Antisemitismus heute: Amthor muss für TV-Auftritt Kritik einstecken
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Mit einer Äußerung zu Antisemitismus unter muslimischen Einwanderern hat der Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor Kritik aus mehreren Parteien auf sich gezogen.
© Quelle: imago images / Jens Jeske
Stark vereinfacht, unglücklich ausgedrückt oder rechter Populismus im bürgerlichen Gewand?
CDU-Politiker Philipp Amthor lässt mit einer kontroversen Aussage zu Antisemitismus in Deutschland im Frühstücksfernsehen von N-TV aufhorchen. „Antisemitismus, das darf man nicht vergessen, ist vor allem in muslimisch geprägten Kulturkreisen besonders stark vertreten“, meint Amthor. Vor dem Hintergrund der Migration der vergangenen Jahre seien „an dieser Stelle natürlich viele Sorgen für die jüdische Bevölkerung da“.
Sätze, die an vielen anderen Tagen in Deutschland wohl weniger Wiederhall finden. Nicht an diesem Montag. Denn vor 75 Jahren befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz.
Amthors Auftritt sorgt nun bei Twitter für Diskussionsstoff. Ja, es gebe ein Antisemitismusproblem in gewissen muslimischen Kulturkreisen, doch die Ausdrucksweise Amthors stößt vielen im Netz sauer auf. Vor allem sei es ein gesamtgesellschaftliches Problem – kein ausschließlich muslimisches, wie der CDU-Innenexperte behaupte.
Amthor wird Relativismus und Populismus vorgeworfen. Andere meinen, dass seine Aussage falsch interpretiert werde, die Kritik daran überzogen sei. Er habe sich nicht auf den Holocaust bezogen, sondern auf die Zunahme des Antisemitismus im Allgemeinen.
Kritik von Parteien an Amthor-Auftritt
SPD-Politikerin Sawsan Chebli vergleicht Amthors TV-Auftritt dennoch mit „AfD-Sprech“. „Ich versuche, junge Muslime für den Kampf gegen Antisemitismus zu gewinnen, sag ihnen, dass es auch ihre Verantwortung ist, Judenhass zu bekämpfen, dann kommt Amthor, macht sie zu DEN Tätern. Fasse es nicht.“
In einem anderen Tweet spricht sie Amthor direkt an: „Lieber Philipp, der Holocaust ist eine deutsche Schande, keine muslimische. Richtig ist: Der Kampf gegen Judenhass muss AUCH der Kampf der Muslime sein.“
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Dietmar Bartsch, Co-Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag, fordert ebenfalls „mehr Demut und Verantwortung“ vom 27-Jährigen.
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Der Grünen-Innenpolitiker Konstantin von Notz erklärt: „Klar, man muss sich genau ansehen was P. Amthor gesagt hat. Aber als deutscher Abgeordneter am Jahrestag der Befreiung von #Auschwitz bei allem rechtsextr. Antisemitismus heute – inkl. dem Anschlag von Halle – Antisemitismus vor allem als ‚muslimisch‘ zu verorten, irritiert massiv.“
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Amthor fühlt sich missverstanden
Viele Twitter-Nutzer projizieren Amthors Antwort fälschlicherweise auf den Holocaust. Tatsächlich wurde der CDU-Mann aber im Interview explizit nach der Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland in den letzten drei Jahren gefragt. In jüngster Zeit seien „Exzesstaten“ sichtbar geworden, attestiert Amthor – ohne weiter darauf einzugehen. Erst hier spannt er den Bogen zu Muslimen.
Amthor bekräftigte gegenüber der dpa, er fühle sich missverstanden. Für ihn sei „völlig klar, dass die größte Gefahr im Bereich des Antisemitismus natürlich von Rechtsextremisten ausgeht“.
Das belegten auch die polizeiliche Statistik „und der notwendige Schwerpunkt unseres politischen Handelns“.
mit dpa