Um 18 Uhr trinkt Elizabeth II. ihren Gin Tonic

65 Jahre trägt Elizabeth II. bereits die Krone. Nun wird die Monarchin 91 Jahre alt.

65 Jahre trägt Elizabeth II. bereits die Krone. Nun wird die Monarchin 91 Jahre alt.

London. Schon als Queen Elizabeth II. noch ein Kind war, wollen manche ihre Ambitionen auf den Thron erkannt haben. Am 6. Februar 1952 wurde sie als 25-Jährige Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland – und genießt seit jeher den Ruf, sich streng an einen festgelegten Tagesablauf zu halten. Rund 600 Mitarbeiter helfen ihr dabei im Buckingham-Palast in Zentral-London. Das klingt viel – allerdings gilt es, insgesamt 775 Zimmer zu bewirtschaften.

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Offiziell ist von der Queen in ihrer mehr als 65-jährigen Regentschaft nicht viel über ihren Alltag zu hören gewesen – britische Monarchen geben traditionell keine Interviews. Aus Autobiografien ihrer Familienangehörigen und Angestellten sowie Aussagen aus dem Buckingham Palace lässt sich jedoch ein ziemlich exaktes Bild zusammenstellen:

8 Uhr: Das persönliche Dienstmädchen betritt das Schlafzimmer der Königin und serviert auf einem Silbertablett eine Tasse Earl-Grey-Tee, jene mit Bergamotte aromatisierte Teemischung, die nach dem früheren Premierminister Charles Grey benannt ist. Das ist auch der Zeitpunkt, zu dem die berühmten Corgi-Hunde die Queen begrüßen dürfen – sie nächtigen ein paar Räume weiter in winzigen Betten. Anschließend wird Elizabeth II. angekleidet. Sie hat einen sehr eigenen Stil entwickelt, man kann also davon ausgehen, dass sie durchaus selbst bestimmt, was sie an welchem Tag anzieht.

9 Uhr: Frühstück im persönlichen Speisezimmer. Mit einem kleinen Radio soll Elizabeth II. stets die 9-Uhr-Nachrichten der BBC hören, parallel überfliegt sie die wichtigsten Tageszeitungen, die für sie bereitliegen. "Sie liebt die Kreuzworträtsel des 'Daily Telegraph' und versucht immer, sie komplett zu lösen", erinnert sich der frühere Lakai der Königin und spätere Diener von Lady Diana, Paul Burrell. Früher soll sie als Erstes zu "Sporting Life" gegriffen haben, einer inzwischen eingestellten Zeitung, die sich speziell dem Pferderennsport widmete. Die Königin besitzt mehrere erstklassige Rennpferde. Das Frühstück selbst ist eher spartanisch: Toast mit Marmelade gibt es wie in vielen britischen Haushalten, außerdem Müsli – drapiert in Tupperware-Boxen. Dann wird es auch schon ernst: Die Queen fliegt durch Briefe, die sie aus der Bevölkerung erreicht haben. "Meist sind es zwischen 200 und 300 pro Tag", heißt es aus dem Buckingham-Palast. Elizabeth II. entscheidet selbst, wie ihre Angestellten die Post zu beantworten haben.

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10 Uhr: Die Queen trifft sich an ihrem Schreibtisch nacheinander mit zwei ihrer Privatsekretäre. Meist eine Stunde lang gehen sie die Termine des Tages durch und besprechen anstehende öffentliche Veranstaltungen. Die Regentin entscheidet, wer aus ihrer Familie daran teilnimmt, und teilt dabei auch ihren Mann Prinz Philip, den Duke of Edinburgh, ein. Sie gilt selbst als überaus strukturiert, doch erst das Organisationstalent ihrer Sekretäre stellt sicher, dass auch nichts vergessen wird. Tag für Tag treffen zudem Papiere aus der Regierung, den Auslandsvertretungen Großbritanniens sowie aus den Commonwealth-Staaten ein – in einigen von ihnen, wie Australien, Kanada und den Bahamas, fungiert Queen Elizabeth II. als Staatsoberhaupt. Solche Post erreicht den Palast traditionell in kleinen roten Koffern.

