Prominenz, Protz und Pannen: die legendärsten Staatsbesuche in Deutschland
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Eine Rede, die in die Geschichtsbücher einging: Der frühere US-Präsident John F. Kennedy spricht am 26. Juni 1963 vor dem Rathaus Schöneberg in Berlin vor 450.000 Zuhörern. Unvergessen das berühmte Zitat: „Ich bin ein Berliner“. Rechts von ihm steht der damalige Berliner Bürgermeister und spätere Bundeskanzler, Willy Brandt.
© Quelle: picture alliance / IMAGNO/Votava
Deutschland macht sich bereit für drei Tage royalen Glanz: Der britische König Charles III. und Queen Camilla reisen am Mittwoch zum Staatsbesuch in die Bundesrepublik. Nach dem Auftakt in Berlin geht es für das royale Ehepaar einen Tag später weiter nach Brandenburg, ehe sie ihren Staatsbesuch am Freitag in Hamburg beenden. Es ist die erste Auslandsreise von Charles als König. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender werden ihn und seine Gemahlin an allen drei Tagen begleiten.
Charles, eine Hafenrundfahrt und linke Aktivisten
Wenn König Charles III. am 31. März in Hamburg ankommt, wird es nicht sein erster Besuch in der Hansestadt sein. Vor knapp 36 Jahren war er schon mal dort. Damals noch als „ewiger Thronfolger“ und in Begleitung seiner ersten Ehefrau, Lady Diana, die im August 1997 auf tragische Weise bei einem Autounfall ums Leben kam.
Auf Einladung des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker war das Kronprinzenpaar 1987 zu einem mehrtägigen Besuch nach Deutschland gekommen. Im exklusiven Hamburger Kaufhaus Alsterhaus sollten sie als Werbefiguren die „Britische Woche“ eröffnen. Natürlich wollte man den Royals als Dankeschön einiges bieten. Und so durfte auch eine Hafenrundfahrt nicht fehlen. Als die beiden in der luxuriösen Senatsbarkasse durch den Hafen tuckerten, enthüllten linke Aktivisten plötzlich ein Banner mit der Aufschrift „Zerstört die Hochsicherheitstrakte – Sieg für die IRA“ und feuerten Leuchtkugeln auf die Polizei.
In der britischen Presse wurde die Aktion als Angriff auf das Kronprinzenpaar interpretiert und den deutschen Behörden ein Sicherheitsproblem attestiert.
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Prinzessin Diana trägt sich am 8.11.1987 in das Goldene Buch der Stadt Hamburg ein. Links Hamburgs Oberbürgermeister Klaus von Dohnanyi, in der Mitte Prinz Charles (lächelnd) und rechts Christa von Dohnanyi.
© Quelle: picture-alliance / dpa
Queen Elizabeth ungewöhnliche Forderung
Königin Elizabeth II. war während ihrer mehr als 70-jährigen Amtszeit fünfmal auf Staatsbesuch in Deutschland. Die Reisen waren stets mit hohen Kosten und einigen Sonderwünschen verbunden. So ließ sie vor ihrem Staatsbesuch in Bonn im Mai 1978 dem Bundespräsidenten Walter Scheel ausrichten, sie erwarte zwei Pferde als Geschenk.
Laut Akten, aus denen der „Spiegel“ zitiert, habe sie einen Holsteiner, Größe 167 bis 169 Zentimeter geordert, Farbe mittelbraun, jedoch „nicht zu hell, auf keinen Fall zu dunkel“. Als zweites Tier habe sie sich einen Schimmel gewünscht, „möglichst weiß, auf keinen Fall schmutziges Grau“, Größe 166 bis 168 Zentimeter. Die Bundesregierung kam den Wünschen tatsächlich nach – und übernahm die Kosten in Höhe von 60.000 Euro für die beiden Tiere.
2015 war die Queen dann das letzte Mal zu Gast in Deutschland. Empfangen wurde sie vom damaligen Bundespräsident Joachim Gauck. Auch diesmal gab es ein Gastgeschenk für die Pferdeliebhaberin. Allerdings ein nicht ganz so pompöses wie beim Besuch 1978. Gauck überreichte ihr das Gemälde „Pferd in Royalblau“. Das Bild zeigt Elizabeth im Alter von etwa neun Jahren auf einem Pony.
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Das Gemälde „Pferd in Royalblau“ der Künstlerin Nicole Leidenfrost war 2015 das Gastgeschenk von Ex-Bundespräsident Joachim Gauck an Königin Elizabeth II.
© Quelle: dpa
Obama, der Popstar in Berlin
Barack Obama besuchte Deutschland während seiner Amtszeit als US-Präsident insgesamt sechs Mal und damit so häufig wie keiner seiner Vorgänger. Das erste Mal kam er bereits im Juli 2008 als Wahlkämpfer nach Berlin, der Senator und wollte für die Demokraten ins Weiße Haus einziehen. Und warb dafür auch in Berlin. Damals hielt er eine Rede an der Siegessäule. Eine Rede vor dem Brandenburger Tor hatte Kanzlerin Merkel ihm nicht gestattet, weil er zu dem Zeitpunkt noch nicht Präsident war. Mehr als 200.000 Menschen kamen, um Obama zu sehen und sprechen zu hören. Sie jubelten ihm zu, schwenkten USA-Fahnen und feierten ihn wie einen Popstar.
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Der damalige US-Präsidentschaftsbewerber Barack Obama winkt am 24.07.2008 in Berlin nach seiner Rede den Zuhörern zu.
