Vorbild oder Show? Grünen-Politiker Hofreiter leitet Ausschuss mit Kind auf dem Schoß
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Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag. (Archivbild)
© Quelle: dpa/Sina Schuldt
Berlin. Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter hat den EU‑Ausschuss des Bundestags am Montag mit einem Kind auf dem Schoß geleitet. Das sorgte auf Twitter für Diskussionen. Während die einen Hofreiter als Vorbild lobten, kritisierten andere den ehemaligen Fraktionsvorsitzenden. Sie behaupten, dass Hofreiter das Kleinkind zu PR-Zwecken nutze.
Bereits am Montag war das Bild entstanden, das für die Twitter-Debatte sorgte. Der Bundestagsmitarbeiter Lukas Stern hatte ein Foto Hofreiters mit Kind auf dem Schoß gepostet: Während ein etwa Einjähriger auf dem Schoss des Spitzenpolitikers sitzt, greift dieser zum Mikrofon. Der 52‑jährige Hofreiter hat den Vorsitz im Europaausschuss des Bundestages seit rund sechs Monaten inne.
Streit um Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Die ersten Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. „Ich finde es etwas albern so zu tun, als könne ein MdB keine Betreuung für die Dauer einer Sitzung finanzieren. Wir brauchen definitiv viel mehr Vereinbarkeit – aber das hier ist ja nun doch eher for show“, schrieb einer der User.
Andere warfen dem Grünen-Politiker unverhohlen vor, das Kind für PR-Zwecke zu nutzen: „Aber schön dass Herr H. hier sein Kind benutzt, um unnötig Aufsehen und PR zu erheben. Er sollte genügend Geld für eine professionelle pädagogische Kinderbetreuung aufbringen können.“
Hofreiter äußerte sich zunächst nicht
Andere Nutzer hingegen sehen Hofreiters Aktion als Symbol für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und loben ihn als Vorbild. Sie schlagen einen kurzfristigen Ausfall der Betreuung oder private Gründe für das Mitbringen des Kindes vor. „Oder aber: Er hatte Bock. Das Kind hatte Bock. Weil es geht. Und das darf als Grund völlig reichen“, schreibt ein weiterer Twitter-Nutzer. Hofreiter selbst äußerte sich zunächst nicht zu der Sitzung mit Kind.
Dass Politiker Kinder mit zur Arbeit nehmen, ist grundsätzlich nicht neu, aber immer wieder umstritten. So brachte Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern im Jahr 2018 ihre damals drei Monate alte Tochter mit zu einer UN‑Sitzung nach New York und sorgte damit für Schlagzeilen.
Hofreiters Sohn kam im März vergangenen Jahres auf die Welt. Der Grünen-Politiker hatte sich daraufhin eine kurze Auszeit genommen. Der studierte Biologe sitzt seit 2005 im Bundestag, seit 2013 ist er Fraktionsvorsitzender.
RND/ag/dpa
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