Äthiopien weist Vorwurf der Hungerblockade gegen Tigray zurück
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In der Konfliktregion Tigray wird die Nahrung knapp.
© Quelle: Stefan Trappe/Aktion Deutschland
Nairobi. Die äthiopische Regierung hat Vorwürfe zurückgewiesen, sie verweigere Menschen in der Konfliktregion Tigray dringend benötigte Nahrungsmittel und andere Hilfen. „Die Unterstellung, dass wir versuchen, das Volk von Tigray zu ersticken, indem wir den humanitären Zugang verweigern und den Hunger als Kriegswaffe einsetzen, ist jenseits von Gut und Böse“, sagte Außenminister Demeke Mekonnen am Freitag, nachdem eine wichtige Brücke zerstört worden war. „Wir haben überhaupt keinen Grund, so etwas zu tun. Das sind unsere Leute“, sagte Demeke.
Die Regierung warf Kämpfern der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) vor, die Brücke gesprengt zu haben, die entscheidend für den Zugang zu sechs Millionen Menschen ist. Die Gegend um die Brücke ist von Kämpfern aus der benachbarten Region Amhara besetzt.
Roger Sandberg von der Hilfsorganisation Medical Teams International sagte der Nachrichtenagentur AP, Anwohner hätten im berichtet, dass amharische Spezialkräfte Gegenstände an der Brücke angebracht und sich nach der Explosion davongemacht hätten. TPLF-Leute hätten ihm versichert, sie würden Hilfsorganisationen den Zugang nicht verweigern.
Einseitige Waffenruhe gescheitert
Nach verlustreichen Wochen hatte die äthiopische Regierung diese Woche eine einseitige Waffenruhe verkündet, kurz darauf eroberten TPLF-Kämpfer die Regionalhauptstadt Mekele zurück und kündigten an, die gesamte Region zu befreien. Den Waffenstillstand lehnte die TPLF ab. Demeke sagte, die äthiopische Regierung habe einen Fahrplan für einen Dialog, um die Krise in Tigray zu lösen. Sie wolle auch mit friedensbereiten TPLF-Mitgliedern reden.
Das Welternährungsprogramm WFP teilte mit, auch eine zweite wichtige Brücke nach Tigray sei zerstört worden. Äthiopien erlaube seit 22. Juni keine Flüge mit Helfern mehr ins Land. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borell twitterte: „Ein Waffenstillstand bedeutet nicht, einer Region den Strom abzustellen oder wichtige Infrastruktur zu zerstören. Ein glaubhafter Waffenstillstand bedeutet, alles nur Mögliche zu tun, damit dringend benötigte Hilfe Millionen von Kindern, Frauen und Männern erreicht.“
Der UN-Sicherheitsrat wollte am Freitag die Lage in Tigray beraten. WFP-Nothilfekoordinator Tommy Thompson sagte in Genf, schon als die Brücken noch standen, seien mindestens 3800 Tonnen Lebensmittel nicht in den Westen Tigrays gelassen worden. Dort brauchten etwa 5,2 Millionen Menschen dringend Nahrung. Die Lager seien fast leer. „Im Nordwesten werden uns an diesem Wochenende die Lebensmittel ausgehen“, sagte Thompson. Möglicherweise werde in den kommenden Tagen eine Luftbrücke eingerichtet.
RND/AP