Neues Logo, alte Probleme – wie sich die CDU neu erfinden will
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Die Illustration zeigt Kugelschreiber mit dem neuen CDU-Logo im Konrad-Adenauer-Haus, der CDU-Parteizentrale.
© Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Türkis soll die Grundfarbe des neuen Parteilogos also sein – genauer gesagt Cadenabbia-Türkis. In dem italienischen Ort am Comer See hatte Bundeskanzler und CDU-Ikone Konrad Adenauer seine Sommerresidenz.
Die Farbe stehe für Vitalität, Zuversicht und Freiheit, hieß es am Dienstag bei einer Vorstellung des neuen Designs. „Die CDU wird wieder schwarz“, ergänzte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann stolz. Denn die drei Buchstaben CDU sind nach 41 Jahren schwarz statt rot. Doch die Freude dürfte getrübt sein, immerhin musste ein dazugehöriger Imagefilm noch am Morgen geändert werden, und die Aussage eines prominenten CDU-Mannes sorgte am Dienstag für Aufregung. Aber dazu später mehr.
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Die Deutschland-Farben dürfen bei dem Logo auch nicht fehlen. So ist ein schwarz-rot-gelber Streifen Teil des Logos. „CDU-Bogen“ nennt ihn Linnemann. Er soll für Aufbruch und Dynamik stehen. Als ergänzende Farbe etwa für Wahlslogans ist ein dunkler Blauton vorgesehen – Rhöndorf-Blau, diesmal benannt nach dem Wohnort Adenauers.
Neues Design ähnelt Erscheinungsbild von Landesparteien
CDU-Nähe hat auch die Agentur Guru, die das Design ausgearbeitet hat. Hier ist 2022 der frühere Hamburger CDU-Landeschef Marcus Weinberg nach seinem erfolglosen Bürgermeister-Wahlkampf als Partner eingestiegen. Linnemann sagt, bei der Auswahl der Agentur habe dies keine Rolle gespielt. Es habe einen Wettbewerb mit verschiedenen Agenturen gegeben. Wie viel das neue Erscheinungsbild gekostet hat, konnte Linnemann nicht beziffern.
Mehrere Landesparteien, darunter Hessen im aktuellen Wahlkampf, nutzen bereits ähnliche Farben. Dass sich die Bundes-CDU daran orientiert hat, überrascht also nicht. Immerhin pocht sie darauf, dass alle das Design übernehmen.
Bereits am Montag hatte die CDU-Führung den Parteigremien die neuen Farben vorgestellt – inklusive eines Imagefilms, in dem nach RND-Informationen aus der CDU-Kanzlerriege zwar Adenauer und Helmut Kohl, nicht aber Angela Merkel prominent zu sehen waren. Nach Interventionen ließ die CDU-Führung noch am Dienstagmorgen Merkel prominenter in das Video einbauen. Es seien einige Kanzler nicht zu sehen gewesen, auch Kurt Georg Kiesinger nicht, sagte Linnemann. Man habe daher am Dienstag ein neues Video gemacht.
Dass Friedrich Merz auf Merkel nicht gut zu sprechen ist, ist bekannt. Doch das Adenauerhaus wies zurück, dass es dahinter spezielle Motive gegeben habe. Die Agentur habe das Video produziert.
Rödder lässt alte Debatte wieder aufleben
Linnemann nannte das neue Design „modern, dynamisch, frisch“. Das Logo mit der türkisen Farbe, die auch an die Österreichische Volkspartei (ÖVP) und deren Markenmodernisierung unter dem mittlerweile zurückgetretenen Kanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz erinnert, ist Teil einer Modernisierungsstrategie. Seit Monaten arbeitet die Bundes-CDU an einem neuen Grundsatzprogramm.
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Stellte das neue Logo und die neue Farbe der CDU vor: Carsten Linnemann.
© Quelle: IMAGO/Chris Emil Janßen
Doch gerade an dem Tag, an dem die CDU mit ihrem neuen Logo für Aufsehen sorgen wollte, machte ihnen ausgerechnet der Chef der CDU-Grundsatzkommission einen Strich durch die Rechnung. Der Historiker Andreas Rödder, der die Grundwerte-Charta mit ausgearbeitet hatte – quasi die Grundlage für das Programm –, forderte die CDU auf, nicht länger über Brandmauern zur AfD zu streiten.
Er zeigte sich im „Stern“-Interview zudem offen für Minderheitsregierungen seiner Partei im Osten, selbst wenn diese hin und wieder von der AfD unterstützt würden. „Die entscheidende Frage wäre: Ist es eine Minderheitsregierung, die sich ihre Mehrheit immer wieder neu suchen muss? Dann ist es völlig in Ordnung.“
„Wir teilen in diesem Punkt seine Auffassung nicht“
Das ist eine Position, die die CDU-Führung vehement ablehnt. „Wir teilen in diesem Punkt seine Auffassung nicht“, ließ Linnemann nach der Vorstellung des Logos über die Pressestelle mitteilen. „Im Gegenteil, wir kämpfen gemeinsam dafür, dass die CDU bei allen anstehenden Landtagswahlen stärkste Kraft wird, sodass gegen uns nicht regiert werden kann.“
Ein Parteitagsbeschluss schließt Koalitionen und ähnliche Formen der Zusammenarbeit mit der Linkspartei und der AfD aus. CDU-Chef Merz betont immer wieder die Bedeutung einer Brandmauer zu den Rechtsradikalen. Doch nicht zuletzt die von der CDU mithilfe der AfD durchgesetzten Steuersenkungen in Thüringen hatten für innerparteiliche Debatten gesorgt.