© Quelle: dpa
Kennedy in Berlin: ein Satz für die Geschichte
Es war ein Besuch mit viel Sprengkraft. Am 26. Juli 1963 kam der damalige US-Präsident John F. Kennedy nach Deutschland – mitten in der heißen Phase des Kalten Krieges. Er besuchte Köln, Bonn, Hanau, Frankfurt am Main, Wiesbaden und das abgeschnittene West-Berlin. Es war der erste Besuch eines US-Präsidenten in Berlin seit Ende des Zweiten Weltkriegs.
In der DDR wurde die Reise als Provokation wahrgenommen. Im Westen dagegen jubelten die Menschen. Sie erhofften sich vom US-Präsidenten ein Zeichen der Versöhnung und des Schutzes. In seiner Rede verurteilte Kennedy den Kommunismus und den Mauerbau. Er lobte die West-Berliner, die trotz der „Belagerung“ in ungebrochener Hoffnung lebten. Am Ende fiel dann der legendäre Satz, der in die deutschen Geschichtsbücher eingehen sollte: „Ich bin ein Berliner.“
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John F. Kennedy (links) bei seinem Berlin-Besuch 1963, begleitet vom Regierenden Bürgermeister Willy Brandt (rechts)
© Quelle: dpa
Tibetische Gelassenheit im Fahrstuhl
Freudenrufe, lachende Gesichter und fliegende Tibetflaggen. Das ist die Stimmung, wenn der Dalai Lama nach Deutschland kommt. Der Gottkönig gilt für viele als einer der weisesten Menschen der Gegenwart. Auch deswegen wollen viele ihn persönlich kennenlernen. Oder zumindest sehen. Die Sicherheitsvorkehrungen sind bei jedem Besuch entsprechend hoch. Die Polizei ist mit Spürhunden unterwegs, an Fenstern werden Scharfschützen positioniert.
Doch nicht alles kann im Vorhinein geplant werden. Bei einem Besuch in Hamburg im Jahr 2014 kam es zu einer technischen Panne. Nach einer Besichtigung der Ausstellung „Tibet – Nomaden in Not“ steckte das Oberhaupt der Tibeter im Fahrstuhl fest. Der Friedensnobelpreisträger nahm es mit Humor, stieg ein Stockwerk höher aus und nahm die Außentreppe. Später entschuldigte er sich für seine Verspätung bei den Zuhörerinnen und Zuhörern im Congress Centrum (CCH), die schon auf ihn warteten.
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Der Dalai Lama, das geistliche Oberhaupt der Tibeter, besucht am 25.08.2014 die Ausstellung „Tibet: Nomaden in Not“ im Völkerkundemuseum in Hamburg.
© Quelle: Christian Charisius/dpa
Handgemenge bei al-Sisi-Besuch
Der Besuch des ägyptischen Präsident Abdel Fattah al-Sisi 2015 in Berlin war von Anfang an umstritten. Schließlich hatte er sich zwei Jahre zuvor mithilfe des Militärs an die Macht geputscht und das Land seitdem mit eiserner Faust regiert. Dennoch rollten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck dem Machthaber den roten Teppich aus.
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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi 2015 bei seinem Besuch in Berlin.
© Quelle: dpa
Während der Pressekonferenz kam es dann zu einem Zwischenfall. Eine oppositionelle ägyptische Journalistin ergriff das Wort und skandierte: „Es lebe die Freiheit, es lebe die Demokratie.“ Sie nannte Sisi einen „Mörder“ und forderte ein Ende der Militärherrschaft. Regimefreundliche ägyptische Journalisten brüllten zurück: „Es lebe Ägypten, es lebe al-Sisi.“ Es entwickelte sich eine verbale Auseinandersetzung und ein Handgemenge. Kanzlerin Merkel war die Irritation anzusehen, al-Sisi lächelte die Situation einfach weg.
Gaddafis skurrile Auftritte in Europa – aber nicht in Berlin
Muammar al-Gaddafi war für seine exzentrischen Staatsbesuche bekannt. Nach dem Militärputsch war er von 1969 bis 2011 Machthaber im diktatorisch geführten Libyen. Deutschland besuchte er nie – doch fast wäre es dazu gekommen. Im Jahr 2003 distanzierte sich Gaddafi vom Terror und erklärte, die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen einzustellen. Daraufhin kooperierte der Westen mit dem libyschen Regime. Gaddafi besuchte unter anderem Paris, Rom und Madrid.
Die Staatsbesuche nutze er für seine eigene Inszenierung. In Paris durfte er sein Beduinenzelt im Garten des Stadtpalais Marigny aufstellen. Er kam mit 400 Gefolgsleuten, 100 Limousinen und einem Kamel, um jeden Morgen frische Milch trinken zu können. Der Besuch geriet für den französischen Präsidenten Sarkozy zur Peinlichkeit.
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Nicolas Sarkozy (links), damaliger Staatspräsident von Frankreich, empfängt Muammar Gaddafi, dem damaligen Staatsoberhaupt von Libyen, zu einem Gespräch im Elysee-Palast.
© Quelle: Maya Vidon/EPA/dpa
In Rom verlangte er ein Treffen mit mehreren Hundert italienischen Frauen, die von einer Modelagentur rekrutiert wurden. Das sollte sich in Berlin nicht wiederholen. Angela Merkel hatte sich anders als Gerhard Schröder stets von Gaddafi distanziert und verhinderte einen Besuch des Despoten.