Schauspieler Völz ist gestorben
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/KX3J2IXXZNHI23N6IA32QCNRAI.jpg)
Hanseatische Erhabenheit, gutherziger Tonfall: Wolfgang Völz’ Stimme hatte etwas Behagliches – nun ist sie für immer verstummt.
© Quelle: dpa
Berlin. Er hat mal Bilanz gezogen, und das klang so, als hätte er alles falsch gemacht. „Ich habe an die 600 Fernsehrollen gespielt. Es war immer die gleiche Grütze.“ Nun ja, lieber Wolfgang Völz, Ihr Publikum sah das ganz anders. Und es gab ja auch noch 150 Kinofilme. Und das Kabarett „Stachelschweine“.
Schon diese behagliche Stimme: hanseatische Erhabenheit, dabei der gutherzige Tonfall. Und obendrein die bärige Erscheinung. Nicht umsonst lieh Völz dem notorisch betrübten See-Elefanten der „Urmel“-Filme seine Stimme. Oder sprach den schnoddrigen Käpt’n Blaubär, den Walter Moers vor inzwischen 30 Jahren für die „Sendung mit der Maus“ erfunden hatte. Man hoffte am Freitag denn auch erst mal, es möge eins von Blaubärs Seemannsgarnen sein, als die Nachricht, Wolfgang Völz sei am 2. Mai mit 87 Jahren in Berlin gestorben, eine Weile unbestätigt blieb.
Er nahm den Ernst aus der seltsamen Zukunft
In Danzig wurde Völz am 16. August 1930 um sieben Uhr in der Früh geboren, im selben Haus wie sein Schauspielkollege Eddi Arent. Alle halbrunden Geburtstage feiere er dort mit einer halben Flasche Whiskey, verriet er der „FAZ“. Der Schauspieler, der ein Bäcker werden sollte, wurde angeblich von einem Regisseur entdeckt, dem er die Brötchen ins Hotel lieferte. Schauspielunterricht nahm er in Hannover, zwei seiner 600 Grützerollen brachten ihm den Glanz der Ewigkeit. 1966 war er in der bedauernswerterweise einzigen Staffel der Science-Fiction-Serie „Raumpatrouille“ der Armierungsoffizier Mario de Monti an Bord des schnellen Raumkreuzers „Orion“. Als Weltraumwomanizer nahm er den Ernst aus der seltsamen Zukunft, in der man Rücken an Rücken tanzte und Raumschiffe mit Bügeleisengriffen gesteuert wurden.
„Es ist ein Traum zu leben“
Und ab 1967 war er für zehn Jahre der Butler Johann des adligen Detektivs Graf Yoster – herzensgut, wehrhaft und mit dieser umwerfenden Stimme, die er auch Michel Piccoli, Walter Matthau und Peter Ustinov zur Verfügung stellte, ferner dem Gallier Majestix und – in seiner letzten Sprechrolle in der Komödie „Der Gründer“ (2012) – sogar dem lieben Gott.
Ganz lange wollte Völz leben. „Es ist ein Traum zu leben“, schwärmte er vor 13 Jahren in einem Interview des „Münchner Merkur“. Nur eins hätte man nie von ihm verlangen dürfen – in einer der täglichen Telenovelas mitspielen zu müssen. Nun ist der Traum vorbei. Und wir holen die alte „Orion“ aus dem DVD-Hangar und lassen ihn noch einmal hochleben.
Von Matthias Halbig