Der polititische Sprengstoff im Spähballon
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US-Präsident Joe Biden spricht am Samstag mit Vertretern der Presse, nachdem er aus der Air Force One gestiegen ist.
© Quelle: Patrick Semansky/AP/dpa
Washington. Auf den ersten Blick wirkt der Vorgang wie eine Posse: Ein weißer Ballon mit einem silbernen Anhängsel treibt sieben volle Tage von West nach Ost über die Weiten der USA. Bei klarem Wetter kann man das feindliche Ufo am blauen Himmel beobachten, im Netz gibt es einen Wettbewerb um die besten Fotos.
Unwillkürlich wähnt man sich in einem satirischen Spionagethriller: Zu offensichtlich und zu anachronistisch erscheint im Zeitalter der globalen Satelittenüberwachung der chinesische Ausspähversuch, um eine echte Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA darzustellen.
Doch genau darin liegt die politische Brisanz: Im besten Fall war der Himmelskörper ein plumper Versuchsballon der Machthaber in Peking, die frech austesten wollen, wie weit sie gehen können. Im schlimmsten Fall eine bewusste Demütigung und Provokation Washingtons.
Die Hardliner der Republikaner haben nun Oberwasser
Die Wirkung jedenfalls ist höchst beunruhigend: Die Beziehungen zwischen den beiden Weltmächten stürzen auf einen absoluten Tiefpunkt. Die erste Reise eines US-Außenministers nach Peking seit 2018 ist abgesagt. Und innenpolitisch gerät Präsident Biden mächtig unter Druck.
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Die Republikaner wollen ihm schon länger Schwäche und Nachsicht mit Peking wegen früherer Geschäftsbeziehungen seines Problem-Sohnes Hunter andichten. Im Kongress haben sie mehrere Ausschüsse eingerichtet, die sich mit derartigen Verschwörungslegenden beschäftigen sollen.
Angesichts der brisanten Lage um Taiwan und der chinesischen Unterstützung für Russland im Ukraine-Krieg liefert die dreiste Spionage-Aktion den Hardlinern, die auf einen knallharten Konfrontationskurs mit China drängen, nun neue Nahrung.
Nach Ballon-Abschuss: USA werten Trümmerteile aus
Vor der Küste South Carolinas bergen die USA Trümmer eines mutmaßlichen Spionageballons aus China aus dem Wasser.
© Quelle: dpa
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Unter ihrem Idol Donald Trump wäre so etwas nie passiert, eifern sie, obwohl es offenbar auch damals ähnliche Vorfälle gab. Biden rücken sie in die Nähe eines Landesverräters. „Wir haben offene Grenzen und nun auch noch einen ungeschützten Luftraum“, twitterte der rechte Partei-Aktivist Matt Schlapp am Sonntag: „Wann machen wir uns ehrlich über unseren Oberkommandierenden?“
Noch sind die Trümmer des Spähballons, der über der Küste von South Carolina von einer Rakete abgeschossen wurde, nicht geborgen. Aber klar ist schon jetzt: Seine zerfetzte Hülle hat nicht nur Gas und Überwachungsschrott freigesetzt. Unter ihr verbarg sich auch eine gewaltige Ladung politischer Sprengstoff.