Wismar: Männer prügeln mit Kette auf Flüchtling ein
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/BF6DWWJGLPKCFHVAO54BVCFKNY.jpg)
Ein 20-Jähriger wurde in Wismar angegriffen und schwer verletzt.
© Quelle: Patrick Seeger/dpa
Wismar. Die Polizei hat einen 26-jährigen Deutschen vorläufig festgenommen, der einen Syrer in Wismar (Mecklenburg) angegriffen haben soll. Das teilte die Staatsanwaltschaft Schwerin am Donnerstag mit. Sie prüfe, ob Haftantrag gestellt werde. Der 20-jährige Syrer war nach Angaben der Polizei am späten Mittwochabend in einem Park mit einer Eisenkette geschlagen und verletzt worden. Der Mann erlitt einen Nasenbeinbruch und Prellungen, konnte aber nach ambulanter Behandlung die Klinik wieder verlassen. Da ein fremdenfeindliches Motiv vermutet werde, sei der Staatsschutz eingeschaltet worden. Der Syrer gab an, allein auf dem Heimweg von drei Deutsch sprechenden Männer angegriffen worden zu sein. Er wurde am Donnerstag nochmals vernommen, teilte die Polizei mit.
„Nicht zulassen, dass fremdenfeindliche Stimmung um sich greift“
Die Tat sorgte für Entsetzen. Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) sprach von einem abscheulichen Vorfall. „Wir dürfen nicht zulassen, dass eine fremdenfeindliche Stimmung um sich greift, die Wegbereiterin solcher Taten ist.“ Die Ministerin erinnerte an die Vorkommnisse in Rostock-Lichtenhagen 1992. „Hier ist neben der staatlichen Ebene auch die Zivilgesellschaft gefordert, offensiv für unsere Werte von Freiheit, Weltoffenheit, Akzeptanz und Solidarität einzutreten.“
Wismars Bürgermeister Thomas Beyer (SPD) zeigte sich entsetzt. Die Tat sei Ausdruck der „Pogromstimmung“ in Deutschland, diese schwappe nun auch auf Wismar über, sagte er dem Sender NDR 1 Radio MV. Seine Befürchtungen seien wahr geworden. Allerdings sei dies in der Hansestadt nicht der Alltag. In Wismar gebe es eine aktive Stadtgesellschaft, die mit friedlichen Mitteln dagegenhalte. So hätten sich am vergangenen Montag etwa 70 Menschen einer Mahnwache der AfD entgegengestellt.
Von Unbekannten ausländerfeindlich beschimpft
Der junge Syrer war nach Polizeiangaben von den Unbekannten zunächst ausländerfeindlich beschimpft worden, dann sollen zwei der Täter ihn mit Fäusten angegriffen haben. Der Dritte habe mit einer Eisenkette gegen seine Schulter und Rippen geschlagen. Als der 20-Jährige dann zu Boden ging, sei er getreten worden. Anschließend seien die Täter geflohen.
Gestohlen wurde nichts. Eine Anwohnerin hatte laute Geräusche gehört, vermutete eine Auseinandersetzung und alarmierte die Polizei. Sie habe aber kein Wort verstehen können. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Der Hintergrund sei aber noch unklar.
Syrer lebt in Wismar
Der Geschädigte lebt in Wismar. Der Status des Mannes, also inwieweit ein möglicher Asylantrag schon bewilligt wurde, war zunächst nicht klar. In Mecklenburg-Vorpommern werden aber nur Zuwanderer auf Kommunen verteilt, die Aussicht auf Asyl haben. Alle anderen Zuwanderer bleiben in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes.
Von RND/dpa