Absturz am amerikanischen Arbeitsmarkt - was den US-Bürgern jetzt droht
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Vor allem in der Dienstleistungsbranche sorgt die Corona-Krise für wirtschaftliche Verwüstungen. In vielen US-Bundesstaaten sind die Restaurants geschlossen – hier das legendäre Empire Diner in Manhattan.
© Quelle: imago images/Levine-Roberts
Washington. Als begnadeter Verkäufer hatte Donald Trump die Nation einzustimmen versucht: “Wir kommen aus der besten konjunkturellen Lage in der Geschichte der Welt”, sagte der US-Präsident wenige Stunden vor der erwarteten Hiobsbotschaft: “Wir werden bald einen gewaltigen Wiederaufstieg haben.”
Gleichwohl löste die Bekanntgabe der jüngsten Erwerbslosenzahlen am Donnerstag eine Schockwelle in den USA aus. Rund 6,6 Millionen Menschen haben sich alleine in der vergangenen Woche als arbeitssuchend gemeldet. In der Woche davor waren es bereits 3,3 Millionen gewesen. Damit haben durch die Corona-Krise in zwei Wochen mehr Amerikaner ihren Job verloren als in den ersten sechs Monaten der großen Rezession der Finanzkrise. “Die Geschwindigkeit und die Stärke des Einbruchs sind beispiellos”, sagte Constanze Hunter, die Chefökonomin der Beratungsfirma KPMG.
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In den USA werden neben der absoluten Arbeitslosigkeit, die stets mit einiger statistischer Verzögerung gemeldet wird, auch die wöchentlichen Neuanmeldungen bei den Ämtern erfasst. Weil das Land in weiten Teilen stillliegt und Restaurants wie Geschäfte geschlossen sind, hatten Experten eine erneute Rekordzahl befürchtet. Doch lagen die Schätzungen zwischen 3 Millionen und 5,6 Millionen. Die noch dramatischere tatsächliche Zahl setzt Trump im Wahljahr unter enormen Druck. Auch werden die Rufe lauter, nach dem Zwei-Billionen-Hilfspaket ein gigantisches Infrastrukturprogramm auf den Weg zu bringen.
Die großen Autokonzerne entlassen alleine 150.000 Arbeiter
Nachdem Ausgehsperren und Einschränkungen der Geschäftstätigkeit zunächst vor allem den Tourismus und das Gastgewerbe in den USA getroffen haben, belasten sie inzwischen auch die Industrie schwer. Die Autoriesen Ford, General Motors und Fiat/Chrysler haben mehrere Werke geschlossen und 150.000 Arbeitern gekündigt. Der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Einschläge dürfte jedoch immer noch bei den Kleinunternehmen und im Handel liegen. Die Klamotten-Kette GAP hat 80.000 Mitarbeiter, der Kaufhauskonzern Macy’s rund 125.000 Beschäftigte in unbezahlten Zwangsurlaub geschickt.
Den Arbeitsplatzverlusten stehen auf der anderen Seite zwar auch Neueinstellungen gegenüber. Krankenschwestern und Lkw-Fahrer werden in den USA gerade händeringend gesucht. Die Versand- und Handelsgiganten Amazon und Walmart wollen 150.000 und 100.000 zusätzliche Kräfte einstellen und locken mit einem Aufschlag von 2 Dollar auf den Eintrittsstundenlohn von 15 Dollar. Doch besteht die meiste Nachfrage im Niedriglohnbereich, der nicht ausreicht, um eine Familie zu ernähren. Auch gleicht der Zuwachs zahlenmäßig die Arbeitsplatzverluste bei Weitem nicht aus. James Bullard, der Chef der regionalen Notenbank in St. Louis, befürchtet daher für das zweite Quartal eine Explosion der Arbeitslosenquote, die im Februar bei extrem niedrigen 3,5 Prozent gelegen hatte, auf 30 Prozent.
Viele Migranten gehen bei der staatlichen Hilfe leer aus
Angesichts der niedrigen Sparquote droht vielen Amerikanern nach dem Verlust des Arbeitsplatzes ein dramatischer finanzieller Absturz. Meist ist die Krankenversicherung an den Job gebunden und entfällt bei der Kündigung. Dann gibt es für maximal zwölf bis 26 Wochen ein Arbeitslosengeld, dessen Höchstbetrag je nach Bundesstaat bei etwa 1500 Dollar im Monat beträgt. Mit dem Billionen-Rettungspaket hat der Kongress nun eine zusätzliche Hilfe von maximal 2400 Dollar beschlossen, die aber auf vier Monate beschränkt ist. Während Soloselbstständige, Teilzeitarbeiter und Covid-19-Kranke, die ihren Job nicht ausüben können, beim normalen Arbeitslosengeld leer ausgehen, sind sie bei dieser Sonderleistung eingeschlossen. Die Migranten aus Lateinamerika, die ohne offizielle Arbeitserlaubnis in den USA jobben, haben jedoch keinen Anspruch auf staatliche Unterstützung.