Chaos in Kabul: Zwei Männer wollen als Präsident vereidigt werden
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Der afghanische Präsident Mohammad Ashraf Ghani (r.) und sein Kontrahent, Premierminister Abdullah Abdullah.
© Quelle: imago images/Xinhua
Kabul. Afghanistan droht kurz vor geplanten Friedensgesprächen zwischen der Regierung und den militant-islamistischen Taliban eine Zuspitzung der innenpolitischen Krise.
Im Streit um den Ausgang der Präsidentenwahl wollen sich Amtsinhaber Aschraf Ghani sowie sein Kontrahent und bisheriger Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah am kommenden Montag beide zum Regierungschef erklären, hieß es aus beiden Lagern.
"Wir werden eine bahnbrechende Zeremonie abhalten", sagte Ghanis Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Abdullah hatte in einem im Fernsehen übertragenen Interview am Donnerstag gesagt: "Ich habe immer noch Hoffnung auf eine Lösung für die Krise, aber wenn der Betrug über unser Land herrschen soll, zweifle ich nicht daran, dass wir eine (eigene) Zeremonie abhalten werden."
Wahlbeteiligung von 15 Prozent
Seit Monaten herrscht Streit um den Ausgang der Präsidentschaftswahl im September 2019.Die Wahlkommission hatte Ghani am 18. Februar mit 50,64 Prozent der Stimmen zum Sieger erklärt. Abdullah wiederum forderte die Überprüfung von 300.000 seiner Ansicht nach ungültigen Stimmen. Die Wahlbeteiligung war mit 15 Prozent die geringste seit dem Fall des Taliban-Regimes im Jahr 2001.
Die innenpolitische Krise trifft Afghanistan zur Unzeit. Die USA und die militant-islamistischen Taliban haben gerade am vergangenen Samstag nach einer Woche reduzierter Angriffe beider Seiten ein Abkommen abgeschlossen, das den Weg für innerafghanische Friedensgespräche einleiten sollte.
Der Beginn der Gespräche war für den 10. März vorgesehen, nur einen Tag nach den geplanten Zeremonien. Um in den Verhandlungen mit den Islamisten zu bestehen, ist Beobachtern zufolge vor allem Einigkeit auf Regierungsseite vonnöten.
Treffen im Außenministerium - ohne Ergebnis
Repräsentanten beider Seiten hatten sich Abdullah zufolge am Donnerstag im Außenministerium getroffen - zunächst jedoch ohne konkretes Ergebnis. "Jede von beiden Seiten vereinbarte Lösung ist besser als zwei Vereidigungszeremonien", sagte Abdullah.
RND/dpa