Zwei Kinder tot in Hanauer Wohnhaus entdeckt: Das ist über den Fall bekannt
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Nach dem Tod von zwei Kindern in einem Wohnhaus in Hanau sind noch viele Fragen offen.
© Quelle: Boris Roessler/dpa
Hanau. Der Fall sorgt deutschlandweit für Schlagzeilen: Am Mittwochmorgen (11. Mai 2022) werden zwei Kinder bei einem Hochhaus in der Innenstadt Hanaus aufgefunden. Ein schwer verletzter Junge stirbt kurz darauf im Krankenhaus, für ein Mädchen kommt jede Hilfe zu spät. Eintreffende Rettungskräfte können nur noch ihren Tod feststellen. Die Polizei ist sich bereits sicher: Die beiden Minderjährigen sind einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Der Vater wurde als Tatverdächtiger festgenommen. Das ist mittlerweile öffentlich zu dem Fall bekannt:
Was ist passiert?
Am Mittwochmorgen werden Passanten und Passantinnen auf einen schwer verletzten Jungen aufmerksam, der auf dem Boden vor einem Wohnhochhaus in der Hanauer Innenstadt liegt. Um 7.25 Uhr alarmieren sie die Polizei. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte sei der Junge jedoch schon nicht mehr ansprechbar gewesen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Wenig später entdecken die Beamten und Beamtinnen ein weiteres Opfer: Auf dem Balkon einer Wohnung im neunten Stock des Wohnkomplexes liegt ein lebloses Mädchen. Der Notarzt habe nur noch den Tod feststellen können. Der Junge wird noch ins Hanauer Stadtkrankenhaus gebracht, erliegt dort jedoch ebenfalls seinen Verletzungen.
Eine Obduktion habe mittlerweile ergeben, dass das Mädchen an Verletzungen durch „scharfe Gewalt gegen den Hals“ gestorben sei. Bei dem Jungen hätten multiple innere Verletzungen zum Tod geführt, die auf einen Sturz aus großer Höhe zurückzuführen seien. Die Gründe für den Sturz seien Teil der Ermittlungen, „die wegen des Verdachts des Mordes geführt werden“, so die Sprecherin.
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Das Wohnhaus in Hanau, wo mutmaßlich zwei Kinder getötet wurden.
© Quelle: IMAGO/Patrick Scheiber
Wer sind die Kinder?
Ersten Hinweisen zufolge soll es sich bei den Opfern um ein siebenjähriges Mädchen und einen elfjährigen Jungen handeln, die in der Hanauer Wohnung lebten, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Nähere Angaben zur Identität der Geschwister machte sie jedoch nicht. Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky zeigte sich erschüttert über die Tat. „Ich kannte die Familie nicht persönlich, aber was wir wissen ist, dass sie schon seit einigen Monaten sozialpädagogische Unterstützung bekommen hat“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Bereits mehrere Monate vor der Tat hatten dem Hanauer Jugendamt Hinweise auf familiäre Probleme vorgelegen, wie die Stadt bekanntgegeben hatte.
Die Polizei hat Anhaltspunkte für ein Verbrechen im familiären Kreis, teilte die Staatsanwaltschaft mit. „Die Ermittler von Staatsanwaltschaft und von Kriminalpolizei gehen von einem Tötungsdelikt aus und konzentrieren sich nun darauf, was sich am Morgen in dem Haus abgespielt hat“, hieß es in einer offiziellen Mitteilung am Dienstag. Am Samstag (14. Mai) wurde der Vater als Tatverdächtiger festgenommen.
Wie geht die Polizei vor?
Die Polizei hat den möglichen Tatort abgesichert und die Straßen rund um das Haus mit Absperrbändern und Streifenwagen abgesperrt. Auf dem Balkon im neunten Stock sollen Ermittler und Ermittlerinnen in weißer Schutzkleidung gesichtet worden sein. Außerdem ließ die Polizei eine Drohne über dem Haus fliegen, um damit den Tatort aus möglichst vielen Perspektiven zu fotografieren. Vor dem Gebäude wurden zudem jegliche Büsche entfernt, um mögliche Spuren zu sichern. Auch Nachbarn würden umfassend befragt. „Bei einer solchen Tat fahren wir das volle Programm“, sagte ein Polizeisprecher zu „RTL“.
