihen sich ein in die Schar derjenigen, die sich von Pelé mit einer Würdigung verabschieden wollen.

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Politiker in der ganzen Welt sagen Danke – wie die afrokolumbianische Vizepräsidentin Francia Marquez oder der ehemalige US-Präsident Barack Obama. Pelé war eben mehr als nur ein Fußballer, er war auch ein Vertreter der afro-(latein)amerikanischen Kultur und Gesellschaft. Einer der dazu beitrug, Grenzen zu überwinden und Leistungsstandards zu setzen.

FC Santos vergibt Rückennummer 10 nicht mehr

Vielleicht ist die Stimmung mit der nach dem Tod von König Elisabeth im Vereinigten Königreich zu vergleichen, den Pelés Persönlichkeit entfaltet auch jetzt noch die Kraft die Gesellschaft und die Generationen zu verbinden. Die Nationalmannschaft, die „Selecao“, ist der Kitt der dieses Land zusammenhält. Und Pelé ist einer ihrer wichtigsten Architekten. Edson ist gestorben, Pelé aber wird immer unsterblich bleiben, kommentierte die Tageszeitung „Estadao“.

Dass das so bleibt, dafür sorgen seit Monaten auch jederzeit abrufbare Dokumentation in den Streamingdiensten. Sein Trikot mit der Nummer 10 will sein Heimatklub FC Santos nicht mehr vergeben. Vielleicht eine kluge Entscheidung, denn das Gewicht dieses Trikots wird für jeden jungen Spieler, der es einmal tragen wird, unermesslich schwer sein.

Pelé im Trikot seines Heimatklubs FC Santos.

Pelé im Trikot seines Heimatklubs FC Santos.

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Brasilien ordnet dreitägige Staatstrauer an

Die Menschen können dort von ihm Abschied nehmen, wo Pelé eine Epoche prägte, den Fußball in eine Dimension hob. Im Stadion des FC Santos, der Hafenstadt aus dem Großraum Sao Paulo. Das Stadion Vila Belmiro erlebte wie hier Pelé am 21. November 1965 beim 11:0 Sieg über Botafogo (Sao Paulo) acht Tore erzielte. Einer der vielen ikonischen Momente im Fußballleben des Jahrhundertfußballers. Nun nehmen sie von einander Abschied.

Auch in die Fänge der Politik gerät Pelé ein letztes Mal. Brasiliens amtierender rechtspopulistischer Präsident Jair Bolsonaro ordnete eine dreitägige Staatstrauer an, konnte aber der Versuchung nicht widerstehen, zu seiner Abschiedsbotschaft ein Bild eines Trikots, dass ihm Pelé widmete, zu zeigen. Auch sein linksgerichteter Nachfolger Lula da Silva, der am Neujahrstag die Amtsgeschäfte übernimmt, verabschiedete sich in den sozialen Netzwerken mit Fotos, die ihn gemeinsam mit Pelé zeigten. Einfach nur ein Foto von Pelé für sich selbst sprechen zu lassen, das schafft die brasilianische Politik auch nach seinem Tod offenbar nicht.

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