Tod nach Vernachlässigung: Deutsche zu fünf Jahren Haft verurteilt
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Fünf Jahre Haft: Ein österreichisches Gericht verurteilte ein deutsches Elternpaar, weil es seine 13-jährige schwerkranke Tochter sterben ließ, statt einen Arzt zu rufen. Das Foto wurde kurz vor Prozessbeginn gemacht.
© Quelle: Herbert Pfarrhofer/APA/dpa
Krems an der Donau. Die beiden in Österreich wegen Mordes durch Unterlassung an der eigenen Tochter angeklagten Deutschen sind zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Das Geschworenengericht in Krems an der Donau befand das Ehepaar (39, 35) am Mittwoch der groben Vernachlässigung des Kindes mit Todesfolge schuldig. Die beiden streng gläubigen Mitglieder einer Freikirche hatten die 13 Jahre alte Tochter im September 2019 sterben lassen und keinen Arzt gerufen. Das Kind litt an einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Nach Angaben der Eltern soll das Kind selbst entschieden haben, nicht ins Krankenhaus zu wollen.
Geschworene sehen grobe Vernachlässigung mit Todesfolge
Vier der acht Laienrichter hatten bei der Abstimmung befunden, dass es sich bei den Geschehnissen nicht um einen Mord durch Unterlassung handelte. Bei Stimmengleichheit wird zugunsten der Angeklagten befunden. Die grobe Vernachlässigung einer unmündigen Person mit Todesfolge sahen alle Geschworenen als erwiesen an.
Die Krankheit des Kindes war im Sommer 2017 festgestellt worden, nachdem das Jugendamt auf einen Krankenhausbesuch des Mädchens gedrängt hatte. Ein Gutachter sagte vor Gericht, dass das Mädchen laut medizinischen Unterlagen damals in lebensbedrohlichem Zustand gewesen sei. Die in Usbekistan und Kasachstan geborenen Eltern versicherten vor Gericht, dass sie das Kind in den Tagen danach noch zu Kontrollterminen zu Ärzten brachten - danach sah das chronisch kranke Mädchen aber keinen Mediziner mehr.
Die Krankheit war nicht heilbar, aber gut behandelbar
Ein Kinderarzt betonte in dem Prozess, dass die 13-Jährige im September 2019 bis zuletzt hätte gerettet werden können. Die chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse sei nicht heilbar gewesen, "aber sie ist sehr gut behandelbar". Das Ehepaar vertraute stattdessen darauf, dass Gott der Tochter helfen würde. "Ich hab' erwartet, dass Gott sie gesund macht. Bis jetzt hat er immer geholfen. Wieso sollte er das dieses Mal nicht tun", sagte die 35-Jährige weinend.
RND/dpa