Dürre führt bei der Ernte zu Ertragseinbußen – Künast fordert Landwirte zum Handeln auf
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Landwirte kämpfen mit den Folgen der Dürre.
© Quelle: David Young/dpa
Berlin. Stein- und Schlammwüsten, wo mal Wasser plätscherte und floss, rissiger und sandiger Boden, braune Wiesen: Der Sommer ist in vielen Regionen Deutschlands von Dürre geprägt. „Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Der Klimawandel ist da“, sagte Bauernverband-Präsident Joachim Rukwied am Dienstag bei der Präsentation der Erntebilanz in Berlin. Die Folgen spüren seine Landwirte sehr konkret – auf ihren Feldern, in ihren Speichern und am Ende auch im Portemonnaie.
Zwar ist die Getreideernte laut Bauernverband mit etwa 43 Millionen Tonnen etwas besser ausgefallen als im vergangenen Jahr – sie liegt aber trotzdem deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. „In Summe bleibt die Versorgungslage angespannt“, betonte Rukwied. Außerdem lasse die Qualität, zum Beispiel beim Weizen, zu wünschen übrig. Dieser eignet sich oftmals nicht als Brotgetreide, sondern nur noch als Tierfutter – eine Folge ausbleibender Niederschläge.
Auch der Körnermais habe in den vergangenen Wochen vielerorts massiv unter der Trockenheit gelitten, so Rukwied weiter. Allgemein rechne der Bauernverband bei Herbstkulturen wie Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben regional mit „erheblichen Ertragseinbußen“.
Um die Ernährungssicherheit in Anblick von Extremwetterereignissen auch in Zukunft zu wahren, müsse man eigentlich widerstandsfähigere Sorten anbauen, sagte Rukwied. Das Problem dabei sei jedoch, dass man dafür neue Züchtungsmethoden brauche – und Landwirte hätten zwar vermehrt mit Hitze und Dürre zu kämpfen, aber alle paar Jahre sei es dann wieder besonders regnerisch. „Wir haben kein Patentrezept“, räumte der Bauernvertreter ein.
Künast fordert Landwirte zum Handeln auf
Die neuen Pläne der Europäischen Kommission für eine umweltfreundlichere Landwirtschaft betrachtet der Bauernverband derweil mit Sorge – insbesondere das Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten. „Die Ziele gehen wir mit“, betonte Rukwied. „Was die EU aber jetzt vorschlägt, hätte die Ernährungskrise zur Folge.“
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Bauernverband-Präsident Joachim Rukwied stellte am Dienstag in Berlin die Erntebilanz vor.
© Quelle: Britta Pedersen/dpa
Renate Künast, Sprecherin für Ernährung und Landwirtschaft der Grünen-Bundestagsfraktion, zeigte sich angesichts der erneuten Ernteeinbußen besorgt und forderte die Landwirte zum Handeln auf. „Auch dem Bauernverband ist klar, dass die Klimakrise auf dem Feld angekommen ist“, sagte Künast dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Die Landwirtschaft hat jetzt die Chance, zum Förderer der Umwelt zu werden.“ Das erfordert zwar Mut zur Veränderung, gerade auch beim Einsatz von Chemie, so die Grünen-Politikerin weiter. „Aber davon profitieren am Ende auch die Bäuerinnen und Bauern bei der Ernte.“
Hohe Logistik- und Energiekosten treiben Preise für Lebensmittel in die Höhe
Auch Umweltorganisationen reagierten auf die Erntezahlen mit der Forderung nach Konsequenzen. Klima- und Umweltschutz müssten endlich als integraler Bestandteil in der Landwirtschaft verankert werden, forderte Johann Rathke, Koordinator für Agrarpolitik des WWF.
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Ansturm auf Kohlebriketts in Brandenburg: „Menschen weinen am Telefon“
Brennholz, Heizlüfter und Kohle sind gefragt wie nie. Um sich auf mögliche Engpässe im Winter vorzubereiten, legen die Brandenburger Vorräte an. Kohlehändler berichten von verzweifelten Anrufern. Ein Tagebaubetreiber kommt mit dem Nachschub an Briketts kaum hinterher.
Verbraucher müssen sich angesichts der geringeren Erträge auf weiter steigende Preise einstellen. Engpässe bei der Versorgung mit Lebensmitteln allerdings erwarten die meisten Expertinnen und Experten nicht. Er glaube nicht, dass Deutschland „die Kartoffeln oder Pommes Frites ausgehen werden“, sagte Christoph Hambloch, Kartoffelmarktanalyst der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) dem RND. Teurer würden die Knollen aber sehr wohl.
Und nicht nur Kartoffeln: Laut Rukwied bleibt das Preisniveau der Ernteerträge allgemein hoch beziehungsweise steige tendenziell. Aufgrund hoher Logistik- und Energiekosten bräuchten Bäuerinnen und Bauern steigende Erlöse.