Polizei findet zwei tote Kinder: Ermittler gehen von einem Tötungsdelikt aus
In der Hanauer Innenstadt sind am Mittwoch zwei Kinder vermutlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen und gestorben.
© Quelle: dpa
Das Wohnhaus mit insgesamt elf Stockwerken sowie einem Geschäft und einem Café im Erdgeschoss liegt in der Römerstraße am Marktplatz in Hanaus Innenstadt. Laut „Bild“-Informationen soll die Mordkommission in dem Fall von der Tatortgruppe des Landeskriminalamtes unterstützt werden.
Wo sind die Eltern der Kinder? Sind sie tatverdächtig?
Der 47-jährige Vater der Kinder wurde am Samstag als Tatverdächtiger in Frankreich festgenommen. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen Mordverdachts gegen den Mann. Zielfahnder des Hessischen Landeskriminalamtes sei es nach der Tat gelungen, die Spur des Verdächtigen aufzunehmen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Hanau mit. „Mit Unterstützung weiterer Experten der Zielfahndung des Bundeskriminalamtes wurde der 47-Jährige am Samstagmorgen in der Nähe von Paris lokalisiert und dort festgenommen.“
Der Mann sei im Rhein-Main-Gebiet wohnhaft. Er leistete den Angaben zufolge keinen Widerstand bei der Festnahme. „Bislang hat er sich zu der Tat nicht geäußert“, hieß es. Die Staatsanwaltschaft Hanau gehe davon aus, dass er in wenigen Wochen nach Deutschland überstellt und dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden wird. Nach den Worten der Sprecherin hat der Mann einen indischen Pass. Ob er auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, war zunächst unklar.
Der Stadt Hanau sind nach eigenen Angaben keine strafrechtlich relevanten Informationen über ihn bekannt geworden. Das berichtete Bürgermeister Axel Weiss-Thiel (SPD) am Montag in der Hanauer Stadtverordnetenversammlung. Es gab demnach auch keine Gespräche unter Beteiligung des Jugendamtes mit dem Mann.
Zu der Mutter und ihrem Aufenthaltsort während der Tat gibt es keine offiziellen Angaben. Laut „RTL“‑Informationen soll die Frau zum Tatzeitpunkt bei der Arbeit gewesen sein, „Bild“ berichtet, die Frau habe nach dem Tod der Kinder einen Zusammenbruch erlitten und sei auf eigenem Wunsch in einer psychiatrischen Klinik.
Die Mutter zog nach Angaben der Stadt Anfang des Jahres nach Hanau. Nach Bekanntwerden von familiären Problemen wurde demnach das Jugendamt aktiv und es sei sozialpädagogische Familienhilfe vereinbart worden. Dafür sei, wie in solchen Fällen üblich, ein in Frage kommender freier Träger beauftragt worden.
Wie reagiert die Stadt Hanau?
Die Mutter und Behördenmitarbeiter bekommen Hilfe, wie die Stadt ankündigte. „Zurzeit brauchen alle, die Mutter natürlich ganz besonders, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit dem Fall betraut waren, intensive psychologische Beratung und Betreuung“, sagte Bürgermeister Weiss-Thiel. Die Stadt versuche nach Kräften, zu helfen. Alle, die mit dem Fall betraut waren, seien „zutiefst erschüttert“. Ob und welche Konsequenzen zu ziehen seien, solle analysiert werden, sagte der Bürgermeister, der am Montagabend in der Hanauer Stadtverordnetenversammlung zu dem Fall Stellung genommen hatte.
Mit dem mit der sozialpädagogische Familienhilfe betrauten freien Träger sollen nun Gespräche geführt, die Situation analysiert und Lehren daraus gezogen werden, so Bürgermeister Weiss-Thiel. Ob sich Konsequenzen für den Träger ergeben, „werden wir nach den Gesprächen feststellen“.
Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky zeigte sich bestürzt über den Vorfall: „Es ist ein Schock, der wieder durch die Stadt geht,“ sagte er der „Bild“. Erst im Februar dieses Jahres hatte sich das Attentat von Hanau zum zweiten Mal gejährt. Im Jahr 2020 hatte ein 43-jähriger Deutscher neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordet. Die Tat hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst.
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RND/al mit dpa