„Abschiedsgeschenk für Merkel“: So reagiert das Ausland auf die Wahl von AKK

Annegret Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel

Annegret Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel

Hamburg. Ist Annegret Kramp-Karrenbauer eine zweite Angela Merkel, oder kann sie der CDU ihren eigenen Stempel aufdrücken? Darüber sind sich die internationalen Kommentatoren uneins. Fast alle aber sehen schwierige Zeiten auf die frühere Generalsekretärin zukommen.

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Mit der Wahl einer Merkel-Vertrauten habe sich die CDU für eine "sichere Option" entschieden, meint der Londoner "Guardian":

„Die Partei stand vor einem Dilemma. Entweder den Kurs von Merkel beibehalten – die entschlossen war, die politische Mitte zu sichern, und die CDU zur Befürworterin der Homo-Ehe, des Mindestlohns und einer Frauenquote in der Politik gewandelt hat – oder weiter nach rechts rücken, um Wähler zurückzuholen, die sie an die AfD verloren hat. Mit Annegret Kramp-Karrenbauer hat die Partei wohl eine sicherere Option gewählt.“

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Die "Neue Zürcher Zeitung" erkennt hingegen durchaus Unterschiede zwischen Kramp-Karrenbauer und Merkel:

„Kramp-Karrenbauer wird sich von Merkel lösen müssen. Ansätze gibt es. Kramp-Karrenbauers Ton unterscheidet sich vor allem in Fragen der inneren Sicherheit. Der Staat müsse stark sein gegen kriminelle Clans und gegen „autonome Chaoten“. Doch den Worten werden Vorschläge folgen müssen.“

Auch die belgische Zeitung "De Standaard" attestiert Kramp-Karrenbauer einen eigenen Politikstil:

„Die Partei sucht einen Kurs in einem stark veränderten Deutschland. Die Grünen und die AfD haben ihr Wähler abspenstig gemacht und das erfordert eine selbstkritische Analyse. (...) Kramp-Karrenbauer muss schnell aus dem Schatten von Angela Merkel treten, denn in den Rängen der Partei hat sich eine gewisse Merkelmüdigkeit eingeschlichen. Das dürfte aber nicht schwierig sein, wie Eingeweihte meinen. Denn Kramp-Karrenbauer folgt ihrem eigenen Kurs.“

Die "New York Times" verweist unterdessen auf frühere politische Erfolge der Saarländerin:

„Sie ist eine gemäßigte Politikerin der Mitte mit einem bescheidenen Führungsstil und trockenem Humor. Sie prahlt nicht. Aber sie hat eine nachweisliche Erfolgsbilanz, unwahrscheinliche Konsense zu erzielen – und Wahlen zu gewinnen.“

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Die Wogen innerhalb der CDU sind noch nicht wieder geglättet, meint der Zürcher "Tages-Anzeiger":

„Über ihre [Kramp-Karrenbauers] Aussichten, dereinst ganz aus Merkels Schatten zu treten und selbst nach der Kanzlerschaft zu greifen, wird womöglich bereits das nächste Jahr entscheiden. Stürzt die CDU bei den Europawahlen im Mai und bei den drei ostdeutschen Landtagswahlen im Herbst weiter ab, könnten die nun düpierten Konservativen um Merz, Wolfgang Schäuble und Jens Spahn ihr die Kandidatur durchaus noch einmal streitig machen. Ruhe wird also so schnell keine einkehren.“

Auch der britische Sender BBC erwartet, dass Kramp-Karrenbauer noch einige Kritiker wird überzeugen müssen:

„Bekannt für ihre ruhige und analytische Herangehensweise beruhigt sie diejenigen, die befürchteten, dass Friedrich Merz mehr spalten könnte. [...] Aber sie wird diejenigen gewinnen müssen, die sich über den Zentrismus von Merkel und deren Migrationspolitik ärgern und die den Aufstieg weit rechtsstehender Populisten fürchten.“

Paul Ziemiak:
Das ist AKKs neuer General

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Die konservative norwegische Tageszeitung "Aftenposten" ist pessimistischer – sie sieht die CDU gespalten:

„Nachdem die Wahl in vielerlei Hinsicht zwischen Kontinuität und Aufbruch stand, ist es nicht beruhigend, mit einer Marge von 52 zu 48 Prozent zu gewinnen. Fast die Hälfte der Partei will einen völlig anderen Führungstyp als Merkel.“

Die spanische Zeitung "El Mundo" wertet den Wahlausgang als gute Nachricht für Europa:

„Nicht nur Deutschland, ganz Europa braucht eine starke CDU, die weiterhin ein starkes Gegengewicht zum Populismus und zur extremen Rechten bildet. Die gute Nachricht ist, dass Kramp-Karrenbauer eine starke Europa-Befürworterin ist.“

Mit ihrer Entscheidung hätten die Delegierten des Parteitags Kanzlerin Merkel ein Abschiedsgeschenk gemacht, kommentiert die Amsterdamer Zeitung "de Volkskrant":

„So knapp er auch war, der Wahlsieg von AKK - wieder eine gemäßigte Kandidatin und wieder eine Frau - verdeutlicht, wie sehr sich die Partei in den 18 Jahren unter dem Vorsitz Angela Merkels verändert hat. Für Merkel dürfte sich die Wahl Kramp-Karrenbauers anfühlen, wie ein Abschiedsgeschenk.“

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Die liberal-konservative dänische Tageszeitung "Berlingske" sieht vor allem die gewaltigen Herausforderungen, die auf Kramp-Karrenbauer zukommen:

„Es ist eine schwierige Aufgabe, die auf Annegret Kramp-Karrenbauer als Vorsitzende der größten bürgerlichen Partei im größten Land Europas wartet. Einerseits muss sie für Kontinuität sorgen. Auf der anderen Seite sollte jedem Christdemokraten klar sein, dass es so nicht weitergehen kann.“

Von RND/dpa

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