Wie ein Agatha-Christie-Mord

Verschwundener Paddy Moriarty: Australiens Outbackrätsel könnte gelöst werden

In Australiens Outback gibt es so einige rätselhafte Vermisstenfälle (Symbolbild).

In Australiens Outback gibt es so einige rätselhafte Vermisstenfälle (Symbolbild).

Ein Bestseller wurde über das Verschwinden von Paddy Moriarty bereits geschrieben, eine HBO-Serie ist in der Mache. Der „Guardian“, die „New York Times“ und die „Washington Post“ haben über Jahre hinweg über den Fall berichtet. Das Vermisstenposter, das in Larrimah, das am berüchtigten Stuart Highway 500 Kilometer entfernt von Darwin liegt, hängt, ist zum beliebten Fotomotiv für Urlaubende geworden.

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Nun könnte der Fall, den sich selbst Krimiautorin Agatha Christie nicht besser hätte ausdenken können, vor der Aufklärung stehen. Denn als sich ein australisches Gericht vergangene Woche erneut mit dem bisher ungelösten Outbackrätsel beschäftigte, kam der zuständige Gerichtsbeamte Greg Cavanagh zu dem Schluss, dass es sich bei dem Verschwinden Moriartys tatsächlich um eine Straftat und keinen Unfall handelte.

Das Abendessen war noch in der Mikrowelle

Es war ein heißer Sommerabend Mitte Dezember gewesen, als Paddy Moriarty und sein Hund Kellie scheinbar spurlos verschwanden. Moriarty hatte den Nachmittag wie immer im Pink-Panther-Hotel verbracht. Nach etwa zehn Bieren, ein wenig mehr als sonst, machte er sich auf seinem roten Quad Bike auf den Nachhauseweg. In seinem Haus fand die Polizei noch Überreste des Hühnchens, das er für sich und seinen Hund zubereitet hatte. Doch ansonsten nichts: keine Anzeichen für einen Kampf, keine Hinweise darauf, dass der 70-Jährige auf eigene Faust losgezogen wäre. Trotzdem fehlt seit dem Abend jede Spur von Moriarty – wie auch seinem Hund.

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Die Dorfbewohner und -bewohnerinnen selbst glauben alle nicht, dass Moriarty noch lebt oder auf natürliche Art und Weise gestorben ist. „Zehn Menschen leben an diesem Ort und meiner Meinung nach ist einer von ihnen ein Mörder“, sagte der frühere Kneipenbesitzer Barry Sharpe nach dem Verschwinden Moriartys einst dem australischen Sender ABC. Auch der Gerichtsbeamte Greg Cavanagh kam bei seiner aktuellen Untersuchung zu dem gleichen Schluss. Er leitete den Fall deswegen an die Staatsanwaltschaft weiter – mit dem deutlichen Hinweis auf die „anhaltende Fehde“ zwischen Moriarty und den anderen Dorfbewohnerinnen und -bewohnern.

Tonaufnahmen schüren Verdacht

Im Visier der Ermittler stehen bis heute vor allem die Nachbarin des Vermissten sowie ihr Gärtner. Fran H. behauptete, Moriarty habe ein totes Känguru unter ihr Schlafzimmerfenster geworfen, ständig ihre Fleischkuchen schlecht gemacht und ihre Pflanzen vergiftet. Auch ihr Gärtner Owen L. soll noch wenige Tage zuvor einen Streit mit Moriarty gehabt haben. Trotzdem behaupten beide bis heute, nichts mit dem Verschwinden des 70-Jährigen zu tun zu haben.

Während der Anhörung vergangene Woche wurde nun aber bekannt, dass die Polizei etwa zwei Wochen nach dem Verschwinden von Paddy Moriarty heimlich ein Abhörgerät in der Wohnung des Gärtners installiert hatte. Vor Gericht wurden mehrere schwer verständliche Audiosegmente abgespielt, in denen ein Mann zu hören ist, der darüber spricht beziehungsweise singt, wie er Moriarty mit einem Hammer geschlagen habe. In einem Teil sagt er: „Ich habe den alten Paddy getötet. Ich habe ihn verdammt noch mal getötet … ihn auf den Kopf geschlagen und ihn getötet.“ Owen L. stritt jedoch ab, dass er die Person sei, die in den Aufnahmen zu hören ist.

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Fragwürdige Berühmtheit für Larrimah

Larrimah selbst hat das Mysterium in den vergangenen vier Jahren eine fragwürdige Berühmtheit verliehen. Brent Cilia, der Enkel von Fran H., der inzwischen ihr Teehaus übernommen hat, sagte der ABC: „Es hat uns einen Platz auf der Landkarte gesichert, soviel ist sicher.“ Die meisten Leute würden wegen eines Podcasts anreisen, der über den Fall gemacht wurde oder wegen des Buches, das zwei Journalisten herausgebracht haben.

In gewisser Weise habe das Verschwinden von Paddy Moriarty die Stadt wieder zusammengebracht, meinte Cilia. „Wir hatten die letzten beiden Weihnachten alle zum Abendessen in die Kneipe eingeladen“, berichtete er. Allerdings haben die Hauptverdächtigen, darunter Cilias Großmutter und ihr Gärtner, den Ort inzwischen verlassen. Auch der Besitzer des Pink-Panther-Pubs, wo Moriarty zuletzt lebend gesehen wurde, hat die Kneipe in den Folgejahren verkauft. Er ist 2019 an einem Krebsleiden gestorben. Auch das hauseigene Krokodil, über das manche sagen, Moriarty sei ihm zum Fraß vorgeworfen worden, wurde zusammen mit dem Pub verkauft.

Weitere ungelöste Outbackrätsel

Das Rätsel um Paddy Moriarty ist nicht das einzige im weiten unwirtlichen Outback Australiens. In der Einöde des australischen Busches gibt es etliche gruselige Fälle: Der prominenteste ist sicher der des britischen Urlaubers Peter Falconio, der in der Nähe des Outbackdorfes Barrow Creek wie vom Erdboden verschwunden ist. Seine Freundin und er waren 2001 von einem Mann überfallen worden, doch während die Frau sich retten und die Polizei alarmieren konnte, fehlt von Falconio bis heute jede Spur. Andere Fälle sind zwar gelöst, doch ihr Motiv ist bis heute unverständlich. So zog der deutsche Urlauber Joseph Schwab 1987 durchs Outback und ermordete fünf Menschen, bis die Polizei ihn fand und erschoss.

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