So spendabel sind die Deutschen
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Immer weniger Menschen sind in Geberlaune.
© Quelle: dpa
Berlin. Die Zahl der Spender ist in Deutschland auf einen Tiefststand gesunken. Rund 21 Millionen Menschen gaben 2017 Geld an gemeinnützige Organisationen – etwa 1,1 Million weniger als 2016, wie der Deutsche Spendenrat am Montag in Berlin mitteilte.
Der niedrigste Wert seit 2005
Das sei der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005 und ein Rückgang von insgesamt neun Prozent, sagte die Geschäftsführerin des Spendenrats, Daniela Geue. „Die Entwicklung treibt uns um. Man muss sich angucken, woran das liegt“, so Geue. Insbesondere die Altersgruppe zwischen 30 und 49 Jahren gibt immer weniger. Aber auch die Hauptspendergruppe der Gruppe „70 plus“ ist zurückhaltender geworden.Mit rund 5,2 Milliarden Euro blieb die Gesamtsumme allerdings relativ stabil im Vergleich zum Vorjahr, da die Spender häufiger Geld ausgaben. Der Durchschnittsbetrag einer Einzelspende blieb im vergangenen Jahr mit rund 35 Euro konstant.
Zu den Verlierern gehören kirchliche Organisationen
Am meisten Geldspenden flossen anteilsmäßig im vergangenen Jahr an die humanitäre Hilfe mit 78 Prozent des Spendenvolumens. In absoluten Zahlen legten Zuwendungen an die Kultur- und Denkmalpflege sowie an Umwelt- und Naturschutz zu. Rund acht Prozent der Spenden (403 Millionen Euro) flossen im vergangenen Jahr in die Flüchtlingshilfe, 17 Prozent weniger als im Vorjahr. Knapp die Hälfte (44 Prozent) gingen in Flüchtlingsprojekte in Deutschland.
Zu den Verlierern gehörten auch der Sport sowie kirchliche Organisationen. Der Anteil der Spenden für katholische Organisationen ging um zwei Prozentpunkte zurück, für evangelische Organisationen geringfügig um 0,2 Prozentpunkte. Nicht-konfessionelle Organisationen verbuchten dagegen Gewinne. Als eine Erklärung verwies die Geschäftsführerin des Spendenrates, Daniela Geue, auf die abnehmende Zahl an konfessionell gebundenen Spendern.
Zielgruppen müssten unterschiedlich angesprochen werden
Die Angaben des Spendenrates beruhen auf monatlichen Befragungen der GfK von rund 10.000 Deutschen ab einem Alter von zehn Jahren. Nicht enthalten sind Erbschaften, Unternehmensspenden, die Förderung politischer Parteien, gerichtlich veranlasste Spenden und Großspenden von mehr als 2.500 Euro. Der Deutsche Spendenrat ist der Dachverband von 65 Spenden sammelnden, gemeinnützigen Organisationen und vergibt ein eigenes Spendenzertifikat.
Mit Blick auf die laut Spendenbarometer zunehmend zurückhaltend agierende Gruppe der 30- bis 49-Jährigen hieß es, dass in dieser Altersgruppe das Projekt-bezogene sogenannte Crowdfunding verstärkt Zuspruch findet. Manuela Roßbach, geschäftsführender Vorstand der Aktion Deutschland Hilft, riet den Organisationen zu einer differenzierteren Spendenwerbung. Die verschiedenen Alters- und Zielgruppen müssten unterschiedlich angesprochen werden, „die Spender wollen ernst genommen werden“, so die Chefin des Bündnisses von 13 Hilfsorganisationen.
Persönlich adressierte Spendenbrief spielt wichtige Rolle
Laut GfK-Studie spielt der persönlich adressierte Spendenbrief immer noch eine sehr wichtige Rolle, vor allem bei der Hauptzielgruppe „70 plus“. Hingegen sorgten die sozialen Medien im vergangenen Jahr für gerade einmal 0,3 Prozent der Spendeneinnahmen, das Internet für 2,1 Prozent. Eine weitere Erkenntnis aus dem Spendenbarometer: Im sonst so spendenstarken Monat Dezember wurde 14 Prozent weniger gespendet als im Vorjahresmonat, aber immer noch 20 Prozent des gesamten Spendenaufkommens 2017.
Von dpa/RND