Peta-Demo vor dänischer Botschaft: „Grausamer Nerzindustrie ein Ende setzen“
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Fordern ein Ende der Nerzzucht in Dänemark: Demonstranten der Tierrechtsorganisation Peta stehen mit Schildern mit der Aufschrift „Leben retten, Pelzfarmen jetzt verbieten“ am Freitag (20. November) vor der Dänischen Botschaft in Berlin.
© Quelle: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa
Berlin. Gelbe Schutzanzüge und Mund-Nasen-Schutz (auch eine Gasmaske) waren die „Tracht“ einer Gruppe von Mitarbeitern der Tierrechtsorganisation Peta, die am Freitag ab 11.30 Uhr eine Stunde lang vor der dänischen Botschaft in Berlin demonstrierte. Dort wollten sie auf die Zusammenhänge zwischen mutierten Coronaviren in Dänemark und Tierhaltung auf engstem Raum aufmerksam machen. Die Protestler hatten tote Nerze dabei, auf ihren Masken waren zum Teil Botschaften zu lesen wie: „Stop eating animals – hört auf, Tiere zu essen.“
Man habe lediglich Stellung bezogen, nicht Flyer verteilt oder Gespräche mit Passanten gesucht, sagte Peta-Pressesprecherin Jana Fuhrmann gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Die Berliner hätten verständnisvoll bis gleichmütig reagiert, heftige Beschimpfungen seien ausgeblieben. Die Botschaft habe keinen Kontakt zu den Protestierenden gesucht.
Dänische Botschaft hat den Protest wahrgenommen
Wahrgenommen hat man den Protest in der Botschaft aber durchaus. „An der Demonstration haben acht Leute teilgenommen“, sagte Jesper-Schou-Knudsen, Pressesprecher der Dänischen Botschaft in Berlin gegenüber dem RND. Für weitere Auskünfte verwies er an das Auswärtige Amt in Kopenhagen. Von dort wurden indes nur allgemeine Informationen über das Coronavirus und aktuelle Maßnahmen in Dänemark übermittelt. Auf die Peta-Aktion und die Forderungen in Berlin wollte man in Kopenhagen nicht näher eingehen.
Die dänische Regierung hatte am 3. November angekündigt, alle Nerze im Land töten zu wollen, weil das Coronavirus bei den Tieren mutiert sei und sich auf Menschen übertragen habe. Es handelt sich dabei um mehrere Millionen Tiere, deren Felle unter anderem für Pelzmäntel verwendet werden. Für Farmbesitzer ohne bisherigen Corona-Fall in ihren Farmen oder im Umkreis außerhalb von 7,8 Kilometern um solche Farmen gab es zunächst jedoch keine Gesetzesgrundlage für die Tierliquidierungen.
Bei mehr als 200 Menschen in Dänemark waren mit Nerzen in Verbindung stehende Virusvarianten nachgewiesen worden. Bei einer davon – der sogenannten Cluster-5-Variante – befürchtete das dänische Gesundheitsinstitut SSI, dass sie Auswirkungen auf die Wirkung künftiger Corona-Impfstoffe haben könnte. Zuletzt schien diese Sorge – noch – unberechtigt, wie ein Bericht im Wissenschaftsmagazin „nature“ erklärte. Virologen sehen in der Komplettkeulung der dänischen Tiere eher eine vorbeugende Maßnahme.
Wirtschaftsmacht Pelzzucht – Der Landwirtschaftsminister trat zurück
Konsequenzen gab es zuletzt auf politischer Seite. Im Zuge der rasch eingeleiteten Keulungsaktion ohne nötige Rechtsgrundlage war am Mittwoch der dänische Landwirtschaftsminister Mogens Jensen zurückgetreten. Pelzzucht ist in Dänemark ein eminenter Wirtschaftsfaktor.
Mittlerweile hat sich die Regierung eine Parlamentsmehrheit für einen gesetzlichen Rahmen gesichert, der den rapiden Schritt rechtlich absichern und die Nerzhaltung in Dänemark bis Ende 2021 verbieten soll. „Spiegel online“ berichtet jetzt von einer Studie, laut der Nerzmutationen auch bei Menschen in sechs weiteren Ländern nachweisbar waren.
Peta zielt auf dauerhafte Schließung der Farmen
„Mit unserer Aktion erinnern wir an die schockierenden Bilder von dänischen Pelzfarmen, die um die Welt gingen und zeigten, wie Menschen in Schutzanzügen haufenweise vergaste Nerzleichen entsorgen. Pelzfarmen sind immer Brutstätten für Krankheitserreger. Tausende Tiere werden dort auf engstem Raum unter unhygienischen Bedingungen eingesperrt“, sagte Jens Vogt, Aktionskoordinator bei Peta, in einer Mitteilung der Organisation zu der Berliner Demo.
Peta will die aktuellen Vorgänge als nicht nur temporären, sondern dauerhaften Hebel gegen die Nerzzucht benutzen. „Dänemark hat zwar bekannt gegeben, im kommenden Jahr keine neuen Tiere für Pelz zu züchten“, so Vogt, „doch wir appellieren an die Regierung, der grausamen Industrie jetzt ein für alle Mal ein Ende zu setzen und Pelzfarmen dauerhaft zu schließen.“
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Das Coronavirus wurde nicht nur in Nerzen nachgewiesen. Es fand sich bisher auch vereinzelt bei Hunden, Katzen, Tigern und Löwen. Dass es sich unter den Nerzen so massiv ausbreiten konnte, liegt indes an der räumlichen Eingeengtheit der Tierbestände auf den Farmen. Rund 1100 Farmen gebe es laut „Spiegel“ im Land, bis zu 17 Millionen Nerze lebten dort.
RND/big