Atomstrom aus der Ukraine: Kiew bietet Deutschland Hilfe in der Energiekrise an
/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/XQRL5UYV2RAJBP5M6ZNFMOJJTA.jpg)
Saporischschja Kraftwerk am Fluss Dnepr ist unter russischer Kontrolle: Mit rund 40 Gigawattstunden Leistung ist es das größte Atomkraftwerk Europas.
© Quelle: picture alliance / Photoshot
Kiew. Die gegen die russische Invasion kämpfende Ukraine hat den Export von Atomstrom nach Deutschland zur Gewährleistung der Energiesicherheit angeboten. „Im Bereich der Dekarbonisierung bewegt sich die Ukraine in einer anderen Logik als Deutschland“, schreibt der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko in einem Gastbeitrag für die „Wirtschaftswoche“ am Freitag.
Daher würden über 50 Prozent der ukrainischen Elektroenergie in Atomkraftwerken erzeugt. „Damit kann die Ukraine, die seit dem 16. März ihr Energienetz mit dem Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber synchronisiert hat, zum Outsourcer von Strom für Deutschland werden“, erklärt Haluschtschenko.
Größtes ukrainisches Atomkraftwerk unter russischer Kontrolle
Zuvor hatte sich die Ukraine im Februar zu Kriegsbeginn zusammen mit dem benachbarten Moldau vom ehemaligen sowjetischen Stromverbund mit Belarus (Weißrussland) und Russland getrennt. Ein Vorteil der Ukraine ist Haluschtschenko zufolge auch der Zeitunterschied von einer Stunde zu Berlin, wodurch sich die Stromverbrauchsspitzen unterschieden.
In der Ukraine werden Atomkraftwerke sowjetischer Bauart mit einer Gesamtkapazität von mehr als 14 Gigawatt betrieben. Sechs Blöcke im größten Atomkraftwerk Europas in Enerhodar bei Saporischschja befinden sich allerdings seit März unter russischer Kontrolle. Mit dem russischen Einmarsch vor vier Monaten ist aufgrund der Kämpfe, der Fluchtbewegung und des Wirtschaftseinbruchs auch der Stromverbrauch massiv zurückgegangen. Aktuell exportiert Kiew bereits Strom nach Polen und nach Moldau.
RND/dpa