11 Uhr: Es folgen zwei Stunden mit Privataudienzen. Die Queen trifft – in der Regel allein – wichtige Persönlichkeiten, Preisträger und einmal wöchentlich den Premierminister zu einer vertraulichen Unterredung. Sollte einer von beiden nicht im Land sein, findet dieses Gespräch telefonisch statt. Elizabeth II. hat in ihrer Regentschaft schon zwölf Regierungschefs erlebt. In unregelmäßigen Abständen verleiht die Königin um 11 Uhr Orden an ausgewählte Briten.

13 Uhr: Mittagessen – in der Regel speist die Queen allein oder mit ihrem Mann. Nur unregelmäßig laden beide einige wenige auserwählte Briten zu einem informellen Lunch ein. Solche kleineren Veranstaltungen finden im "Salon von 1844" statt. Größere Mittagessen werden im Musikzimmer oder im großen Staatsspeisesaal des Palasts abgehalten. Unmittelbar vor dem Essen trinkt die Queen gern ein Glas Gin mit Dubonnet, dem Wermut ähnlichen Likör aus Frankreich. Dem Vernehmen nach bereitet Elizabeth II. diesen Drink selbst zu und garniert ihn mit einer Scheibe Zitrone und zwei Eiswürfeln.

15 Uhr: Der Nachmittag ist häufig für offizielle Besuche reserviert. Ein Militärhubschrauber oder ihr brauner Bentley bringt die Queen zu einzelnen, von ihr sorgfältig ausgewählten Veranstaltungen. Das können Gebäuderöffnungen sein, Enthüllungen von Gedenktafeln oder Treffen in Kindergärten, Krankenhäusern und Ähnlichem. In jedem Jahr nimmt die Queen selbst rund 430 solcher Termine wahr. Zu entlegenen Zielen im Land bricht die Königin meist mit ihrem Privatzug auf.

17 Uhr: Es ist tatsächlich so, wie in aller Welt gern scherzhaft gesagt wird: Der 17-Uhr-Tee ist der Queen heilig. Egal, wo auf der Erde sie sich befindet, sie trinkt zur selben Uhrzeit ihre Tasse Earl Grey (mit einem Tropfen Milch) und isst dazu ein Sandwich sowie etwas Gebäck.

18 Uhr: Zeit für eine Erfrischung – die Königin schätzt Gin Tonic. Das ist in Großbritannien nichts Ungewöhnliches, der Aperitif gehört hier wie in Frankreich beinahe zum Alltag. Gin Tonic ist seit der Kolonialzeit ein beliebtes Getränk bei den Briten – ursprünglich sagte man dem Chinin im Tonic-Wasser fiebersenkende Wirkung nach. Kaum ein Mensch könnte allerdings die Mengen zu sich nehmen, die für eine spürbare Wirkung nötig wären.

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19.30 Uhr: Der Bericht über die Parlamentsdebatten des Tages trifft ein. Elizabeth II. soll sehr daran gelegen sein, ihn zeitnah zu lesen.

20 Uhr: Dinner. Die Queen pflegt mit dem Duke of Edinburgh zu speisen, sofern keine offiziellen Abendessen angesetzt sind. Isst sie allein, soll sie das manchmal vor dem Fernseher tun. Die Königin schätzt Pferdedokumentationen und Krimis – die Serie "Inspektor Morse", ein Vorläufer der in Deutschland bekannten Reihe "Lewis", gilt als eine ihrer liebsten. Oft genug aber stehen Abendveranstaltungen an, zudem schätzt die Queen Theateraufführungen. Und sie steht im Ruf, auch abends noch zu arbeiten. Oftmals brenne spät noch Licht in ihrem Zimmer. Angestellte bringen derweil ihre Corgis zu Bett, die Queen selbst schaue noch nach dem Rechten, berichten einige von ihnen. Der nächste Tag kann kommen – mit der "same procedure", derselben Prozedur, wie am Vortag. Tradition wird im Buckingham-Palast eben immer noch großgeschrieben.

Von Michael Pohl/RND

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