„Hier hat der Kaiser schon drauf geschossen“

Waldbrand bei Jüterbog: Munition im Boden ist eine große Gefahr

Eine verbrannte Waldfläche auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog: Im Boden liegt eine besondere Gefahr.

Eine verbrannte Waldfläche auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog: Im Boden liegt eine besondere Gefahr.

Jüterbog. Jahr für Jahr stehen Rauchschwaden über dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog in Brandenburg. Denn immer wieder kommt es hier, wie auch an vielen anderen Orten in dem Bundesland, zu Waldbränden. Seit etwa einer Woche brennt ein Teil des Geländes erneut. Der Wind facht das Feuer in den vergangenen Tagen zusätzlich an.

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Der Rauch zieht inzwischen bis an die Berliner Stadtgrenze. Die ist immerhin etwa 30 Kilometer entfernt. Betroffen sind 326 Hektar Wald im Landkreis Teltow-Fläming. Davon brennen zwar nur etwa zehn Hektar, sehr gefährlich ist der Brand aber trotzdem. Denn: Im Boden auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz lagern Unmengen an Munition.

Ein Ort mit langer Geschichte

„Es geht niemand dort rauf. Die Feuerwehr kann nur von freigegebenen Wegen aus löschen“, sagt Christiane Lindner-Klopsch, Leiterin des Ordnungsamtes Jüterbog, dem RND. Das mache die Brandbekämpfung besonders schwer. „Wir haben eine mit Munition belastete Fläche. Um die Brände herum sind Schutzbereiche angelegt worden“, so Lindner-Klopsch. Die sind zum Teil nur wenige Meter breit – unverzichtbar jedoch für die Arbeit der Feuerwehr.

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Der Ort hat eine lange Geschichte. „Hier hat der Kaiser schon drauf geschossen, dann die Wehrmacht“, so Lindner-Klopsch. Es folgte die Sowjetarmee. Sie alle nutzten das Gebiet für Übungen. Dabei blieb tonnenweise Munition zurück. Die verseucht heute die Böden und hindert die Feuerwehr beim Löschen der Brände. Durch die Munition werden zudem immer wieder Detonationen und neue Brände ausgelöst.

Waldbrand bei Jüterbog dauert seit Tagen an

Seit Tagen brennt es im Süden Brandenburgs. Große Teile des Feuers liegen auf munitionsverseuchtem Gelände, was die Löscharbeiten erschwert.

In Brandenburg sollen insgesamt 290.000 Hektar Wald mit Munition belastet sein. Im Jahr 2021 wurden laut dem Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages rund 330 Tonnen Munition gefunden und vernichtet, auf 500 Hektar Fläche. Die Räumung kostete 13 Millionen Euro.

„Wenn die munitionsverseuchten Wälder in unserer Region nicht geräumt werden, wird es immer wieder zu Waldbränden kommen, weil sich die alte Munition, die im Boden liegt, selbst entzündet“, stellt der CDU-Landtagsabgeordnete Danny Eichelbaum fest. Der Politiker fordert ein Konzept vom Bund.

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Räumung soll mindestens 250 Millionen Euro kosten

Die Munitionsräumung ist sehr aufwendig. Hierfür müssen etwa Archivmaterial und Karten ausgewertet werden, um überhaupt herauszufinden, wo sich Granaten und weitere Sprengmittel befinden. Spezialfirmen räumen anschließend das Gebiet. Die sind jedoch oft sehr ausgelastet. Im Fall Jüterbog dürfte es zudem teuer werden. Die Räumung des Geländes soll mindestens 250 Millionen Euro kosten.

Die Feuerwehr in Jüterbog ist derweil damit beschäftigt, weitere Schutzstreifen um die Brände zu errichten. Die Hoffnung ist, dass es so nur in dem eingegrenzten Gebiet brennt. Menschen oder Ortschaften sollen nach jetzigem Stand noch nicht in Gefahr sein.

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