Streit mit dem Königshaus

Prinz Harrys Interview: „Er wollte, dass ich zurückschlage, aber das tat ich nicht“

Der britische Prinz Harry während der Aufzeichnung des Interviews.

Der britische Prinz Harry während der Aufzeichnung des Interviews.

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London. Etwas mehr als 26 Jahre ist es her, dass Prinzessin Diana im Kensington-Palast in London auf einem gepolsterten Sessel Platz nahm und dem BBC-Journalisten Martin Bashir ein Interview gab, das in die Geschichte einging.

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In dem Gespräch enthüllte sie brisante Details, darunter etwa, dass ihr Ehemann sie betrog. Der Preis ihrer Offenbarung war ein hoher: Es kam zu einem Zerwürfnis mit ihrem Sohn William. Die Scheidung von Prinz Charles, die lange Zeit als Tabu galt, wurde unausweichlich.

Nach Enthüllungen in Autobiografie: Prinz Harry will mit Royals reden
HANDOUT - 08.01.2023, Großbritannien, London: Dieses undatierte von ITV zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt den britischen Prinzen Harry während eines Interviews von ITV für die Sendung «Harry: Das Interview». Foto: Harry: The Interview On Itv1 And/PA Media/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Vor dem offiziellen Erscheinen seiner Memoiren macht Prinz Harry seiner Familie ein Gesprächsangebot.

Nun scheint es, als würde sich die Geschichte wiederholen. Wieder sitzt ein britischer Royal vor einer Fernsehkamera, die Kulisse ähnelte dem des Diana-Interviews im Jahr 1995. In der vertraut anmutenden Atmosphäre spricht sich diesmal allerdings Sohn Harry seine Befindlichkeiten von der Seele, ihm gegenüber der Journalist und Autor Tom Bradby vom Sender ITV; das Gespräch wurde bereits vor einigen Tagen aufgezeichnet. Die beiden Männer reden darin ausführlich über die jetzt erscheinende Autobiografie des Prinzen, die seit Tagen weltweit für großes Aufsehen sorgt.

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Ich habe keine Absicht, sie mit dem Buch oder in einer anderen Form zu verletzen.

Prinz Harry

im Interview mit dem Sender ITV

Die erste Frage ist die nach dem warum. Lange Zeit hätten andere seine Geschichte erzählt, jetzt könne er es selbst tun. Dafür sei er dankbar. Dann ging er auf die traurigste Episode in seinem Leben ein: den tragischen Unfalltod seiner Mutter. Er berichtete davon, wie er davon erfuhr und auch, dass er sich an vieles nicht mehr erinnern kann. Der Prinz fügte hinzu, dass er „posttraumatischen Stress“ erlebt und darum gebeten habe, Fotos vom Unfallort gezeigt zu bekommen. „Zu diesem Zeitpunkt begann ich die Beteiligung der Paparazzi zu verstehen“, sagte er.

Der Streit mit William eskaliert

Als es um seine Familie geht, betont er, wie sehr er diese liebe: „Ich habe keine Absicht, sie mit dem Buch oder in einer anderen Form zu verletzen.“ Er kritisierte seinen Vater aber auch, indem er einräumte, dass dieser sich nicht genug um ihn gekümmert habe. In Bezug auf die „Beziehung zwischen bestimmten Familienmitglieder und der Boulevardpresse“ erneuerte der Royal seinen brisanten Vorwurf, dass einige von ihnen beschlossen hätten, „mit dem Teufel ins Bett zu gehen“ – um ihr Image zu rehabilitieren.

Als es um seinen Bruder geht, betonte Prinz Harry, dass sie sich sehr nahe standen, mit der Trauer über den Tod Dianas aber unterschiedlich umgegangen seien. Zu einem Bruch sei, es gekommen, nachdem er Meghan mit in die Familie gebracht hatte – auch weil sie mit vielen Vorurteilen konfrontiert worden sei. Er sprach über die Differenzen zwischen Meghan und Catherine und den Streit zwischen den beiden Brüdern im Jahr 2019, bei dem William in angegriffen haben soll. „Er wollte, dass ich zurückschlage, aber das tat ich nicht.“

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Der 38-Jährige gab sich aber auch optimistisch: Er glaube daran, dass man sich wieder versöhnen könne – wenn man die Boulevardpresse raushält. Auf die Frage, ob er an der Krönung seines Vaters im Mai teilnehmen wolle, antwortet er ausweichend: „Bis dahin kann viel passieren.“ Der Ball liege nun aber im Spielfeld des Palastes. Und er machte ein Gesprächsangebot: „Die Tür ist immer offen.“

„Diana hätte ihm davon abgeraten“

In der britischen Öffentlichkeit kommt der Prinz mit seiner Offenherzigkeit nicht gut an. Selbst der Kriegsveteran Ben McBean, der als sein Freund gilt, kritisierte ihn öffentlich: „Er muss endlich den Mund halten“, sagte er der Boulevardzeitung „The Sun“. Und: Er werde diesen Schritt später bereuen.

„Diana hätte ihm davon abgeraten“, ist auch der frühere Leibwächter Dianas Ken Wharfe überzeugt: „Ich denke, sie wäre aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen klug genug gewesen, um zu sagen: Schau Harry, ich liebe dich, aber das ist keine gute Idee“, sagte er gegenüber dem Sender Sky News.

„Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Interviews führender Royals für gewöhnlich nach hinten losgehen“, betonte die Royal-Expertin Katie Nicholl der Tageszeitung „The Guardian“. Zuletzt spektakulär bewiesen habe dies Prinz Andrew im Jahr 2019. Damals stellte er sich den Fragen der BBC-Journalistin Emily Maitlis. Was als Befreiungsschlag gegen Missbrauchsvorwürfe gedacht war, endete in einem Desaster.

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