Zeitzeugen berichten durch künstliche Intelligenz vom Holocaust
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Die Befreiung des Konzentrationslagers in Dachau in Süddeutschland 1945. (Archivfoto)
© Quelle: imago images/United Archives International
Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung der Konzentrationslager ist 75 Jahre her. Dies bedeutet auch, dass die Zeitzeugen aus den 30er- und 40er-Jahren immer älter werden: Viele sind bereits verstorben oder befinden sich in einem hohen Alter.
Damit die Erinnerungen der Shoah-Überlebenden an die NS-Zeit präsent bleiben, hat sich eine Stiftung moderne Technologie zu nutze gemacht. Mithilfe von künstlicher Intelligenz kann nun mit Zeitzeugen gesprochen werden, wie das US-amerikanische Nachrichtenprogramm “CBS News” berichtete.
Die Initiatoren des Projektes erhielten auch Kritik
Die Idee dafür hatte die Ausstellungsorganisatorin Heather Maio – sie arbeitete zuvor bereits mit Holocaust-Überlebenden zusammen. Laut “CBS News” wollte sie diese besondere Erfahrung auch späteren Generationen ermöglich. Deswegen wendete Maio sich an Stephen Smith, den leitenden Direkter der USC Shoah Foundation, und gemeinsam starteten sie das Projekt.
Dafür steckten beide auch Kritik ein: So sorgten sich einige Kollegen aus der Stiftung um das Wohlbefinden der Zeitzeugen, doch viele Überlebenden meldeten sich bei Maio und Smith von alleine mit großem Interesse.
Großes Interview-Vorhaben: 2000 Fragen an Zeitzeugen
Interessierte Zeitzeugen wurden mit einer Menge Licht und 20 Kameras gefilmt. Mehr als 2000 Fragen wurden ihnen über mehrere Tage gestellt, damit auch jede möglich Frage abgedeckt werden konnte. Nun kann jeder Besucher der Holocaust Museen in Dallas (Texas), im Raum Indiana, und in Skokie (Illinois) ein virtuelles Gespräch mit 22 Zeitzeugen führen.
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Viele der Zeitzeugen haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht: Einige waren als Gefangene in Auschwitz oder wurden als Kinder versteckt und tauchten unter. Wieder andere gehörten auf die Seite der Alliierten und waren bei der Befreiung der Konzentrationslager zugegen. Auch die im Juli letzten Jahres verstorbene Eva Mozes Kor nahm solche Interviews auf. Die gebürtige Rumänin überlebte gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester das Vernichtungslager Auschwitz und die brutalen Experimente des nationalsozialistischen Kriegsverbrechers Josef Mengele.
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Eva Kor im Jahr 2012 in der ZDF-Sendung von Markus Lanz.
© Quelle: imago images / APress
Die Stiftung will so viele Eindrücke wie möglich für die Nachwelt festhalten
Museumsbesucher können nun Kor auch nach ihrem Tod zu ihren Erfahrung befragen, zum Beispiel: “Wie alt waren Sie, als Sie nach Auschwitz gingen?” Und Kor wird virtuell antworten: “Als ich in Auschwitz ankam, war ich zehn Jahre alt. Und war bis zur Befreiung in Auschwitz, ungefähr neun Monate später, als wir befreit wurden.”
Das Ziel der Stiftung ist, mit so vielen Überlebenden wie möglich Interviews zu führen und ihre Berichte für die Nachwelt aufzuzeichnen.
RND/am