Waldbrand in Brandenburg: Experte prognostiziert „Totalverlust“ der Bäume
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Die Feuerwehr in Brandenburg kämpft weiter gegen einen großen Waldbrand im Landkreis Elbe-Elster.
© Quelle: Jan Woitas/dpa
Cottbus. Der Großbrand im Elbe-Elster-Kreis in Brandenburg unterscheidet sich nach den Worten des Waldbrandexperten Philipp Haase von anderen Bränden im Land. „Wir reden hierbei von einem Baumkronenbrand, das Feuer läuft von Krone zu Krone und findet sehr viel brennbares Material wie Nadeln“, sagte der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.
Das Feuer brenne über den Spitzen der Bäume in einer Höhe von bis zu 25 Meter. Dort seien die Windgeschwindigkeiten auch höher als am Waldboden, die Flammen könnten sich schneller ausbreiten, so Haase. Für das Gebiet bedeute das einen „Totalverlust“ der Bäume. Das unterscheide den aktuellen großen Waldbrand von anderen Bränden in Brandenburg.
Größter Waldbrand des Jahres
Der Landesfeuerwehrverband hat den Waldbrand auf 850 Hektar im Süden Brandenburgs als größten Waldbrand in diesem Jahr in Brandenburg bezeichnet. Der Vizepräsident des Verbandes, Frank Kliem, sagte am Dienstag, die Situation sei auch besonders dramatisch, da Orte geräumt werden mussten und dies neben der Brandbekämpfung großen logistischen Aufwand bedeute. „Die Rettungskräfte sind doppelt gefordert“, sagte Kliem. Es müssten Ortschaften gesichert werden, um auch möglichen Plünderungen vorzubeugen.
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Helfer der Freiwilligen Feuerwehr löschen letzte Glutnester bei einem kleinen Brand in Brandenburg.
© Quelle: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Zudem forderte der Vizepräsident des Feuerwehrverbandes in Potsdam, es solle künftig leichtere Schutzbekleidung für Feuerwehrkräfte angeschafft werden, gerade für Einsätze bei großer Hitze. Die Einsatzkleidung sei in der Regel zur Bekämpfung von Wohnungsbränden ausgelegt, sagte Kliem. „Bei Hitze ist diese Kleidung viel zu schwer.“ Am Montag herrschten in Brandenburg Höchsttemperaturen über 30 Grad.
Gebiet zum Teil munitionsbelastet
Das Waldbrandgebiet im brandenburgischen Elbe-Elster-Kreis ist zudem teilweise munitionsbelastet. Durch Detonation im Boden seien neue Munitions-Verdachtsflächen entdeckt wurden, die noch gar nicht in Karten verzeichnet gewesen seien. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes habe dort einen kleinen Bereich als Verdachtsfläche ausgewiesen, wie der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte Philipp Haase am Dienstag weiter mitteilte. Auch deshalb seien zwei Löschhubschrauber der Bundeswehr vor Ort. Die Feuerwehren könnten in diesem Bereich nicht auf die brennende Fläche. Es muss von außen und aus der Luft gelöscht werden.
Hitzewelle: Die Lage der weltweiten Waldbrände
Brandenburg, Kalifornien, Spanien, Griechenland und viele weitere Gegenden leiden unter Hitze und Waldbränden.
© Quelle: Amandine Cormier/RND
Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) befürchtet derweil, dass sich der Einsatz wegen des Waldbrandes in Falkenberg im Süden des Bundeslandes noch lange hinziehen kann. „Ihn komplett zu löschen, wird wahrscheinlich noch Wochen dauern“, sagte er am Dienstag in dem Einsatzgebiet im Kreis Elbe-Elster. Der Brand sei noch nicht unter Kontrolle, sagte der Minister.
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Laut Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) werden die Löscharbeiten noch Wochen andauern.
© Quelle: foto: Annette Riedl
Die Brandursache war bisher unklar, der Ort des Ausbruchs südwestlich des Einsatzgebietes aber bekannt, sagte der Minister. Es sei auffällig, dass an dieser Stelle in den vergangenen Wochen mehrfach kleine Brände ausgebrochen seien. Genauere Erkenntnisse gebe es noch nicht.
Verletzt wurden nach Angaben Stübgens am Montag acht Feuerwehrleute. Vier von ihnen seien am Dienstag zur Beobachtung noch im Krankenhaus gewesen. Am Montag sei der Brand recht nah an die Wohnbebauung heran gekommen. Mehrere hundert Menschen mussten ihre Häuser verlassen.
Evakuierung teilweise aufgehoben
Mittlerweile ist die Evakuierung von zwei Ortschaften im Süden Brandenburgs jedoch wieder aufgehoben worden. Die Bewohner und Bewohnerinnen von Rehfeld und Kölsa können zurück in ihre Wohnungen, sagte eine Sprecherin des Landkreises Elbe-Elster am Dienstagmittag. Für die Ortschaft Kölsa-Siedlung bleibe die Evakuierung jedoch bestehen.
Der Wald-und Flächenbrand hatte sich südlich von Rehfeld innerhalb weniger Stunden von 100 auf 850 Hektar ausgebreitet - das sind fast 1200 Fußballfelder. 350 Einsatzkräfte kämpfen gegen den Großbrand auf 8,5 Quadratkilometern oder fast 1200 Fußballfeldern. Der Waldbrand zerstörte auch Teile eines Ferkelzucht-Betriebes, viele Tiere starben. Drei von acht Ställen seien verbrannt, sagte Stübgen. Nach einer vorsichtigen ersten Schätzung könnten 1000 bis 2000 Tiere verendet sein.
Das Wetter macht den Einsatzkräften Sorgen. Erwartet werde, dass der Wind zur Mittagszeit wieder auffrische, so dass sich das Feuer schneller ausbreiten könne, hieß es.
RND/dpa